Teil 3 der Serie: Unsere Hoida, unsere Almen
Der "Kuhflüsterer" von Türnitz
Auf der Suche nach den schönsten Almen Niederösterreichs haben sich die BEZIRKSBLÄTTER in den Bezirk Lilienfeld begeben. Dort, auf etwa 1300m Seehöhe, thront die Kuchl-Bergbauernalm über der Falkenschlucht und den Dächern von Türnitz.
BEZIRK LILIENFELD Almobmann Karl Wagner weiß alles über die Arbeit um die und auf der Alm, ist er doch selbst Kuhbauer und schon seit mehreren Jahrzehnten als Obmann der Kuchl-Bergbauernalm tätig: „Wir sind eine Agrargemeinschaft, die aus 11 Mitgliedern besteht und seit 30 Jahren bin ich nun schon Obmann dieser Gemeinschaft. Mit Jahresende gehe ich dann in Pension. Da muss dann ein neuer Obmann für die Gemeinschaft hier heroben gesucht werden.“, erzählt er grinsend.
Dieser Mann kennt sie alle
Wie auf jeder Alm, gibt es auch auf der Kuchl-Bergbauernalm einen Hoida der sich um die Kühe kümmert. Seit nunmehr 25 Jahren übt Franz Mitterer diesen Beruf aus und Obmann Karl Wagner fürchtet den Tag an dem der Hoida den Ruhestand antreten wird: „Ich hoffe, dass er seinen Job noch eine Weile weitermacht, sonst müssen wir einen neuen Hoida suchen und das ist gar nicht so einfach. Ein Hoida muss schon sehr gut mit den Viechern können und unser Franz hat diese Gabe. Er kennt sie alle und weiß genau, welches zu welchem Bauern gehört. Das ist schon etwas Besonderes." Jahr für Jahr übergibt der Obmann auch seine eigenen Kühe in die Obhut des Hoidas und freut sich, dass dieser sie so gut versorgt. Dabei haben Mitterers Pläne zunächst doch etwas anders ausgesehen: „Nach dem Tod meines Vorgängers wurde dringend ein neuer Hoida gesucht und ich habe mir gedacht, dass ich mir das ja mal ein oder zwei Jahre anschauen kann.“, plaudert er aus dem Nähkästchen. Nie und nimmer hätte er gedacht, dass er ein paar Jahrzehnte später immer noch Hoida der Kuchl-Bergbauernalm sein würde.
Mitterer ist es in seiner Tätigkeit gewohnt, sehr früh aufzustehen. Je nach den Gegebenheiten auf der Alm dauert seine Zeit mit den Kühen unterschiedlich lange: „Normalerweise bin ich in etwa zwei Stunden mit den Viechern fertig. Wenn aber gerade Kälber auf die Welt kommen dauert es natürlich länger. Auch die Wetterbedingungen können dafür sorgen, dass es etwas aufwändiger wird. Wenn der Nebel zäh ist, brauche ich schon drei bis vier Stunden um alle Kühe zu zählen und zu versorgen.“, erklärt der Hoida.
Ein Paradies für Wanderer
Tatkräftig unterstützt wird Mitterer von seiner Gattin, die jedes Jahr zwischen 25. Mai und 5. Oktober immer samstags sowie an Sonn-und Feiertagen die Hoidahütte betreibt. Hungrige Wandersleute können sich dort an vielen Schmankerln aus regionaler Produktion erfreuen. Besonders beliebt bei Gästen sind Fleisch- und Speckbrote, sowie Schafkäse. Wer es gerne süß mag, kann täglich unter verschiedenen hausgemachten Mehlspeisen wählen. Besonders die Lambadaschnitte der Hoidarin hat es vielen Wanderern angetan. Aufgrund von COVID-19 ist die Hütte aber leider in dieser Saison geschlossen.
Obmann Karl Wagner erklärt, wer besonders gerne die Kuchl-Bergbauernalm aufsucht: „Wir haben viele Gäste aus der Region um Türnitz oder Wilhelmsburg. Aus dem Ausland kommen eher weniger Wanderer vorbei, dafür aber viele Pilger, die von Mariazell kommen.“ Wer auf Wanderschaft oder Pilgerschaft ist, hat unweit von der Kuchl-Bergbauernalm eine Übernachtungsmöglichkeit. „Das Schutzhaus Annaberg erreicht man von uns aus in nur etwa 30 Minuten.“, erklärt Wagner.
Obwohl man auf der Kuchl-Bergbauernalm die friedliche Idylle schätzt, freut sich der Obmann auch sehr über die vielen Besucher. Dabei ist ihm aber wichtig, dass diese auf ein paar Dinge achten: „Es ist kein Problem, wenn Wanderer auf die Viecher treffen. Aber was sehr gefährlich werden kann, ist, wenn Hunde dabei sind. Am allerbesten lässt man sie überhaupt zuhause und wenn es gar nicht anders geht macht man einen großen Bogen um die Kühe um diese nicht aufzuscheuchen.“, warnt Wagner. „Da muss man wirklich aufpassen denn da ist schon öfter was Gröberes passiert.", ergänzt er besorgt.
G'sund und munter auf der Alm
In Anbetracht der Tatsache, dass sowohl Obmann Wagner als auch Hoida Mitterer ihre Tätigkeiten schon so lange mit viel Hingabe ausüben, liegt die Vermutung nahe, dass die Arbeit auf der Alm etwas ganz Besonderes ist. „Mein Leben sind die Viecher“, erklärt Mitterer. „Wenn ich unter 100 Viechern stehe, fühle ich mich am gesündesten. Das ist mein Ding und sonst wäre ich ja gar nicht schon so lange da.“
Auch Karl Wagner weiß, wie schön die Arbeit um die Alm ist und natürlich wird er diese im Ruhestand auch vermissen. Aber er sieht auch das Positive an seiner Veränderung: „Alles hat einen Anfang und ein Ende. Ich werde auch nach meiner Pensionierung herauf kommen, und das ohne dass ich eine Verantwortung dabei habe. Dann ist es noch schöner und ich kann es noch mehr genießen.“, erzählt er und lacht dabei. Auf dass er seinen wohlverdienten Ruhestand in vollen Zügen auf der Alm wie auch im Tal auskosten kann.
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