Rufe in den Wäldern
Den Lavanttaler Goldschakalen auf der Spur
Der Goldschakal breitet sich aus. Auch im Lavanttal gab es bereits Sichtungen.
LAVANTTAL. Wölfe, Bären, Luchse – über die Anwesenheit großer Raubtiere in den Wäldern des Lavanttals hört man immer wieder. Handfeste Beweise fehlen in den allermeisten Fällen. Doch es gibt eine weitere Raubtierart, die in Kärnten zukünftig tatsächlich eine Rolle spielen wird: Der Goldschakal, der sich von seinem Ursprungsgebiet, der Balkanregion, in hohem Tempo Richtung Norden ausbreitet. Beim Goldschakal handelt es sich um eine eng mit dem Wolf verwandte Art der Hunde (Canidaen), der eine Länge von 80 bis 95 Zentimeter aufweist und damit größenmäßig in etwa zwischen dem Fuchs und dem Wolf liegt. Seit 2015 beschäftigt sich ein Team des Instituts für Wildbiologie und Jagdwirtschaft (IWJ) der Universität für Bodenkultur (BOKU) mit der Anwesenheitsbestimmung dieses Caniden in Österreich.
Nachweise in Kärnten
Leiterin des Projektes ist die Wildtierforscherin Jennifer Hatlauf. Sie hat einen genauen Überblick darüber, wo es in der Vergangenheit bereits Nachweise für Goldschakalvorkommen gab: „In Kärnten verzeichneten wir im Vorjahr vier Nachweise, und zwar aus dem Liesertal“, so die Expertin. In Österreich gibt es mit Wien und Vorarlberg nur noch zwei Bundesländer, in denen bisher keine Goldschakale nachgewiesen werden konnten.
Geräusche in der Nacht
Nun wurde Hatlauf von der Bezirksgruppe Wolfsberg des Kärntner Jagdaufseherverbandes eingeladen, um die Anwesenheit des Goldschakals im Lavanttal festzustellen. „Die Jäger berichteten über Laute in der Nacht, die sie nicht zuordnen konnten“, sagt Bezirksobmann Sascha Flößholzer. „Auch gab es immer wieder Sichtungen und Fotos.“
Bisher keine Antwort
In der vergangenen Woche verbrachte die Schakal-Expertin drei Nächte in den Wäldern des Tales, um einer besonders spannenden Tätigkeit nachzugehen. Mithilfe eines Megafons wird ein Gruppenruf eines Goldschakales in die Dunkelheit hinausgeschickt – immer in der Hoffnung, eine Antwort zu erhalten, die die Anwesenheit einer Gruppe der monogam lebenden Tiere beweisen würde. Doch diese Antwort blieben die Goldschakale der Wissenschaftlerin bisher schuldig. Eine Garantie dafür, dass keine Goldschakale in der Nähe waren, ist das jedoch nicht: „Auf die akustische Stimulation reagieren vorwiegend Tiere, die in Gruppen unterwegs sind, auf Reviersuche eher nicht“, meint Hatlauf, die das Monitoring in absehbarer Zeit wiederholen möchte.
Fotofalle
Auch wenn das Monitoring bisher kein Ergebnis brachte – es gibt Fotobeweise für die Anwesenheit des Goldschakales im Bezirk Wolfsberg. Im Feber 2021 ging ein Exemplar einem Jäger im Revier Kliening/Kreuzberg/Hermannsberg (Hegering 32, Bad St. Leonhard) an einem „Luderplatz“ auf etwa 900 Meter Seehöhe in die Fotofalle. Aufgrund der hohen Qualität der Aufnahmen, ist sich Hatlauf sicher: „Das ist ein Goldschakal!“ Auch in Zukunft muss man im Lavanttal mit dem Goldschakal rechnen. Die Tiere führen zwar ein sehr verborgenes Leben, kommen aber mit fast jedem Lebensraum zurecht, solange es genügend Deckung und Futter gibt.
Auswirkungen auf das Wild
Für die Jäger im Bezirk stellt die Ankunft des Goldschakals auf jeden Fall eine Herausforderung dar: „Eine entsprechend große Goldschakal-Population könnte spürbare Auswirkungen auf das Rehwild haben“, erklärt Sascha Flößholzer. „Das Rehwild wird durch die Anwesenheit eines neuen Raubtieres scheuer und auch in seinem Bestand dezimiert. Das wiederum hätte Auswirkungen auf die Abschusspläne, die die Jäger erfüllen müssen. Zudem verdrängt der Schakal den heimischen Fuchs.“ Der Goldschakal ist im Kärntner Jagdgesetz zwar als jagdbares Wild angeführt, die Verordnung mit Jagd- und Schonzeiten ist allerdings noch nicht umgesetzt. Dennoch hält Flößholzer es für wichtig, sich auf die Ankunft des Räubers vorzubereiten: „Wie es auch beim Schwarzwild war, das heute immense Probleme verursacht, werden auch die Auswirkungen eine künftigen Goldschakal-Population anfangs noch unterschätzt.“, meint Flößholzer.
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