Rundschau vor Ort
Bewohner der Ferihumerstraße fühlen sich im Stich gelassen

- Zahlreiche Anrainerinnen und Anrainer aus der Ferihumerstraße befürchten durch die zwei neuen Schiffsanlegestellen vor ihrer Haustüre noch mehr Lärm und Gestank.
- Foto: BRS/Gschwandtner
- hochgeladen von Silvia Gschwandtner
Zwei neue Schiffsanlegestellen versetzen die Bewohnerinnen und Bewohner in der Ferihumerstraße in Aufregung. Lärm und Gestank werden befürchtet. Was sie aber besonders ärgert, ist die fehlende Kommunikation und Information seitens der Verantwortlichen aus der Politik.
LINZ. Die Sorge in der Ferihumerstraße ist derzeit groß: Seit kurzem wird am Ufer der Donau gebaut. Zwei neue Schiffsanlegestellen sollen hier entstehen und schon in dieser Saison in Betrieb gehen. Die Anrainerinnen und Anrainer sind in großer Sorge. Lärm und Gestank werden befürchtet, Information seitens der Stadt Linz oder des zuständigen Unternehmens fehlt bisher komplett. "Man wird einfach im Stich gelassen und vor vollendete Tatsachen gestellt", ärgert sich etwa Christian Ehmayr. Er wohnt seit 1991 in der Ferihumerstraße. Gemeinsam mit rund 30 Nachbarinnen und Nachbarn hat er sich spontan zu einem Treffen an der Baustelle eingefunden.
"Man wird einfach im Stich gelassen und vor vollendete Tatsachen gestellt", Christian Ehmayr, Anwohner in der Ferihumer Straße
Lärm und Gestank befürchtet
Aus einer kurzen Notiz in den Medien haben sie erfahren, dass hier zwei zusätzliche Pontons für Kreuzfahrtschiffe gebaut werden. Eine Anlegestelle gibt es seit ein paar Jahren ja bereits, die Bewohner wissen also, was auf sie zukommen wird – Lärm und Gestank. "Wenn man das Fenster aufmacht, riecht es bis zu mir ins Schlafzimmer nach Diesel", berichtet Susanne Jordan. Die Aggregate, mit denen die Schiffe Strom erzeugen, laufen Tag und Nacht. Auch sie wohnt schon seit Jahrzehnten in der Wohnsiedlung Ferihumerstraße.
Unverständnis für den Standort
Insgesamt leben dort rund 2.000 Menschen. Das Unverständnis für den gewählten Standort ist groß, eigentlich wäre es ein Wohn- und Naherholungsgebiet. Auch die geplante "Wasserbucht" – die übrigens auch nicht auf ungeteilte Zustimmung der Bewohnerinnen und Bewohner stößt – soll genau dort auf dem Urfahraner Parkplatzareal entstehen. "Wie soll das zusammenpassen?", fragen sich die Anwohner. Eine weitere Befürchtung betrifft den Zu- und Abtransport der Schiffstouristen mit Bussen. Auch das würde nach Meinung der Anrainer zu viel zusätzlichem Lärm führen.
"Wenn hier Schiffe liegen und wir ausweichen müssen, dann ist das für Kinder und Jugendliche viel zu gefährlich", Adolf Hainschink, Ruderverein Donau
Ruderverein fürchtet um Lehrstrecke
Aufgrund einer speziellen Problematik ist Adolf Hainschink zur Versammlung gekommen. Er engagiert sich seit Jahrzehnten im Ruderverein Donau. "Das ist eigentlich unsere Lehrstrecke. Aber wenn hier die Schiffe liegen und wir in die Flussmitte ausweichen müssen, dann ist das für Kinder und Jugendliche viel zu gefährlich", gibt er zu bedenken. Auch Hainschink versteht nicht, warum ausgerechnet hier zusätzliche Anlegestellen gebaut werden müssen.
"Es handelt sich hier um keine zusätzlichen Anlegestellen, sondern um einen Ersatz für zwei Anlgestellen auf Höhe des Römerbergtunnels", Stadtrat Dietmar Prammer
Ersatz für Anlegestellen vor Römerbergtunnel
Aber warum werden die neuen Anlegestellen eigentlich gebraucht und weshalb hat die Stadt Linz sie genehmigt? "Es handelt sich hier um keine zusätzlichen Anlegestellen, sondern um einen Ersatz für zwei Anlegestellen auf Höhe des Römerbergtunnels", erklärt der für Liegenschaften zuständige Stadtrat Dietmar Prammer (SPÖ). In Abstimmung mit der Via Donau, die die Ufergründe verwaltet, habe man sich auf diesen Standort geeignet. Die alten Anlegestellen seien durch die Strömung und Hochwasser schifffahrtsrechtlich bedenklich.

- Die Pontons werden bereits gebaut. In Zukunft sollen hier auf der Urfahraner Donauseite noch zusätzliche Kreuzfahrtschiffe der Firma DonauStationen anlegen.
- Foto: BRS/Gschwandtner
- hochgeladen von Silvia Gschwandtner
Anlegestellen mit Wasserbucht kompatibel
Mit der Schifffahrtsgesellschaft – DonauStationen im Besitz der Familie Brandner – habe die Stadt laut Prammer "intensiv verhandelt" und einen Nutzungsvertrag abgeschlossen. Die Sorge bezüglich des Lärms durch zufahrende Busse räumt er aus: "Diese dürfen nur bis zum AEC-Parkplatz zufahren." Mit der Bucht seien die Anlegestellen ebenfalls kompatibel. Auch wenn sich die Pontons weiter vorne – vor der geplanten Naherholungszone – befinden, liegen die Schiffe dann tatsächlich weiter stromabwärts vor dem Fußballplatz.
"Die verlegte neue Schiffsanlegestelle beim SV-Urfahr Platz wird – wie auch die Anlegestellen auf Linzer Seite - wird einen Landstromanschluss erhalten", Stadträtin Doris Lang-Mayerhofer.
Landstromanlagen ab April 2023 geplant
"Die verlegte neue Schiffsanlegestelle beim SV-Urfahr Platz wird, wie auch die Anlegestellen auf Linzer Seite, einen Landstromanschluss erhalten", stellt die für Tourismus zuständige Stadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) in Aussicht. Über den Zeitpunkt hält sich die Stadträtin bedeckt, die Firma Brandner könne dazu genaue Auskunft erteilen. Leider waren diese bis jetzt nicht für ein Statement erreichbar. Noch verhaltener reagierte Tourismusdirektor Georg Steiner auf die Anfrage der BezirsRundschau: "Der Tourismusverband Linz ist in die Planungen von Anlegestellen nicht eingebunden". Auskunft konnte jedoch die Linz AG erteilen, die für die Errichtung der Landstromanlagen zuständig ist. "Mit einer Inbetriebnahme der ersten Anlagen ist aufgrund des Umfangs und der Verfahrensdauer nicht vor April 2023 zu rechnen", teilt Konzernsprecherin Susanne Gillhofer mit. Der genaue Startzeitpunkt in Urfahr hänge auch mit den Bautätigkeiten der geplanten Bucht zusammen.
"Ich will im Sommer einfach mein Fenster aufmachen und am Balkon sitzen", Susanne Jordan, Anwohnerin in der Ferihumer Straße
Schifffahrt bringt Linz jährlich 9,2 Millionen Euro
Was Lang-Mayerhofer jedoch in diesem Zusammenhang hervorhebt, ist der wirtschaftliche Nutzen für die Stadt Linz. So habe etwa der "Gelbe Zug" rund 30 Prozent Umsatzeinbußen durch das Ausbleiben der Schiffsgäste während der Corona-Pandemie in Kauf nehmen müssen. Laut einer nicht näher genannten bayrisch-österreichischen Studie aus dem Jahr 2017 läge die Wertschöpfung aus der Kabinenschifffahrt bei 9,2 Millionen jährlich. Für die Bewohner der Ferihumerstraße ist das wohl nur ein schwacher Trost. "Ich will im Sommer einfach mein Fenster aufmachen können und am Balkon sitzen", meint Susanne Jordan.
Anwohner wünschen sich Information
Die Anwohner haben mittlerweile weiter Initiative ergriffen und die Verantwortlichen aus der Politik zu einem Termin vor Ort eingeladen. Eine Rückmeldung gab es bei Druckschluss nur von Stadträtin Eva Schobesberger (Grüne), die ein Telefonat angeboten hat. Neben Lärm und Gestank ärgert die Anrainer noch ein weiterer Punkt: fehlende Kommunikation zwischen der Stadt und ihren Bewohnerinnen und Bewohnern. Ein Problem, das alle Linzer Bürgerinitiativen kennen. Vielleicht hört ja den Menschen in der Ferihumerstraße jemand zu, wir werden weiter berichten.


Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.