"Schnell ist nur unser Kassier" - Der Herr des Riesenrades im Interview
Peter Petritsch ist Herr über das Riesenrad. Im Interview erzählt er von einem Leben für das Wahrzeichen und über die Freundschaft zum Schweizerhaus-Chef Karl Kolarik.
LEOPOLDSTADT. Wie wird man Riesenrad-Chef?
PETER PETRITSCH: Mein Großvater hat das Riesenrad 1961 gekauft und ich habe es 1986 als Geschäftsführer übernommen.
Also haben Sie Ihre Kindheit im Prater verbracht?
Nein, überhaupt nicht! Ich stamme aus einer wohlbehüteten Familie und da gab es das nicht, dass ich täglich im Prater unterwegs war. Auch heute bin ich kein typischer Praterbesucher, sondern bin am liebsten im Schweizerhaus – vielleicht noch am ehesten in der Zwergerlbahn.
Würden Sie sagen, das Riesenrad ist weltweit bekannt?
Ja, auf alle Fälle! Es gibt ja nur zwei echte Wahrzeichen in Wien – den Stephansdom und das Riesenrad. Schönbrunn ist zum Beispiel kein Wahrzeichen, sondern ein monarchisches Symbol.
Was macht den Reiz des Riesenrads aus?
Das Riesenrad ist ein Denkmal der industriellen Revolution und eines der letzten Überbleibsel aus dieser Zeit, so wie der Eiffelturm. Das macht es einzigartig auf der Welt. Außerdem lieben es alle Leute wegen der Entschleunigung. Hier zählt nicht "höher, schneller, weiter", sondern wir halten die Tradition aufrecht und fahren seit jeher mit derselben Geschwindigkeit. Schnell ist bei uns maximal der Kassier.
Was braucht man, um das Riesenrad am Laufen zu halten?
Das absolute Minimum sind ständige Wartungsarbeiten, die sich jährlich zwischen 300.000 und 500.000 Euro bewegen. Allein die neuen Waggons haben letztes Jahr über 3 Millionen Euro gekostet.
Gibt es auch Stammgäste?
Ja, die gibt es sicher. Das sind dann jene, die auch das Essen im Riesenrad buchen – zum Beispiel das Candle Light Dinner – und zu bestimmten Anlässen immer wieder kommen. Bei uns kann man ja nicht nur normale Runden fahren, sondern auch heiraten, essen, feiern ... – fast alles ist möglich.
Sie wohnen ja außer in Salzburg auch selbst in der Leopoldstadt. Wie bewerten Sie den Bezirk?
Der Zweite hat in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erlebt. Ich wohne am Volkertmarkt und merke, wie sich alles entwickelt und besser wird in Sachen Geschäfte, Gastronomie aber auch Wohnen.
Können Sie schätzen, wie viele Runden Sie selbst schon mit dem Riesenrad gedreht haben?
Nein, keine Ahnung! Ich bin ja oft nicht in, sondern auch außerhalb der Waggons am Gerüst, um nachzuschauen, ob alles passt. Da hat man eine super Aussicht.
Warum sollte man unbedingt einmal mit dem Wahrzeichen gefahren sein?
Weil es zum Leben dazugehört – genauso wie ein Besuch im Schweizerhaus. Wer das nie gemacht hat, der hat nicht gelebt.
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