Missbrauchsvorwürfe
FPÖ stemmte sich gegen Umbenennung der Bildungswelt
Nach Missbrauchsvorwürfen gegen Maximilian Schell wurde die Umbenennung der "Bildungswelt Maximilian Schell" in "Bildungswelt Wolfsberg" beschlossen. Doch nicht alle politischen Fraktionen zogen mit. FPÖ-Gemeinderat sprach von Vorverurteilung.
WOLFSBERG. Obwohl im zuständigen Ausschuss und im Stadtrat zuvor bereits einstimmig beschlossen, sorgte die Umbenennung der „Bildungswelt Maximilian Schell“ in „Bildungswelt Wolfsberg“ nach dem Bekanntwerden von sexuellen Missbrauchsvorwürfen gegen den 2014 verstorbenen Schauspieler in der vergangenen Gemeinderatssitzung am 16. November für Diskussionen.
Vorwürfe "reine Mutmaßung"
Nicht alle Fraktionen zeigten sich mit der Umbenennung einverstanden. „Wir sind in dieser Kausa etwas zwigespalten“, meldete sich FPÖ-Gemeindrat Daniel Megymorecz zu Wort. „Die Anschuldigungen zweier Damen gegen Maximilian Schell sind schwerwiegend und könnten der Wahrheit entsprechen. Andererseits gilt in Österreich die Unschuldsvermutung bis zum Beweis der Schuld oder einer Verurteilung. Schell erhielt im Laufe seines Lebens Massen an Auszeichnungen von höchstem Stellenwert. Keine einzige wurde bisher widerrufen. Auch SPÖ-Bürgermeister Thomas Seelaus (in Preitenegg – Anm. d. Red.) sieht keinen Handlungsbedarf, Schell die Ehrenbürgerschaft zu entziehen. Im Wolfsberger Gemeinderat kann niemand sicher sein, dass wir Schell nicht unrecht tun. Eine Umbenennung käme de facto einer Verurteilung aufgrund einer reinen Mutmaßung gleich. Wir wolle nicht Ankläger, Geschworener und Richter sein, das steht uns nicht zu“, so Megymorecz.
"Leisester Verdacht" schon zu viel
Dem widersprach Vizebürgermeister Schulreferent Alexander Radl (SPÖ): „Wir haben hier eine Bildungseinrichtung, in der jeden Tag Kinder ein und aus gehen. Wenn hier auch nur der leiseste Verdacht besteht, müssen wir als öffentliches Organ handeln. Schell ist eine honorige Persönlichkeit und wird es immer bleiben, aber ich glaube, dass wir das Richtige tun, wenn wir heute diese Umbenennung beschließen.“
Kein Platz für sexuelle Gewalt
Gemeinderätin Waltraud Beranek (ÖVP) stimmte der Vorgangsweise zu und regte an, künftig gar keine Schulen mehr nach Personen zu benennen. Auch Gemeinderat Michael Hirzbauer von den Grünen hieß die Umbenennung gut: „Auch wenn es sich um Vorwürfe handelt, allein der Dunstkreis von sexualisierter Gewalt hat in einem Bildungszentrum keinen Platz.“ Hirzbauer wies auch darauf hin, dass es in der Gesellschaft den Tätern tendenziell zu wenig Glauben geschenkt werde: „Es wird sehr sehr viel Vorsicht walten gelassen, wenn es darum geht, den Opfern zu glauben. Natürlich ist die Unschuldsvermutung ein hohes Gut, aber ich kenne wenige Opfer, die sich nur als Opfer inszeniert hätten, um berühmt zu werden oder Geld zu machen. Wir haben eher ein Thema, dass man Opfern in der Öffentlichkeit glaubt.“
Runder Tisch im Vorhinein
Bürgermeister Hannes Primus (SPÖ) merkte an, dass es nicht Aufgabe der Gemeinde sei, über Schuld und Unschuld zu urteilen - es gehe lediglich um die Umbenennung. „Es gab im Vorhinein einen runden Tisch mit Vertretern aller betroffenen Bildungseinrichtungen, mit Elternvertretern und dem Bezirkshauptmann, wo das Thema sehr ausführlich diskutiert wurde und der eindeutige Wunsch geäußert wurde, die Bildungswelt umzubenennen.“
Kein Maler gefunden
Der Beschluss zu Umbenennung wurde schließlich mit zwei Gegenstimmen der FPÖ gefasst. Wann der Name Maximilian Schells von der öffentlich weithin sichtbaren Beschriftung der Schule entfernt wird, steht noch in den Sternen. Es mangelt an Handwerkern: „Wir sind momentan auf der Suche nach einem Schriftenmaler, der diese Aufgabe übernimmt“, sagte Gemeinderat und Vorsitzender des Schulgemeindeverbandes Klaus Penz.
Die Videoaufzeichnung der gesamten Gemeinderatssitzung vom 16. November 2023 können Sie hier im Nachhinein ansehen.
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