Vom Tischler zum Alpinski-Hersteller

BEZIRK LILIENFELD. Alpiner Skilauf - wer hat ihn erfunden? Nein, nicht die Schweizer, sondern der Lilienfelder Mathias Zdarsky. Zugegeben, das war kein schweres Rätsel. Millionen Alpinskiläufer der Erde kennen den Namen, der ihnen ihre Wintersportart bescherte. Dass der aus dem Sudentenland eingewanderte Lehrer und Vordenker in der Zwischenkriegszeit viele Lilienfelder Familien vor Hunger und Armut bewahrte, ist kaum bekannt. Inspiriert wurde der Vordenker vom Norweger Fridthjof Nansen. In Skandinavien wurde bereits mit Hilfsmitteln aus Holz durch den Schnee gepflügt, jedoch in flachem Gelände. Eine Art Vorläufer der heutigen Langlaufski.

Die ersten Ideen

Doch Zdarsky, der am 11. Mai 1889 als 33-Jähriger Lehrer, Maler und Bildhauer das verwahrloste, 490.000 Quadratmeter große Bauerngut Habernreit in Marktl um 7000 Gulden erwarb, suchte eine Lösung, um steile und schneebedeckte Hänge talwärts zu gleiten. Deshalb ließ er sich Anschauungsmaterial aus Norwegen schicken. Die Norweger-Bindungen schob er sofort zur Seite. Mit dieser Ausrüstung war es unmöglich, unverletzt von Lilienfelds Bergen abzufahren. Es dauerte Jahre, doch dann war es geschafft, Mathias Zdarskys Bindungen und Skiformen setzten sich weltweit durch. Nach dem ersten Weltkrieg herrschte große Armut im Bezirk. Auch die technische Entwicklung von der Kutsche zum Auto machte viele Wagner arbeitslos.

Lilienfeld produziert Ski

Doch die pfiffigen Handwerker, auch einige Tischler, sattelten um. Ignaz Nutz aus Annaberg wurde zu einem der größten Skihersteller dieser Zeit, ergatterte sogar Großaufträge der Wiener Naturfreunde. Auch der gelernte Lilienfelder Wagner Florian Lackinger und der Tischler Schublach aus St. Aegyd stellten hochwertige Brettln her. Auf diese Weise brachte Zdarskys Erfindung in der schweren Zwischenkriegszeit vielen Familien Brot auf den Tisch. Hunderte Originalstücke dieser Zeit sind heute im Heimatkundemuseum Lilienfeld zu bewundern.
zdarsky-ski-museum.at