Schein muss gewahrt werden
Das Fußball-Nationalteam des Iran schlug in Kärnten seine Zelte auf. Zwischen Sein und Schein ist der Grad oft ein schmaler.
Auf den ersten Blick ist alles wie bei jeder x-beliebigen Fußballmannschaft. Die Iraner hinterlassen im Training auf der schmucken Anklage in Bad St. Leonhard einen guten Eindruck, einzig die drückende Hitze macht den Mannen um Ex-Bayern München Star Ali Karimi (der einzige Spieler mit einem Einzelzimmer!) ein wenig zu schaffen. Bis gestern, Dienstag, weilte das Team im Hotel Moselebauer um sich schon jetzt auf die Asien-Meisterschaft im Jänner 2011 vorzubereiten. Das Ziel ist klar definiert: der Titel.
Bestechliche Medien
Als Journalist wird man von der Teamcrew überaus zuvorkommend und freundschaftlich empfangen. Das hat aber weniger mit Gastfreundschaft, als vielmehr mit den Gepflogenheiten im Iran selbst zu tun. Ein iranischer Zaungast, der anonym bleiben will, erklärt: „In unserem Land ist es üblich, dass Journalisten vom Klub bezahlt werden, um positiv zu berichten. Wenn ein Schreiberling nichts bekommt, ist die Berichterstattung negativ.“ Über europäische Medienleute freut man sich: „Weil die auch ohne Geld fair schreiben.“
Der Zaungast kommt in Fahrt: „Jene Spieler, die Vollbart tragen, sind besonders religiös.“ Wobei die Geschichte mit der Religiosität nicht so sei, wie immer wieder dargestellt. „Im Iran geht es darum, dass offiziell der Schein gewahrt wird. Inoffiziell sind die Menschen nicht religiöser als etwa in Kärnten.“ Im Hotel werden die Kicker von einem eigenen persischen Koch verwöhnt, Schweinefleisch ist tabu. Aus den Minibars wurde der Alkohol entfernt, auch für die Betreuer ist der Kärnten-Trip – offiziell – promillefrei.
Mit Piet Buter ist ein Niederländer einer der Assistenztrainer des iranisch-amerikanischen Doppelstaatsbürger-Cheftrainers Afshin Ghotbi. Der Holländer setzt, wie hierzulande üblich, im Training auf eine Überwachung der Herzfrequenz. Für Iraner, die nicht im Ausland spielen, ein Novum. Trotzdem rangiert der Iran in der FIFA-Weltrangliste nur vier Plätze hinter Österreich auf Rang 64 ...
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