Buchrezension: Der dunkle Pfad Gottes - von Richard Doetsch
Der ehemalige Meisterdieb, Michael St. Pierre, muss aus eigener Tasche eine lebensnotwendige Operation für seine schwerkranke Frau bezahlen. Dummerweise fehlen ihm dafür 250.000 Dollar. Wie es der Zufall will, tritt ein Unbekannter auf den Plan, der Michael das Geld gibt, wenn er dafür zwei Schlüssel aus dem Vatikan klaut. Michael wird vor die Wahl gestellt, entweder ein Versprechen zu brechen, das er seiner Frau einst gegeben hat, oder aber ihr Leben zu retten, indem er den Auftrag annimmt. Dass der mysteriöse Unbekannte nicht so nett ist, wie es den Anschein hat, versteht sich von selbst.
Selten hat mich ein Buch so unschlüssig zurückgelassen, was seine Bewertung betrifft. Es ist definitiv kein Durchschnitt, die Frage lautet nur: Ist es besser oder schlechter?
Die Story ist rasant und spannend. Interessanterweise tragen zu diesem Eindruck auch die vielen Zeitsprünge bei. An zahlreichen Stellen wird das Ende eines Kapitels vorweggenommen. Erst danach wird der Rest geschildert, bis die reguläre Handlung den Zeitsprung wieder eingeholt hat. Dadurch kam anfangs das Gefühl auf, ich hätte etwas überlesen.
Was die Figuren und deren Abhängigkeit zueinander betrifft, so ist vor allem die Beziehung zwischen Michael und seiner Frau gut und glaubwürdig geschildert. An diesen Stellen hat das Buch jedenfalls mehr Tiefgang als der Durchschnitt.
Woran es dem Werk allerdings mangelt - streckenweise sogar ganz massiv - ist die Logik. Manches widerspricht sich (einmal kennt der Bösewicht die Gedanken seines Gegenübers, dann wieder nicht), anderes ist schon sehr an den Haaren herbeigezogen (kirchliches Spitzengeheimnis in 2 Stunden gelöst und dabei auch noch den schießwütigen Superspezialbewacher überlebt). Ganz zu schweigen von den Besonderheiten, mit denen die böse Seite aufwartet.
Die Bezeichnung "Thriller" ist zutreffend, aber es bedarf einer wesentlichen Ergänzung: Mystery-Thriller. Vermutlich ist das Buch auch deshalb so umstritten, denn nicht jeder, der einen Thriller kauft, ist automatisch auch bereit, sich auf die Mächte der Finsternis einzulassen. Hier hat der Verlag aus meiner Sicht einen entscheidenden Fehler gemacht, denn das Cover weckt Erwartungen, die das Buch nicht erfüllt. Wer mit einem weiteren Dan-Brown-Vatikan-Abklatsch rechnet, könnte massiv enttäuscht werden.
Fazit: Nur empfehlenswert, wenn man bereit ist, sich auf Mystery einzulassen. Die Rationalität muss sich in diesem Buch hinten anstellen, das Paranormale steht klar im Vordergrund.
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