Ideen für die Gesundheitsversorgung der Zukunft
"Wir müssen die Probleme der Zukunft jetzt lösen", sagt Albert Maringer, Obmann der OÖ Gebietskrankenkasse (OÖGKK). Die Medizin, die Gesellschaft, und auch die Bedürfnisse der Menschen verändern sich. Das zeigt sich alleine daran, wie viele Menschen heute über 80 Jahre alt werden oder wie gut die Medizin heute in der Lage ist, chronisch Kranken ein Leben mit hoher Lebensqualität zu ermöglichen. "Das alles stellt neue Anforderungen an die Versorgungsstruktur", so Maringer.
OÖGKK-Direktorin Andrea Wesenauer fordert einen "Paradigmenwechsel": "Österreich liegt bei der Ärztedichte weltweit an der Spitze. Österreich hat ein strukturelles Verteilungsproblem, sodass die eigentlich vorhandenen Ärzte nicht immer dort ankommen, wo Bedarf ist", so Wesenauer. Auch Maringer bestätigt: "In anderen Ländern gibt es viel weniger Ärzte, doch die Bevölkerung ist gesünder. Man muss sich fragen, was diese Ländern anders machen." Die OÖGKK-Direktorin fordert etwa eine größere Orientierung hin zum Patienten sowie die Abkehr von der Reparaturmedizin, hin zur Gesundheitsförderung und Prävention. In diesen Bereichen seien "viel mehr Investitionen nötig".
Aufgaben verlagern
Im Spitalsbereich pflegt Österreich ein laut Wesenauer ein „ärztehungriges“ Versor- gungssystem. Ein Grund: „Viele Verwaltungs- und Organisationsaufgaben im Spital werden von Ärzten erledigt. Ein Arzt, der im Büro vor Akten sitzt, bringt aber den Patienten nicht viel. Wir müssen daher die Ressourcen unserer Ärzte wieder für ihre Profession freispielen: Menschen medizinisch helfen“, argumentiert Maringer. Die verbleibenden Pflege-, Verwaltungs- und Managementaufgaben müssen jedoch trotzdem von Fachpersonen erledigt werden. Im Pflege- und Verwaltungsbereich müsse daher laut Maringer "genügend Personal ausgebildet" werden.
Die OÖGKK arbeitet zudem an neuen Versorgungsmodellen in der Primärversorgung. Basis bleibt die gewohnte Versorgung durch den Hausarzt. Diese soll jedoch künftig um Dienste von weiteren Gesundheitsanbietern ergänzt werden. Dazu soll es schon bald Pilotprojekte in Oberösterreich geben.
Im Hinblick auf die neue Medizinfakultät hoffen Wesenauer und Maringer, dass die angekündigten Schwerpunkte auf Public Health und Versorgungsforschung zu Krankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen wirklich umgesetzt werden. "Diese Schwerpunkte gibt es europaweit an keiner Medizinuniversität. Sie wären ein strategischer Vorteil für Linz und auch für die Patienten in Oberösterreich."
Unabdingbar für eine leistungsfähige Gesundheitsversorgung sei künftig auch eine bessere Vernetzung. Dazu gehören etwa Gruppenpraxen, die Zusammenarbeit von Behandlungsteams aber auch die Gesundheitsakte ELGA. "Dabei geht es nicht um das Sparpotential sondern darum, dass die beste Behandlung nur möglich ist, wenn alle Informationen zur Krankheitsgeschichte verfügbar sind", so Wesenauer.
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