Diäten bergen viele Gefahren

Vor allem die Magersucht ist oft durch eine Störung der eigenen Körperwahrnehmung gekennzeichnet. | Foto: Xenia-Luise/Fotolia
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"Sehr oft geht dem Beginn einer Essstörung eine Diät voraus", weiß Doris Anzengruber vom Linzer Frauengesundheitszentrum in der Kaplanhofstraße. Meist ist die Diät jedoch nicht alleinige Ursache: "Die Wurzeln von Essstörungen sind vielfältig und hängen mit der individuellen Geschichte, der aktuellen Lebenssituation und der Persönlichkeitsstruktur zusammen. Auf biologischer Ebene kann etwa die Genetik eine Rolle spielen. Auf psychischer Ebene geht es darum, den mangelnden Zugang zu Gefühlen durch Essen oder Nicht-Essen zu bewältigen. Häufig handelt es sich dabei um den Versuch, Kontrolle über sein Leben zu erlangen, das aus welchen Gründen auch immer aus den Fugen geraten ist", weiß Anzengruber. Dazu kommen das vorherrschende Schlankheitsideal, widersprüchliche Rollenerwartungen an Frauen oder familiäre Faktoren, etwa wie in einer Familie mit Gefühlen und Konflikten umgegangen wird.

Große Dunkelziffer

In Österreich geht man von einer groben Schätzung aus, nach der mehr als 200.000 Frauen im Lauf ihres Lebens an einer Essstörungen erkranken. Rund 700 Diagnosen zu Essstörungen werden jährlich in Oberösterreichs Kliniken gestellt. Die Dunkelziffer dürfte jedoch sehr hoch sein. Hauptsächlich sind junge Mädchen und Frauen betroffen. "Wie sich das aktuelle Schlankheitsideal auf Männer und ihr Verhältnis zu Ihrem Körper und die Entwicklung von Essstörungen auswirkt, wird sich erst in der Zukunft zeigen. Fakt ist, dass Männer ebenso betroffen sind. Sie leiden dann zusätzlich unter dem Stigma eine ,typische Frauenkrankheit’ zu haben", so die Klinische und Gesundheitspsychologin.

Krankheit wird verheimlicht

Da die Betroffenen eine starke Tendenz haben, ihre Krankheit zu verheimlichen, ist es für ihr Umfeld meist nicht leicht, den Beginn einer Essstörung zu erkennen. "Der Übergang von gestörtem Essverhalten zu einer krankhaften Störung verläuft oft schleichend", sagt Anzengruber. Dennoch gibt es laut Expertin gewisse Warnsignale: "Aufmerksam sollte man werden, wenn das Essverhalten angstbesetzt ist bzw. Essen oder Nicht-Essen anfangen das Leben zu bestimmen. Die Gedanken der Betroffenen kreisen ständig ums Essen, sie ziehen sich immer mehr aus den sozialen Kontakten zurück und das Umfeld erlebt den Menschen in seiner Persönlichkeit als verändert. Warnsignale sind auch eigenartige Gewohnheiten im Umgang mit Nahrung und erhöhter Bewegungsdrang sowie die Verleugnung, Probleme zu haben."

Rasch Hilfe suchen

Wenn man sich Sorgen um jemand in seiner Familie, in seinem Umfeld macht, sollte man zunächst Hintergrundinformationen einholen. "Wichtig ist, nicht zu lange zu warten und die Person liebevoll und wertschätzend, in ungestörter Umgebung anzusprechen. Sprechen Sie Ihre Beobachtungen offen und respektvoll an und vermeiden Sie Vorwürfe und Ratschläge. Sprechen Sie außerdem Ihre eigenen Gefühle an und erinnern Sie den oder die Betroffene an Momente, wo sie sich bezüglich seines oder ihres auffälligen Essverhaltens, Bewegungsdranges, Sorgen gemacht haben. Lösungsvorschläge wie ,Iss doch einfach wieder normal!’ sind dabei absolut nicht hilfreich. Drücken sie aus, dass sie sich sorgen und dass sie möchten, dass der oder die Betroffene glücklich und gesund wird. Bleiben sie als Ansprechperson und Zuhörerin verfügbar und bieten sie ihre Unterstützung bei der Terminvereinbarung für ein Erstgespräch in einer professionellen Einrichtung an. Rechnen sie im ersten Moment mit Ablehnung – bleiben sie aber dennoch in Kontakt ohne Druck auszuüben", rät Anzengruber.

Vorbeugende Maßnahmen

Betroffene Personen möglichst bald anzusprechen, ist wichtig, denn eine möglichst frühe Behandlungsaufnahme, ein frühes Erkennen erster Anzeichen und eine zeitnahe Abklärung medizinischer Probleme kann positiv für Dauer und Verlauf einer Essstörung sein. "Vorbeugen" kann man auf der Ebene des Essens etwa mit einer gewissen Esskultur, also etwa Ritualen wie gemeinsamen Mahlzeiten in der Familie, dem Pflegen der Genussfähigkeit und einer positiven Einstellung zur Ernährung. Die Gefahren von Diäten sollten in der Familie besprochen werden. Weitere Schutzfaktoren sind laut Expertin "ein positives Körperbild, Selbstvertrauen, Grenzen setzen, Gefühle zulassen und ernst nehmen, unterstützende Beziehungen und Vorbilder".

Furchtbare Folgen

Wer seine Essstörung nicht behandeln lässt, riskiert, dass sich seine Krankheit verschlimmert, zu Folgeerkrankungen führt oder sogar tödlich endet: "Herzprobleme, Bluthochdruck, Haarausfall, Zahnschäden, das Ausbleiben der Menstruation, Osteoporose, Verdauungsstörungen, Vitaminmangel, Störungen im Elektrolyt-Haushalt, Muskelschwäche, Ödeme und sogar irreversible Gerhirnschädigung sind unter anderem Langzeitfolgen von Essstörungen. Konzentrations-und Aufmerksamkeitsstörungen, Depression und immer wiederkehrende Stimmungsschwankungen werden auf der psychischen Ebene ersichtlich. Die Magersucht hat die höchste Sterblichkeitsrate aller psychiatrischen Erkrankungen."

Die häufigsten Essstörungen
Anorexia Nervosa (Magersucht): bedeutet übersetzt „nervlich bedingte Appetitlosigkeit“ und tritt am häufigsten bei heranwachsenden Mädchen und jungen Frauen auf. Diese Essstörung ist durch einen absichtlich selbst herbeigeführten und aufrechterhaltenden Gewichtsverlust, große Angst vor Gewichtszunahme bei bestehendem Untergewicht und Störung der eigenen Körperwahrnehmung hinsichtlich Gewicht bzw. Gestalt charakterisiert.
Bulimia Nervosa (Ess-Brechsucht): bedeutet übersetzt „der Ochsenhunger“, tritt am häufigsten bei Mädchen und jungen Frauen im Alter zwischen 15 und 30 Jahren auf. Diese Essstörung ist charakterisiert durch die unkontrollierte Aufnahme kalorienreicher Nahrung (Essanfälle) und dem anschließenden Versuch diese durch selbst herbeigeführtes Erbrechen ungeschehen zu machen. Typisch sind auch der Missbrauch von Abführmittel und übermäßige körperliche Betätigung.
Binge Eating Störung (Ess-Sucht ohne Erbrechen): “to binge“, sich mit etwas vollstopfen, Hauptmerkmal bei dieser Essstörung sind wiederkehrende Essanfälle, im Gegensatz zur Bulimie fehlen jedoch ausgleichende Maßnahmen wie z.B. Sport, Hungern oder Erbrechen.Etwa ein Drittel der Betroffenen sind Männer, Esssucht geht oft mit Übergewicht einher, das bedeutet aber keineswegs, dass jeder Übergewichtige an einer Essstörung leidet.

HILFE bekommen Sie im Linzer Frauengesundheitszentrum:
Tel.Nr.: 0732/77 44 60
E-Mail: office@fgz-linz.at
www.fgz-linz.at

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