Menschen im Gespräch
"Eine Person von achtundsechzig"

Helga Mayer von der Autistenhilfe OÖ bietet Rat für Angehörige und Betroffene. | Foto: Mayer
  • Helga Mayer von der Autistenhilfe OÖ bietet Rat für Angehörige und Betroffene.
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Helga Mayer ist Obfrau des Vereins Autistenhilfe OÖ. Die StadtRundschau bat sie zum Interview.

Menschen mit autistischer Wahrnehmung in Schule, Beruf und Freizeit integrieren – dafür engagiert sich die Autistenhilfe OÖ. Die StadtRundschau hat mit Obfrau Helga Mayer gesprochen.

Klimaaktivistin Greta Thunberg macht kein Geheimnis aus ihrem Asperger-Problem. Besteht die Chance, dass sich durch die junge Schwedin die Wahrnehmung auf Autismus verändert?
Helga Mayer:Wie Greta Thunberg haben die meisten Asperger Autisten ein Lieblingsthema und sind sehr beständig und ausdauernd in ihrer Zielsetzung, wenn sie an einer Sache dran sind. Sie haben außerdem eine besondere Wahrnehmung für Veränderungen jeder Art.

Was haben Sie in Ihrer täglichen Auseinandersetzung, von Menschen im Spektrum gelernt?
Geduld und ein besseres Verständnis für Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Autisten können sich nicht ändern. Ich muss meine Perspektive und mein Verhalten ändern.

Sie engagieren sich seit Jahren bei der Autistenhilfe. Wie kam es dazu?
Unser Sohn zeigte jahrelang ein sonderbares Verhalten. Niemand konnte es erklären. Auf der Suche nach Hilfe bekam ich eines Tages einen Anruf einer Freundin, die bei einem Vortrag über Autismus war und mir erklärte, dass der Vortragende nur über meinen Sohn sprach. Ich bat ihn, auch meinen Sohn kennenzulernen. Er hat unseren Sohn als eindeutigen Autisten diagnostiziert. Unser Leben änderte sich schlagartig und es war der Beginn meiner Arbeit bei der Autistenhilfe OÖ.

Mit welchen Anliegen wenden sich Angehörige und Betroffene an die Autistenhilfe?

Sie suchen kompetente Hilfe, Rat und Austausch für ihre täglichen Problemsituationen und hoffen auf eine baldige Diagnose.

Was machen wir im Umgang mit Menschen im Autismus-Spektrum falsch?
Es kursieren zu viele falsche Meinungen. Das Verhalten von Autisten wird weitverbreitet mit dem Film "Rain Man" in Verbindung gebracht. Das autistische Spektrum ist wesentlich umfangreicher, als in diesem Film dargestellt. Autisten möchten als Menschen akzeptiert werden und dazugehören, auch wenn ihre Wahrnehmung eine andere ist.

Oft wird Autismus fälschlicherweise als Krankheit bezeichnet ...
Autismus ist keine Krankheit. Menschen im autistischen Spektrum haben eine andere Wahrnehmung, welche angeboren und nicht heilbar ist. Sie sind über- und unterempfindlich. Nehmen vieles wahr was andere nicht hören, sehen oder spüren und sind deshalb sehr oft überfordert.

Auf der Autistenhilfe-Homepage steht: „Inklusion braucht einen langen Atem“ – was müssen wir zuerst angehen?
Mehr über Autismus lernen, die autistischen Menschen nehmen, wie sie sind und sie nicht ständig verändern wollen. Mehr Geduld und Verständnis entsteht, je besser wir Autisten kennen.

Wie ist es um das Fachwissen in Oberösterreich bestellt?
Bis eine Familie zu einer Diagnose kommt, dauert es für Kinder unter drei Jahren ein halbes Jahr bis eineinhalb Jahre. Für Schulkinder gibt es im Normalfall eine Wartezeit von mindestens zwei Jahren. Erwachsene warten sehr viel länger. Je älter die betroffenen Personen sind, desto aufwendiger das Screening. Leider gibt es zu wenige Fachleute, Ärzte, Therapeuten, die sich mit Autismus beschäftigen und auskennen. Diese Notlage ist auch den Politikern nicht klar, denn sonst würde für dieses Problem mehr Geld zur Verfügung stehen, zumal die Anzahl der Autisten ständig steigt. 2016 war es eine Person von 100, die letzte Zahl von 2018 ist eine Person von 68.

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