Die Bahnfahrerin als Tunnelpatin

petra.moerth@woche.at

ST. PAUL. Die SPÖ-Gemeinderätin und Bürgermeistergattin Romana "Romy" Primus (66) übernimmt auf Wunsch der ÖBB die Tunnelpatenschaft für die Tunnelkette Granitztal, deren feierlicher Anschlag am 24. April um 11 Uhr auf der Baustelleneinrichtungsfläche St. Paul erfolgt.
Die Tunnelpatin ist während der Bauphase der Tunnels in diesem Abschnitt der Koralmbahn die irdische Vertreterin der Heiligen Barbara, die von den Bergleuten und Tunnelarbeitern als Schutzpatronin verehrt wird. "Das ist eine große Ehre für mich, weil ich mich von Anfang an mit der Jahrhundert-Chance Koralmbahn identifiziert habe", gesteht Romy Primus. Die gebürtige Ettendorferin bezeichnet sich selbst als leidenschaftliche Bahnfahrerin.

Zeitzeugin der Geschichte

"Als Kind bin ich mit meinen Eltern mit dem Zug über Lavamünd und Unterdrauburg im damaligen Jugoslawien nach Klagenfurt gefahren. In Unterdrauburg wurde der Zug verdunkelt und man musste still sein und durfte nicht reden", erinnert sich Primus an das sozialistische Ex-Jugoslawien. In jungen Jahren fuhr die Lavanttalerin mit einem Zug, der mit einer von Kohle betriebenen Dampflokomotive gezogen wurde, nach St. Paul und Wolfsberg. "Die Waggons waren kaum beheizt und gesessen sind wir auf Holzbänken — nicht zu vergleichen mit der heutigen Ausstattung." Am 10. Oktober 1964 ging die Jauntalbahn in Betrieb, die Primus später zu Fahrten nach Klagenfurt nutzte.
Mit der ÖBB fuhr die Gründerin des St. Pauler Literaturstammtisches, die zwei Bücher mit selbst verfassten Gedichten herausgegeben hat, jahrelang zum Arbeiten und Einkaufen nach Wolfsberg. Sogar die Reise nach Rom zur privaten Papst-Audienz unternahm die Sozialdemokratin einst mit der Bahn. "Ich bin ein politischer Mensch. Dabei hat mich mein Vater geprägt, der auch schon als Gemeinderat tätig war", sagt Primus, die sich seit 30 Jahren im Gemeinderat engagiert. Dort lernte die zweifache Mutter übrigens auch ihren zweiten Ehemann, den St. Pauler SPÖ-Bürgermeister Hermann Primus, kennen und lieben. "Die Romy traut sich etwas sagen", heißt es unter Parteikollegen, und — das auch gegen ihren ganz persönlichen Ortschef, wenn es sein muss.

Verfechterin ihrer Meinung

"Ja, ich bin manchmal auch anderer Meinung als der Bürgermeister. Das sage ich ihm dann auch", schmunzelt die Arbeitskreisleiterin der "Gesunden Gemeinde St. Paul". In Zukunft wird Primus sicher die neue Bahnstrecke von St. Paul aus mit der Koralmbahn nach Graz und Klagenfurt befahren - und ihren guten Draht zur Heiligen Barbara pflegen: "Damit es keine Unfälle gibt, bitte ich als Tunnelpatin die Heilige Barbara, die Schutzpatronin, sie möge alle, die hier beschäftigt sind, beschützen."

ZUR PERSON:
Name: Romana "Romy" Primus
Geburtstag: 30. September 1948
Sternzeichen: Waage
Wohnort: St. Paul
Beruf: Gemeinderätin, Hobbydichterin
Familienstand: in zweiter Ehe mit dem St. Pauler Bürgermeister Hermann Primus (SPÖ) verheiratet, zwei Kinder aus erster Ehe
Hobbys: Spazierengehen, Gedichte schreiben