Die Letzten ihrer Art
Nur noch fünf Buschenschenken im Lavanttal

Martina Lippitz blickt dem 30-jährigen Bestandsjubiläum ihres Buschenschanks im Granitztal entgegen. | Foto: Fritz Press
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  • Martina Lippitz blickt dem 30-jährigen Bestandsjubiläum ihres Buschenschanks im Granitztal entgegen.
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Im gesamten Lavanttal gibt es nur noch fünf „echte“ Buschenschenken. Eine aussterbende Branche?

LAVANTTAL. Vor 15 Jahren bewirteten im Bezirk Wolfsberg noch 15 Buschenschenken ihre Gäste mit hausgemachten Spezialitäten. Heute sind gerade einmal fünf übriggeblieben. Der Rest hat den Betrieb aufgegeben oder sich aufgrund der strengen Gesetzgebung in Hinblick auf Zukauf und Arbeitskräfte eine Wandlung zu einem konventionellen Gastrounternehmen vollzogen.

Agrarwirtschaft im Wandel

Die Gründe sind vielfältig: „Die Strukturen in der Landwirtschaft ändern sich von Grund auf und widersprechen dem ursprünglichen Konzept des Buschenschanks. Die Tendenz geht stark in Richtung Spezialisierung und Vergrößerung, doch wer einen Buschenschank betreibt, muss ein Generalist sein und fast alles selbst produzieren“, berichtet Martina Lippitz. Sie hat den Buschenschank ihrer Eltern im Granitztal 2011 übernommen und feiert heuer das 30-jährige Bestehen. Früher sei man wie auch Martina über die Familie in den Buschenschankbetrieb hineingewachsen. Wer von vorne anfängt, muss hingegen viele bürokratische und produktionstechnische Hürden überwinden. „Darum gibt es auch kaum Neueinsteiger“, sagt Lippitz.

"Will nicht schwarzmalen"

Von einem glorreichen Revival der Branche geht Lippitz nicht aus: „Ich will nicht schwarzmalen und hoffe natürlich trotzdem, dass es auch in ferner Zukunft noch Buschenschenken geben wird. Denn wenn erst einmal der letzte Buschenschank geschlossen hat, dann ist diese Bewirtschaftungsform wohl ein für alle Mal gestorben.“

Verschnaufpause

Auch wenn ein Buschenschank nur vier Monate im Jahr offenhält, ist der Betrieb sehr arbeitsintensiv, schließlich sollte die bäuerliche Familie im Idealfall davon leben können. Für gewöhnlich arbeiten in einem Buschenschank Familienmitglieder bzw. Personen, die „üblicherweise“ im jeweiligen Betrieb beschäftigt sind. So will es das Gesetz. Auch hier tun sich für die Betreiber Probleme auf. Gerhard Schifferl vom Buschenschank Neuhauser im Granitztal legt deshalb heuer sogar eine Pause ein: „Meine Eltern haben 35 Jahre lang im Buschenschank gearbeitet. Um ihnen einmal eine kleine Pause zu gewähren, öffnen wir heuer nur für private Feiern in geschlossener Gesellschaft und bei besonderen Anlässen. Ein laufender Betrieb geht sich nicht aus, weil ich hauptberuflich anderweitig tätig bin.“ Der Ab-Hof-Verkauf von Most, Schnaps und anderen bäuerlichen Produkten geht jedoch weiter, auch das Musikfest „Rock im Obstgarten“ soll im August über die Bühne gehen. Im nächsten Jahr soll der Buschenschank dann wieder regulär geführt werden.

Elisabeth Vallant betreibt seit dem Vorjahr einen "Pop-up-Buschenschank" in Wolfsberg. | Foto: Privat
  • Elisabeth Vallant betreibt seit dem Vorjahr einen "Pop-up-Buschenschank" in Wolfsberg.
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Für Vegetarier geeignet

Trotz der dunklen Wolken am Himmel halten aber auch in der Buschenschank-Szene innovative Ideen Einzug. Ein Beispiel dafür ist der Pop-Up-Buschenschank der Gemüsebäuerin Elisabeth Vallant am Hof vulgo Valtanbauer in der Wolfsberger Winzedleistraße. Hier „poppt“ an jedem Freitag von 17 bis 22 Uhr ein Buschenschank mit Sitzplätzen für bis zu 30 Personen auf. Doch wer hier eine gewöhnliche Brettljause erwartet, wird große Augen machen: „Der Schwerpunkt liegt auf vegetarischen Obst- und Gemüsevariationen. Speck, Salami und Co gibt es zwar auch, aber das spielt bei mir eine Nebenrolle“, sagt Elisabeth, die den Hof als „Ein-Frau-Betrieb“ führt. „So ein Angebot hat im Lavanttal bisher gefehlt.“ Der Erfolg gibt ihr Recht: Nur durch Mund-zu-Mond-Propaganda ist der lauschige Sitzgarten bei schönem Wetter immer gut gefüllt.

Referatsleiterin Friederike Parz von der Landwirtschaftskammer Kärnten. | Foto: Mirion
  • Referatsleiterin Friederike Parz von der Landwirtschaftskammer Kärnten.
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Um mehr über die Hintergründe und die Herausforderungen, die der Betrieb eines Buschenschanks mit sich bringt, zu erfahren, haben wir die Lavanttalerin Friederike Parz, Leiterin des Referates 2 (Bildung, Beratung und Lebenswirtschaft) der Landwirtschaftskammer Kärnten befragt.

MeinBezirk.at: Was sind die Gründe dafür, dass es immer weniger Buschenschenken gibt?
FRIEDERIKE PARZ: Wenn die Höfe an die nächste Generation übergeben werden, kommt es immer wieder zu Neuausrichtungen der Betriebe. Das Betreiben der Buschenschenken kann mit den familieneigenen Arbeitskräften oft nicht mehr bewältigt werden. Manche Betriebe werden auch gewerbliche Jausenstationen, da zum Beispiel der Ausschank von Kaffee oder Bier in einem bäuerlichen Buschenschank nicht zulässig ist. Diese Betriebe scheinen dann auf der offiziellen Liste der bäuerlichen Buschenschank auch nicht mehr auf.

Mit welchen Herausforderungen haben die Betreiber von Buschenschenken heute zu kämpfen?
Die Betriebe dürfen maximal 200 Tage pro Jahr offen halten. Alle Betriebe, die Lebensmittel in Verkehr bringen, haben viele rechtliche Themen abzuarbeiten. Neben den Hygieneleitlinien braucht es sehr viel Fachwissen in der Lebensmittelproduktion. Die Wünsche der Konsumenten verändern sich und eine umfassende Speisekarte wird erwartet. Neben einer Brettljause braucht es auch Salat- und Käseteller sowie Süßspeisen.

Warum gilt das Kärntner Buschenschenkengesetz als das strengste in Österreich?
Es gibt in Kärnten große Einschränkungen beim Ausschank und der Verabreichung von Speisen. Die Produkte müssen überwiegend aus eigener Produktion stammen – seit der letzten Novelle dürfen in begrenztem Ausmaß Produkte von anderen bäuerlichen Betrieben zugekauft werden.

Muss man sich darauf einstellen, dass traditionelle Buschenschenken zumindest im Lavanttal ganz aussterben könnten?
Nein, das sicher nicht. Es beginnen zum Glück immer wieder neue Betriebe mit einem Buschenschank.

Was macht den Besuch bei einem Buschenschank so besonders?
Man hat die Gelegenheit, direkt mit den Bäuerinnen und Bauern, die die Lebensmittel produziert haben, in Kontakt zu kommen. Durch den Besuch direkt am Hof spürt man auch das Flair eines Bauernhofes. Man sitzt entweder in einem gepflegten Garten oder in schönen Buschenschankräumlichkeiten. Jeder Buschenschank hat so seine eigene Geschmacksrichtung bei seinen Produkten und man bekommt so eine große Vielfalt abseits eines Standardgeschmacks geboten. Buschenschänken sind darüber hinaus sehr klein und familiär geführt.

Buschenschenken im Lavanttal

  • Stefanie Pirker, Reisberg 19, 9431 St. Stefan
  • Franz Ziery, Prebl 42, 9461 Prebl
  • Elisabeth Vallant, Weinzedleistraße 2, 9400 Wolfsberg
  • Martina Lippitz, Kollnitzgreuth 1, 9470 St. Paul
  • Gerhard Schifferl, Granitztal-Weißenegg 47/1, 9470 St. Paul (kein laufender Betrieb)
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