Leopoldstadt: Feuermauer zum Mitlesen
Seit September prangen alte Geschäftsinschriften auf einer Feuermauer in der Kleinen Sperlgasse 2c.
Vier davon leuchten ab Einbruch der Dunkelheit abwechselnd sogar in den schönsten Farben, ganz wie damals, als sie noch Geschäftsfassaden zierten.
Neues Leben für alte Inschriften
Birgit Ecker und Roland Hörmann lieben die schönen, alten Fassaden-Beschriftungen, die langsam aber sicher völlig aus dem modernen Stadtbild verschwinden. "Um sie zu bewahren und im öffentlichen Raum wieder sichtbar zu machen, haben wir den Verein Stadtschrift gegründet", erklären die beiden. Waren es für Birgit Ecker schon als Kind die Leuchtneonschriften beim Italienurlaub, die sie vom Hotelzimmer aus fasziniert betrachtete, lebte Roland Hörmann seine Schriftbegeisterung bei den Letrasetkatalogen, die sein Vater beruflich brauchte, aus. Aus der frühen Buchstaben-Bastelei wurde sein späterer Beruf: Er ist Grafiker, spezialisiert auf Schriftdesign. "Wir wollten nicht nur sammeln und die Schriften in einem Museum ausstellen, sondern sie wieder auf die Straße bringen." Hier haben sie ja immer schon hingehört. Zu einem alten Feinkost-, Möbel- oder Elektrogeschäft, beispielsweise. Oder die größte ihrer Inschriften, die der Thalia Apotheke, 10 mal 20 Meter lang, die derzeit im MAK hängt, weil sie weder auf der Mauer, noch im Lager des Vereines Platz hatte und dort besonders schön zur Geltung kommt.
Schöne Geschichten dahinter
"Wir gehen mit offenen Augen durch die Stadt, manche Schriften konnten wir uns schon vor den Geschäftsschließungen sichern, oder fanden sie im Müll. Viele sind leider sehr kaputt und müssen repariert werden", erzählt Birgit Ecker, gebürtige Salzburgerin und Kulturmanagerin. Am schönsten sind für sie beim Entdecken die Geschichten hinter den Inschriften und der Kontakt mit den Menschen, die sie noch erzählen können. Die erste Schrift - die einer Fußpflege im 16. Bezirk - hat Roland Hörmann schon vor acht Jahren zufällig hinter einem Bauzaun entdeckt: Er war unterwegs, um für Studienzwecke alte Schriften zu fotografieren. 2012 entstand dann die Idee mit den Feuermauern als "Aushangstelle" und die beiden gründeten den Verein Stadtschrift. "Auf unserer ersten Mauer in der Kleinen Sperlgasse dürfen wir bis Ende 2016 hängen." Ermöglicht wurde dieser Aushang durch den Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband Wien und Weinwurm Werbeanlagen und Beschriftungen. Andere Bezirke und Wunschmauern gibt es zwar, aber "wir haben noch keine fixen Zusagen". Info: www.stadtschrift.at
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