Angehörige können lernen: Ich habe keine Schuld daran
Meinen Mann habe ich sehr jung kennengelernt. Bereits zu Beginn hatte ich das Gefühl, dass er zu viel Bier trinkt. Trotzdem habe ich meiner Wahrnehmung nicht getraut, habe von Beginn an zahlreiche Entschuldigungen für ihn gefunden.
LINZ (ah). Diese Situation, die die Linzerin Miriam S. (Name von der Redaktion geändert) schildert, ist typisch für viele Angehörige, deren Mann, Frau, Eltern oder Kinder mit dem Trinken nicht aufhören können, sprich leider alkoholkrank sind.
Doch Miriam versuchte nicht nur das Verhalten ihres Ehemanns zu entschuldigen, sie versuchte, sein Verhalten auch zu kontrollieren und zu ändern. Ich versuchte herauszufinden, wie viel Alkohol er tatsächlich konsumierte, erinnert sich die Linzerin. Doch nicht nur der ständige Zwang, Kontrolle auszuüben, machte Miriam zu schaffen, auch der Versuch, ihren Mann zu ändern, kostete ungemeine Kräfte. Miriam: Ich wollte ihn dazu bewegen, sein Konsumverhalten zu ändern, seine Trinkgewohnheiten einzuschränken. Schließlich wurde die Situation unerträglich. Du kannst einen alkoholkranken Angehörigen nicht vertrauen. Wenn sie es nicht schaffen, trocken zu werden, ist auf sie kein Verlass, erklärt die Mutter einer damals zwölfjährigen Tochter. Schließlich erfuhr Miriam von der Selbsthilfegruppe Al-Anon, die Anlaufstelle für Angehörige von Alkoholkranken ist. Ich weiß heute noch, wie wohl, wie verstanden ich mich sofort fühlte. Ich wusste, dass diese Menschen ebenfalls trinkende Angehörige hatten und trotz der belastenden Situationen lachen konnten, erinnert sich Miriam. Das Lachen verlernen, den Spaß am Leben verlieren. Mit diesem Problem haben die meisten Angehörigen zu kämpfen. Viele sehen sich als Ursache für den Umstand, dass ihr Partner trinkt. Doch Miriam hat eines gelernt: Ich habe keinerlei Schuld daran. Eine weitere Erkenntnis stellte sich ebenfalls ein: Ich kann keinen Menschen ändern, sondern nur mich selbst. Längst hat Miriam ihren Mann verlassen. Geholfen hat ihr dabei Al-Anon. Man wird dort nicht belehrt oder erhält gute Ratschläge. Es geht einfach darum, verstanden zu werden und zu wissen, andere haben das gleiche Problem.
Al-Anon Kontaktmöglichkeit
Konventhospital der Barmherzigen Brüder, Seilerstätte 2/1/42, 4020 Linz, E-Mail: alanon.linz@gmx.at
Mobil-Nummer: 0676/9388856, Telefonseelsorge: 142
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