Michaela Billinger (AMS Traun)

„Erwarte eine Entspannung im Frühjahr“

Michaela Billinger, Leiterin des AMS Traun, gibt eine Prognose für den Arbeitsmarkt in Linz-Land.

Wie hat das AMS Traun die vergangenen Monate der Corona-Krise erlebt?
Billinger: Die Arbeitslosigkeit hat sich im Bezirk Linz-Land im Vergleich mit dem Zentralraum sehr gut entwickelt und war in den letzten Monaten rückläufig. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Arbeitslosigkeit mehr als 30 Prozent reduziert. Der Zugang an offenen Stellen ist im Durchschnitt gegenüber dem Vorjahr um mehr als 1.000 angestiegen.

Wo stehen wir heute? Wie wirkt sich der vierte Lockdown auf Kurzarbeit und Arbeitslosenzahlen im Bezirk Linz-Land aus?
Mit Ende November haben wir zwar im Vergleich zum Vorjahr nach wie vor einen Rückgang der Arbeitslosigkeit, ein Minus von 31,74 Prozent zum Vergleich Nov. 20)zu verbuchen. Mit Stand Ende November ist die Arbeitslosen-Quote auf 4,3% gesunken – November 2020 waren es noch 6,4%). Allerdings verbuchen wir einen Anstieg gegenüber dem Vormonat von 0,3%. Bis dato stehen wir an 3. Stelle in OÖ mit den Anträgen auf Kurzarbeit. Mit Abstand sind wir aber an erster Stelle mit den meisten, betroffenen Mitarbeitern.

Dieser Trend wird sich wohl in nächster Zeit verändern, da Betriebe aus den Regionen mit Wintertourismus verstärkt die Kurzarbeit nützen werden, um ihr Personal halten zu können.
Eine valide Zahl der Anträge können wir frühestens nach dem 15. Dezember nennen, da die Firmen bis zu diesem Datum ihre Anträge stellen können, bzw. einzelne Unternehmen noch zuwarten möchte, wie lange der Lockdown wirklich andauern wird.

In welchen Branchen gibt es gemessen an den Arbeitslosenzahlen die größten Einbrüche?
Im Bau- und Baunebengewerbe aufgrund der beginnenden Winterarbeitslosigkeit, Gastronomie und Hotellerie bzw. Einzelhandel außer Lebensmittel.

Auch in der Krise stellen Unternehmen Mitarbeiter ein. Welche Jobs sind aktuell in der Region besonders gesucht?
Arbeitskräfteüberlasser (AKÜ) stellen ein, alle Jobs im Metall-, Kunststoff- oder technischen Bereich (in der Produktion) und auch im IT Bereich werden händeringend Mitarbeiter gesucht.

Ausblick: Wie wird sich die Lage Ihrer Meinung nach entwickeln? Ist eine Entspannung in Sicht? (Prognose)
Meine Erwartung ist eine Entspannung der Situation im Frühjahr. Die Arbeitslosigkeit wird in den nächsten Monaten ansteigen, auch bedingt durch den Bau und das Bau-Nebengewerbe. Ich erwarte ein bedeutenden Rückgang der Arbeitslosigkeit ab dem Frühjahr. Neben dem Rückgang der Arbeitslosigkeit ist der stetige Antstieg der Dauer der Arbeitslosigkeit was mir Sorgen bereitet. Fast ein 1/3 der AL-Vorgemerkten sind länger als ein Jahr arbeitslos und jeder  vierte Arbeitskräfteüberlasser ist älter als 50 Jahre. Diese Kombination von Langzeitbeschäftigungslosigkeit in Verbindung mit dem Alter erschwert uns die Vermittlungsarbeit. Mit zahlreichen Fördermodellen und Eingliederungsbeihilfen versuchen wir diese Herausforderung zu meistern. Ab kommenden Jahr werden wir einen eigenen Beratungsbereich für Kund_innen mit langer Dauer der AL einrichten.