Marianne Schatz: "Ich war sehr nervös – und neugierig war ich auch"
Welttag des Hörens am 3. März 2018: Eine Lavanttalerin erzählt ihre Geschichte.
petra.moerth@woche.at
WOLFSBERG, KLAGENFURT. Etwa 20 Prozent der Österreicher leben mit einer Form der Hörbeeinträchtigung. Hören war auch für die Lavanttalerin Marianne Schatz (51) aus Wolfsberg nicht immer selbstverständlich.
Cochlea-Implantat eingesetzt
"Ich bin von Geburt an am linken Ohr taub und am rechten Ohr hochgradig schwerhörig", erzählt Schatz, die bis zum Jahr 2002 Trägerin von Hörgeräten war. Als der Hörverlust am rechten Ohr weiter voranschritt, informierte sich die Lavanttalerin über Hör-Implantate für ihr taubes linkes Ohr. Im Mai 2002 ließ sie sich dann in der Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (HNO) im Klinikum Klagenfurt am Wörthersee ein Cochlea-Implantat einsetzen. "Ich war sehr nervös – und neugierig war ich auch", schildert sie ihre Gefühle vor der Operation. Anfangs hätte die Lavanttalerin nur Geräusche, nichts Definierbares, gehört. "Aber für mich war die Erfahrung so neu: Ich höre! Es war, als würde die Sonne aufgehen, unbeschreiblich schön", schwärmt die Frau, deren positive Ausstrahlung ansteckend ist, bis heute.
Ihren Traum wahrgemacht
Nach mehreren Hörtrainings konnte Schatz, die rechts weiterhin ein Hörgerät trägt, dann gut hören. "Ich erinnere mich genau an einen Tag nach dem Hörtraining: Ich bin am Balkon gesessen und habe plötzlich die Vögel aus der Weite zwitschern gehört. Ich war überglücklich. Vorher musste ich mich sehr darauf konzentrieren – doch in diesem Augenblick habe ich einfach gehört", sagt Schatz, die vor der Implantation eher zurückgezogen gelebt hat, und fügt hinzu: "Nach der Implantation habe ich meinen Traum wahr gemacht und zu tanzen begonnen. Mit Leuten zusammensitzen und tanzen! Im Herbst nach der Implantation hat der Tanzkurs begonnen und seither tanze ich."
Im Klinikum Klagenfurt operiert
Die Lavanttalerin Marianne Schatz erhielt im Jahr 2002 als eine der ersten Patienten in Kärnten – in anderen Bundesländern gab es schon früher solche Operationen – in der Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (HNO) des Klinikums Klagenfurt am Wörthersee ein Cochlea-Implantat eingesetzt. "Wir implantieren im Durchschnitt pro Jahr zehn bis zwölf Cochlea-Implantate in Kärnten", informiert Stefan Wieser, Erster Oberarzt an der von Abteilungsvorstand Hans Edmund Eckel geleiteten HNO-Abteilung, anlässlich des Welttages des Hörens. Ein Cochlea-Implantat würde laut Wieser für folgende Personen in Frage kommen: Bei einseitig tauben Menschen, bei hochgradig beidseitig Schwerhörigen sowie bei plötzlich ertaubten Menschen. Der Eingriff kostet die Patienten keinen Euro.
Zur Sache:
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit rund 360 Menschen - davon 32 Millionen Kinder - von deutlichem Hörverlust (ab 40 Dezibel) betroffen. In Österreich sind laut Schätzungen ein bis zwei Prozent der Schulkinder hörbeeinträchtigt, bei den 15- bis 19-Jährigen sind es 15 Prozent, bei den Über-60-Jährigen 30 und bei den Über-65-Jährigen 50 Prozent.
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