Neues Pilotprojekt für Patienten mit chronischer Herzschwäche

- Christian Ebner (Ordensklinikum Linz Elisabethinen), OÖGKK-Obmann Albert Maringer, Landesrätin Christine Haberlander und Allgemeinmediziner Erwin Rebhandl (v. l.).
- Foto: Land OÖ/Heinz Kraml
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Durch integrierte Versorgung soll die Lebensqualität der Betroffenen gesteigert und Krankenhaus-Aufenthalte reduziert werden. Aktuell läuft das Projekt in Linz, Linz-Land, Rohrbach und Urfahr-Umgebung.
Eine Herzinsuffizienz wird oft zu spät erkannt. "Viele kennen die ersten Symptome wie geschwollene Beine oder Atembeschwerden bei Anstrengung nicht", sagt Erwin Rebhandl, Allgemeinmediziner im Primärversorgungszentrum Haslach. 5.458 Personen mussten im Vorjahr mit der Diagnose Herzinsuffizienz (HI) ins Spital. "Die Betroffenen sind meist sehr lang im Krankenhaus, nämlich durchschnittlich sieben Tage. Bei einem akuten Infarkt etwa sind es nur 3,7 Tage", erklärt Christian Ebner, Facharzt für Innere Medizin/Kardiologie am Ordensklinikum Linz Elisabethinen. Rund die Hälfte aller Patienten, die aus dem Krankenhaus entlassen wurden, müssen innerhalb eines halben Jahres erneut das Spital aufsuchen. Auch das Risiko zu versterben ist in der Frühphase nach der Entlassung am höchsten.
Krankenhausaufenthalt vermeiden
Das Land Oberösterreich und die OÖ Gebietskrankenkasse (OÖGKK) haben daher ein neues Pilotprojekt ins Leben gerufen. Am Konzept zur integrierten Versorgung beteiligen sich Krankenhausärzte sowie niedergelassene Ärzte. "Ziel ist es nicht, Betten zu reduzieren oder Geld einzusparen, sondern die Lebensqualität der Betroffenen zu steigern, indem zusätzliche Krankenhausaufenthalte vermieden werden", sagt Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander. Weitere Ziele sind eine bessere Vernetzung der betreuenden Institutionen und eine effektivere Struktur.
Tagebuch für Patienten
Um Patienten zum Selbstmanagement ihrer Erkrankung zu befähigen, werden verschiedene Maßnahmen getroffen. "Herzstück des Projekts ist das Herzinsuffizienz-Tagebuch", sagt OÖGKK-Obmann Albert Maringer. Die Patienten kontrollieren täglich verschiedene Parameter wie Gewicht, Blutdruck, Puls und Belastungsfähigkeit. Die Werte werden, wie auch Infos zu Medikamenten, im Tagebuch eingetragen. "Wenn die Parameter aus der Reihe laufen, weiß der Patient sofort, dass gehandelt werden muss. Da er das Tagebuch immer mithaben sollte, hat auch der behandelnde Arzt gleich einen guten Überblick", sagt Ebener vom Linzer Ordensklinikum.
Schulungen und Informationen
Das Projekt umfasst weiters Schulungen für Versorgungspartner, Patienten und Angehörige, Infomaterialien, die für das Verständnis der Krankheit hilfreich sind, eine Fachinfo-Telefonhotline, bei der Allgemeinmediziner Spezialfragen klären können und mehr. "Ziel ist es, chronische Erkrankungen im niedergelassenen Bereich zu halten. In den Ambulanzen stoßen wir bereits oft an unsere Grenzen. Und die meisten Patienten sind dankbar, wenn sie nicht ins Krankenhaus müssen", so Ebner. Patienten sollen nur noch ins Spital überwiesen werden, wenn dies wirklich notwendig ist. Zusammengearbeitet wird auch mit den mobilen Pflegediensten, die vor allem für jene wichtig sind, die die Hausarztpraxis nicht mehr regelmäßig aufsuchen können.
Weitere Teilnehmer gesucht
Seit 1. Jänner 2017 wird das Konzept in Linz, Linz-Land, Rohrbach und Urfahr-Umgebung auf seine Praxistauglichkeit und Akzeptanz getestet. Mit dabei sind das Kepler Universitätsklinikum, das Ordensklinikum Linz Elisabethinen, das Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern, das Landeskrankenhaus Rohrbach sowie 60 Ordinationen von Allgemeinmedizinern und Internisten. 132 Patienten sind ins Projekt eingebunden. Geplant ist, in einer Laufzeit von drei Jahren 250 Patienten jeweils ein Jahr lang zu beobachten. Ist das Pilotprojekt erfolgreich, soll es in den Regelbetrieb übergehen. Schon jetzt zeigen sich laut Ebner klare Trends: "Jene Patienten, die am Pilotprojekt teilnehmen, kommen gegenüber früher weniger häufig ins Krankenhaus." Um statistisch überprüfbare Daten zu erhalten, werden noch weitere Patienten und Ärzte gesucht, die sich beteiligen wollen.
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