"Den Grüngürtel erhalten"
Hannah Kordes beforscht städtisches Landleben. Der Leisenhof dient ihr als Erfolgsbeispiel.
Hannah Kordes beschäftigt sich seit fünf Jahren intensiv mit dem Leisenhof-Areal am Fuße des Linzer Pöstlingbergs. Die Raumentwicklerin ist Mitbegründerin des "Vereins zur Förderung stadtnaher Ernährung". Die katholische Kirche ermöglicht das Projekt auf ihrem Grund beim Bischöflichen Gymnasium Petrinum.
Bei einem Besuch in der Leisenhof-Gärtnerei merkt man, dass man an einen Ort der Ruhe gelangt ist. Was kann Linz vom Garten lernen?
Hannah Kordes: Es ist ein Ort, der einen aus der Stadthektik herausholt. Die Gärtnerei ist nicht nur ein ökonomischer Betrieb, sondern ein Lern- und Begegnungsort. Der eigens gegründete Verein zur förderung stadtnaher Ernährung nutzt das Areal um mit abwechslungsreichem Programm einen Lern- und Begegnungsort zu entwickeln. Im Garten wächst nämlich nicht nur das Gemüse, sondern vor allem auch die Menschen. Unterschiedlichste Bevölkerungsgruppen können ohne Konsumzwang zusammenkommen. Das Areal ist ein gutes Beispiel dafür, wie stadtnahe Räume genutzt werden können. Der Garten liegt an der Grenze zwischen Stadt und Land. Auf dem Grüngürtel liegt großer Druck, da sich Grundstückswerte erhöhen. Ich sehe es als meine Aufgabe, den Ort langfristig zu erhalten.
Was wird den Besuchern vor Ort vermittelt?
Eine stadtnahe Produktion von Lebensmitteln macht zunächst einmal klimarechtlich Sinn. Wir machen Herstellungsprozesse erlebbar. Jeder Mensch sollte wissen, was ein Kohlrabi ist oder woher die Milch kommt. Es braucht vielfältige Räume in der Stadt, wo sich Menschen das ansehen können. Kinder sollten nicht aus Büchern lernen, welche Bäume es gibt. Wenn man einmal die Kinder hat, begeistert man auch die Eltern für das Thema.
Wie können die Verantwortlichen vom Wert des Grüngürtels überzeugt werden?
In meiner Arbeit habe ich die Erfahrung gemacht, dass Menschen nur wertschätzen, was sie auch verstehen. In der Vermittlung zwischen Nutzern und Flächeneigentümern gilt es Grenzen aufzulösen, die gegenseitigen Welten kennenzulernen. Ich glaube an die Lobby. In Linz bräuchte es eine Gruppe, die zwischen Bürgern und Entscheidungsträgern vermittelt. Das sieht man am Protest gegen die geplante Tiefgarage am Andreas-Hofer-Park. Dort tun sich plötzlich Alternativen auf. Politische Entscheidungsträger sind durchaus dankbar für solche Impulse.
Welche Rolle spielt das Projekt "Raum_Wagen" dabei?
Im Rahmen meiner Masterarbeit habe ich einen Feuerwehranhänger zum mobilen Aktivierungswerkzeug umgebaut. Viele Leute haben mir beim Umbau geholfen und den Wagen straßentauglich gemacht. Das Mobil klappert derzeit durch Niederösterreich. Gemeinsam mit den Menschen vor Ort werden bislang ungenutzte Räume aktiviert. Der Wagen ermöglicht Begegnung und das Gespräch. Er hilft dabei, dass intensiver über Raumnutzung nachgedacht wird.
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