Alte Ansichten aus dem Lavanttal
Reichenfels als ehemalige Ski-Hochburg
Vor über 50 Jahren begann der Tourismus durch den Bau der Lifte am Rainsberg zu boomen.
REICHENFELS. „Bereits im Jahr 1952 errichtete der Reichenfelser Skiclub einen Schlepplift von der Färbergasse in Richtung Rainsberg“, beginnt Siegfried Wechselberger (82) seine Erzählungen. Dem Sessellift-Bau, der zwölf Jahre später folgte, liegt aber ein anderes Ereignis zu Grunde: „Mitglieder des Skiclubs saßen mit Dr. Gerhard Weinberger beim damaligen Gasthof Poitl (Anm.: ehemaliges Landgasthaus Jäger) zusammen und beobachteten zahlreiche Autos, die durch Reichenfels zum Skilift nach Obdach fuhren. Daraufhin hat Dr. Weinberger gesagt, dass man in Reichenfels etwas ändern muss.“
Sommer- und Winter
Weinberger gilt auch als Initiator der daraufhin gegründeten „Berglift- und Schwimmbad-Gesellschaft“, daran war unter anderem die Gemeinde beteiligt und Bürger unterstützten mit ihrem Privatvermögen den Bau der Liftanlagen am Hausberg. „Für die Förderung seitens des Landes musste aber die Bedingungen erfüllt werden, dass der Sommer- und Wintertourismus für den Fremdenverkehr ausgebaut werden. So kam es auch zur Errichtung des Freibades“, blickt Wechselberger zurück.
Zwei Lifte errichtet
Im Jahr 1964 nahm der Bau des 1er-Sessellifts durch die Gesellschaft Fahrt auf. Vom Einstieg im Ortsgebiet führte dieser über eine Länge von 1.000 Meter auf den Rainsberg, rund 300 Höhenmeter wurden überwunden. Im gleichen Jahr finanzierte Weinberger auch den Bau des „großen Rainsberg Schlepplifts“, der vom Gasthof Pichlbauer weitere 1.000 Meter und rund 300 Höhenmeter hinauf führte.
Nachtskilauf am Rainsberg
Doch nach nur einem Betriebsjahr gab es ein Problem: Von der Bergstation des Sessellifts bis zum Einstieg des Schleppliftes musste man zu Fuß gehen. Daraufhin wurde im Jahr 1965 der „Bauernlift“ bzw. „Verbindungslift“ von zwei Bauern am Rainsberg finanziert, er führte über deren Grundstücke. Zugleich errichtete Weinberger – der als Holzhändler in Reichenfels tätig war – auch noch den „Babylift“ im Bereich des Ausstiegs des Sesselliftes. „Durch die installierte Flutlichtanlage bei der Sesselbahn war ab diesem Jahr auch Nachtskilauf möglich“, fügt Wechselberger hinzu.
Lifte an Bauern verkauft
Da die drei Lifte unterschiedliche Besitzer hatten wurde die Arbeitsgemeinschaft „AG Skizentrum“ gegründet. Die Liftkarten wurden für das ganze Skigebiet verkauft und die Einnahmen anteilsmäßig an Besitzer aufgeteilt. „Doch um das Jahr 1970 zog sich Weinberger zurück und verlagerte seinen Fokus auf das Klippitztörl. Liftanlagen wurden an die Bauern verkauft und die Verwaltung übernahm die Gemeinde“, so Wechselberger, der von 1970 bis 1980 als Betriebsleiter fungierte und gleichzeitig Amtsleiter in Reichenfels war (1965 bis 2000). Natürlich brachte er sich auch beim örtlichen Skiclub tatkräftig ein.
Hotels gebaut
Ab dem Jahr 1964 wurde unter anderem das ehemalige Hotel Steinkellner errichtet und der Gasthof Hirschenwirt erweitert. Die Hotels Rainsberghof und Theißbacher folgten in den 1970er-Jahren. Zusätzlich wurde auch die Ferienhausgesellschaft gegründet und Übernachtungsmöglichkeiten am Rainsberg geschaffen – die Häuser sind heute feste Wohnsitze. „Bis Ende der 1970er-Jahre ging alles gut, wir hatten pro Jahr über 40.000 Übernachtungen in Reichenfels“, fasst Wechselberger zusammen. Bis Ende der 1970er-Jahre gab es auch einen Sommerliftbetrieb. Insgesamt ging der Liftbetrieb am Reichenfelser Hausberg bis zur Jahrtausendwende. Eine Kunstschneeanlage wurde nie angekauft.
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