Lilienfeld: Waffennarr hortete scharfe Granaten
Ein Lilienfelder muss sich vor Gericht wegen seiner hochexplosiven Sammelleidenschaft verantworten.
BEZIRK. Bereits im Jahr 2008 wurde über einen 49-jährigen Angestellten aus dem Bezirk Lilienfeld ein Waffenverbot verhängt, nachdem eine entsprechend umfangreiche Sammlung in seinem Haus sichergestellt worden war.
Anfang November 2016 fand man nach einem anonymen Hinweis abermals ein Arsenal von Waffen, wobei vor allem großteils funktionsfähige Granaten eine enorme Gefahr für die Sicherheit darstellten. Zwei davon mussten vom Entminungsdienst vor Ort gesprengt werden, da eine problemlose Transportfähigkeit laut den Sprengstoffexperten nicht mehr gewährleistet war.
"Nur" leere Granaten?
„Ich habe nicht den Eindruck, dass Sie vom Sammeln Abstand nehmen wollen“, erklärte der St. Pöltner Richter Slawomir Wiaderek im Prozess am Landesgericht, nachdem der Beschuldigte bei der Auflistung der unzähligen sichergestellten Gegenstände mehrmals behauptete, dass es sich etwa bei den Granaten teilweise um leere handle, die nicht in die Anklage gehörten.
Sturmgewehr und mehr
Auch bei den sichergestellten Dolchen vertrat der Verteidiger die Ansicht, dass es dabei um Schaustücke gehe und einige der konfiszierten Gegenstände habe man seinem Mandanten nach der Hausdurchsuchung im Jahr 2008 auch wieder zurückgegeben.
Bei Kampfschwertern oder Wurfmessern sei erst zu prüfen, ob sie scharf seien und mehr als 1.000 Stück 9-Millimeter-Geschoße seien nicht für die Faustfeuerwaffen verwendbar. Bei einem von mehreren Gewehren, darunter ein Kalaschnikow-Sturmgewehr, sei zudem der Lauf verschweißt, bei einigen Waffen handle es sich „nur“ um Signalpistolen und Schreckschusspistolen, zu denen Richter Wiaderek erklärte, dass es dem Angeklagten auch verboten sei, diese zu besitzen.
Sammel-Wahnsinn
Auf die Frage des Richters, warum er diese Menge an Waffen und Kriegsmaterial, die in allen Räumen und Kästen herumlagen, sammle, meinte der Waffennarr: "Wenn Sie einen Sammler fragen, warum er das macht, das ist schwer zu erklären!"
Seine Sammlerleidenschaft habe ihn 2014 wieder eingeholt, da habe er auch einen Antrag auf Aufhebung des Waffenverbots gestellt, der ohne Begründung abgelehnt worden sei.
Keine Waffen (vorerst)
"Ich bin der Letzte, der Ihnen Granaten aushändigen wird, die noch funktionieren", beendete Richter Wiaderek vorerst den "Kampf" um einzelne Objekte.
Ein Gutachten soll klären, welche Gegenstände als waffenrelevant beziehungsweise verboten zu werten seien. Der Prozess wurde daher vertagt.
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