AMS Traun
„Personalbedarf ist in allen Branchen hoch“
Michaela Billinger, Leiterin des AMS Traun, spricht über die aktuelle Arbeitsmarktsituation im Bezirk.
Wie stellt sich der Arbeitsmarkt im Bezirk Linz-Land aktuell dar?
Viele unselbstständige Beschäftigte und niedrige Zahl an Arbeitslosen.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation?
Der Arbeitsmarkt ist dynamisch und in Bewegung, Zugänge und Abgänge in die Arbeitslosigkeit halten sich oft die Waage. Man findet immer weniger Dienstverhältnisse, die über mehrere Jahrzehnte andauern, oder gar Personen die von der Lehre zur Pension im selben Betrieb beschäftigt sind. Die Menschen wechseln mittlerweile mehrmals pro Jahr ihren Arbeitsplatz. Die Beschäftigtenzahlen steigen und die Nachfrage nach Mitarbeitern ist nach wie vor hoch. Mittlerweile sprechen wir nicht mehr nur vom Fachkräftemangel, sondern auch vom Arbeitskräftemangel. Knapp die Hälfte aller Vorgemerkten im Bezirk hat lediglich einen Pflichtschulabschluss und wird seitens AMS mit einem Qualifizierungsangebot unterstützt. Neben zahlreichen Kurzausbildungen, bieten wir den Arbeitssuchenden längerfristige Ausbildungen bis hin zum Lehrabschluss an. Dabei sind die Arbeitsplatznahe Qualifizierung und die Lehrstellenförderung 18+, sehr gute Förderinstrumente, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken. Ein sehr erfolgreiches Instrument ist die Arbeitserprobung, dabei können sich Arbeitssuchende und Betriebe kennenlernen und feststellen ob Job und Bewerber zusammen passen. Mehr als 56% der Arbeitserprobungen enden in einem Dienstverhältnis. Es ist uns auch gelungen, die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit um 31 Tage gegenüber dem Vorjahr zu reduzieren.
In welchen Branchen gibt es derzeit besonders hohen Personalbedarf?
Generell kann man sagen, dass mittlerweile in allen Branchen hoher Personalbedarf besteht. Ob im Bau- und Baunebengewerbe, in der Gastro, im Handel, oder in der Pflege, es gibt zu wenige Fachkräfte aber auch Hilfskräfte. Selbst im kaufmännischen Bereich haben wir Schwierigkeiten offene Stellen zu besetzen.
Wie versucht das AMS Traun, in diesen Branchen zu vermitteln?
Mit vielen speziellen Angeboten wie beispielsweise branchenbezogenen Jobbörsen versuchen wir dem Arbeitskräftemangel entgegen zu wirken. Letzte Woche fand eine Jobbörse Produktion im AMS Traun statt, wo wir mehr als 60 interessierte Personen eingeladen haben.
Wie schaut der Lehrlingsstellenmarkt derzeit aus?
375 offene Lehrstellen, stehen 249 Lehrstellsuchenden gegenüber. Erfahrungsgemäß melden sich nach den Semesterzeugnissen, noch einige Jugendliche zur Lehrstellensuche vor. Nach wie vor wird in den klassischen Berufen gesucht. Wir unterstützen Jugendliche mit einer Berufsberatung, um diese auf die breite Palette des Lehrstellenangebotes (über 200 unterschiedliche Berufe) aufmerksam zu machen und je nach Stärken und Potentiale für die entsprechenden Lehrberufe zu begeistern.
Welche Zukunftstrends für den Bezirk stimmen Sie zuversichtlich?
Positiv sehe ich die Entwicklung des Arbeitskräftepotentials, dass in den letzten Jahren nach wie vor zunimmt. In unserem Bezirk gibt es eine Vielfalt an Angeboten am Arbeitsmarkt und der Lehrstellenmarkt ist nach wie vor groß. Viele Betriebe nutzen ihre Chance mit Employer Branding, sich bei den Arbeitssuchenden entsprechend zu präsentieren, da ist viel Bewegung zu spüren. Die Änderung der Arbeitszeitmodelle, Homeoffice und zahlreiche Benefits wie gesunde Küche am Arbeitsplatz sind nur ein Auszug aus den Angeboten der Betriebe im Kampf um die besten Mitarbeiter.
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