Siegfried Stattmann im Interview
Wie die Lavanttaler Ostern feiern

Pater Siegfried Stattmann, Rektor des Hauses St. Benedikt | Foto: MeinBezirk.at
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Pater Siegfried Stattmann, Rektor des Hauses St. Benedikt in Wolfsberg, über die Bedeutung von Ostern und was die Menschen daraus lernen können.

LAVANTTALER WOCHE: Welche Bedeutung hat Ostern für die Lavanttaler?
SIEGFRIED STATTMANN:
Auch wenn die Österliche Vorbereitungszeit und Osterzeit im liturgischen Bereich und in der Verkündigung überall gleich ist – so ist doch die Färbung dieser Zeit in einzelnen Aktionen und Gebräuchen oft sehr unterschiedlich. So habe ich diese Zeiten in meiner Kinder- und Jugendzeit in Oberkärnten oft ein Stück weit anders erlebt als hier im Lavanttal. Ich denke, mit den Bräuchen und Ritualen im Lavanttal werden die Sinne der Menschen stark angesprochen, man denke nur an die Osterfeuer oder die Palmbuschen.

Was können die Menschen aus den Osterfeiertagen für ihr eigenes Leben mitnehmen?
Betrachtet man die Lebensgeschichte Jesu, wurde er zum Opfer des Systems. Ein Gefühl, das heute vielen Menschen vertraut ist. Manche versuchen, auszubrechen und bemerken dann: Eigentlich bin ich ja gar kein Opfer, sondern ich kann etwas tun. Jesus hat eine Alternative aufgezeigt, ist diesen Weg konsequent weitergegangen, um dem System den Spiegel vorzuhalten und zu sagen: „Anstatt die Menschen in die Freiheit zu führen, macht ihr sie fertig und mundtot.“ Jesus wollte Menschen in die Fülle des Lebens führen.

Braucht man dafür überhaupt die Kirche?
Hier möchte ich einen Vergleich mit den Palmbuschen bemühen: Die Palmzweige im Lavanttal sind eingebunden in ein mühsam, aber sorgsam geflochtenes Netzwerk. Wenn man so will: das was wir mit der Karwoche und mit Ostern feiern, ist nur zu verstehen, wenn es eingebettet ist im richtigen Umfeld. Offenheit und Bereitschaft zur Aufnahme für Großes, also ein Netzwerk von Tun und Einsatz, ist die Voraussetzung, damit man etwas vom Ostergeheimnis gebündelt erfassen kann.

Foto: Stiftspfarre St. Paul

Wofür stehen die Palmbuschen?
Die Palmzweige sind Zeichen der Versöhnung und der Gewaltlosigkeit und auch Ausdruck dafür, dass man sich der Mühe, des Leidens, der Ohnmacht, der Geduld und dem Sterben im Leben zu stellen bereit ist. Mit den Palmbuschen in der Hand werden wir konfrontiert mit der Botschaft vom Einzug Jesu in Jerusalem und den begeisterten Zurufen der Menschen, denen man sich anschließt. In der Liturgie des Palmsonntags wird man gleichzeitig konfrontiert mit dem, was uns Menschen auch auszeichnet, nämlich dass Zurufe sich plötzlich ins Gegenteil verwandeln können; spätestens dann, wenn es für uns Menschen unangenehm wird und wir unsere Standfestigkeit zu beweisen haben.

Wie wird der Gründonnerstag im Lavanttal gefeiert?
Eine Besonderheit am Gründonnerstag ist nicht nur die Feier des letzten Abendmahles, in manchen Pfarren des Tales wird auch noch die Zeremonie der Fußwaschung vollzogen, eine Zeichenhandlung, die auch der Papst in Rom in traditioneller Weise vornimmt. Eine Besonderheit im Lavanttal ist sicher auch das Kreuzwegsingen am St. Pauler Kalvarienberg, im Anschluss an die Gründonnerstagsliturgie in der Stiftskirche.

Kreuzweg am Kalvarienberg | Foto: Stiftspfarre St. Paul
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Der nächste wichtige Feiertag ist dann der Karfreitag.
Es gibt den Karfreitag im Leben eines jeden Menschen. Es ist dies ein Tag, an dem einem im Leben alle Lichter auszugehen scheinen, es jedenfalls dunkel wird und wir Menschen erleben müssen, wie die Nägel des Leidens schmerzhaft in uns hineingeschlagen werden. Ein strenger Fasttag, der leider oft von vielen in seiner Tiefendimension nicht wahrgenommen wird.

Allseits beliebt sind die Speisesegnungen am Karsamstag.  | Foto: Stiftpfarre St. Paul
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Welche Bräuche am Karsamstag sind erwähnenswert?
Am Morgen des Karsamstag – in vielen Pfarren schon ab 6 Uhr – sammeln sich die Menschen zur Feuer- und Schwammsegnung. Die glühenden Baumschwämme werde in eigens vorbereiteten Gefäßen nach Hause getragen und es werden damit die sogenannten Reik- oder Rauchfeuer entzündet. Es wird dabei sehr darauf geachtet, dass es sich hier nur um glosende Feuer handelt, denn erst am Abend soll das wirkliche Osterfeuer zum Aufleuchten kommen. Das Alte möge verbrennen, damit Neues an seine Stelle treten kann. Tagsüber gibt es vielen Stellen in den Pfarren schon Zusammenkünfte von Menschen an besonderen Orten, wo auch die Speisensegnungen durchgeführt werden. Nach alter Tradition sollte aber die feierliche Osterjause eigentlich erst nach der Auferstehungsfeier eingenommen werden.

Osterfeuer in der Osternacht gegenüber der St. Pauler Stiftskirche. | Foto: Josef Barth
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Manche Menschen gehen am Karsamstag auch auf den Friedhof.
Es gehört zu einer guten Tradition, dass die Menschen gerade auch am Karsamstag auf den Friedhof zu den Gräbern ihrer Liebsten gehen. Die ältere Generation verbindet dieses Tun auch mit dem Gang zum Heiligen Grab in der Kirche. Es geht in diesem christlichen Brauchtum darum, dass wir Menschen die Wirklichkeit des Sterbens anzunehmen lernen, uns aber auch zu sagen lassen, dass Christus den Tod besiegt hat und der Tod seither keine Macht mehr hat über uns Menschen.

Welchen Stellenwert hat der Ostersonntag?
Der Ostersonntag ist eigentlich nur die Fortsetzung der Feier der Osternacht. Er wird dann gerne noch mit einem Emmausgang in Verbindung gebracht, ein bewusstes nochmaliges „Sich-Erinnern“ und Vertiefen dessen, was in den 40 Tagen zuvor bedacht und zuletzt auch intensiv gefeiert wurde. Dem schließen sich dann 50 nachösterliche Tage an – bis Pfingsten.

Ökomenische Pilgerwanderung | Foto: Stiftspfarre St. Paul
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Zur Sache

Ökumenische Pilgerwanderung 
"Gemeinsam auf Ostern zugehen" auf dem "Weg des Buches" von Warmbad Villach nach Agoritschach.
Datum: Dienstag, 12. April
Abfahrt: 7.30 Uhr, Bushaltstelle Priel
Zustieg: 7.45 Uhr, Autobahnauffahrt St. Andrä
Beginn der Wanderung: 8.45 Uhr
Anmeldungen: bis 10 April unter 0676/87725101
Infos:www.benedikt-bewegt.at

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