Fundstück-Kunst: Emmy Weymayr zeichnet, was sie auf der Straße findet
Die Künstlerin Emma Weymayr-Kersten findet ihre Modell oft direkt vor der Haustüre – im Augarten.
LEOPOLDSTADT. Emma Weymayr faszinieren oft gerade jene Dinge, die andere keines Blickes mehr würdigen. Wie ein altes Fahrrad, Steine, eine weggeworfene Flasche. "Ich zeichne am liebsten nach einem realen Modell in Originalgröße", so Weymayr, die das ramponierte alte Fahrrad zu sich nach Hause holte und eine lebensgroße Zeichnung davon anfertigte. Durch diesen Arbeitsprozess wurde ein völlig anderes "Ding" daraus – ein Kunstwerk. "Das detailgenaue Zeichnen mit Bleistift ist zu meiner bevorzugten Art, zu sehen und festzuhalten, geworden", erklärt die Künstlerin, die eigentlich von der Bildhauerei kommt. "Es ist eine stille Art der Malerei, ohne die Zutaten von Staub, wie beim Bildhauern, oder Dämpfen, wie bei der Ölmalerei." Nicht zuletzt, weil sie als Mutter von drei Kindern jede freie Minute für ihre künstlerische Arbeit nutzen wollte, ohne sich dabei in ein eigenes Atelier zurückziehen zu müssen.
Handarbeiten und Basteln waren Emma Weymayr schon immer das Wichtigste, wichtiger als Puppenspielen. "Ich habe vor Kurzem einen Brief an meinen Vater entdeckt, in dem ich ihn bitte, mir keine Puppe mitzubringen, sondern eine Nähmaschine, weil ich auf der meiner Mutter nicht nähen durfte", lacht sie. Nach der Matura dann das Studium am Mozarteum in Salzburg in der Bildhauerklasse von Rudi Arnold. Das Lehramt für Bildnerische Erziehung nahm sie "einfach gleich mit." Ein guter Entschluss, der ihr immer Freiheit gab, sich künstlerisch zu verwirklichen, ohne dem Zwang, von ihrer Kunst auch leben zu müssen. "Seit 30 Jahren unterrichte ich angehende Kindergartenpädagoginnen, das ist ungeheuer inspirierend, aber auch beruhigend, weil ich damit ein sicheres Einkommen habe." Ihr Diplom in der Bildhauerei machte sie dann 1995 bei Bruno Gironcoli an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, wo sie auch ihren späteren Mann kennenlernte.
Taschen und Ausstellung
"Drei Kinder lassen naturgemäß wenig Zeit für die Kunst", sagt Emma Weymayr, aber ohne Bedauern. "Auf Kinder nur wegen der Karriere zu verzichten, konnte ich mir nie vorstellen!" Sie begann während des Spazierengehens im Augarten mit den Kindern ganz nebenbei Dinge zu sammeln, Objekte zu entwerfen und zu zeichnen. "Für die Kinder war das ganz normal, und so entwickelte sich aus dem Zeichnen meine ganz persönliche Kunstform." Jetzt sind die Kinder erwachsen und sie hat sich künstlerisch freigespielt: Im Herbst gibt es eine Ausstellung im Salzburger Mirabellgarten. Nebenbei entwirft sie Taschen. Schließlich sei auch das ihr Metier, und am wichtigsten sei es, etwas mit Herzblut zu machen. Im Moment sucht sie ein Atelier in Augartennähe. "Wenn jemand 40–60 Quadratmeter Freiraum hat, bitte melden!" Kontakt unter www.emmaweymayr.at
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