Gemeinsam Ideen für die Stadt finden

So sieht die neue Homepage der Stadt Linz aus. | Foto: Screenshot
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"Die Politik darf bei öffentlichen Projekten nicht mehr glauben, dass sie alles besser weiß als die Bevölkerung. Damit verschenkt sie viel an Potenzial und Möglichkeiten", sagt Architekt und Stadtentwickler Andreas Kleboth. In Wien etwa werden inzwischen alle Widmungsverfahren zwingend in kooperativem Verfahren unter Einbeziehen der Bevölkerung gemacht. Die Bedeutung der Bürgerbeteiligung hat man inzwischen auch in Linz erkannt. Die Stadt hat dafür ein österreichweit einzigartiges Online-Portal entwickelt. Auf www.meinlinz.at werden Ideen für die wichtigsten Zukunftsprojekte gesucht. Dreimal im Jahr wird ein Thema für rund zwei Monate zur Diskussion gestellt. "Jedes Projekt, das verwirklicht werden soll, lebt von einer hohen Akzeptanz in der Bevölkerung. Wenn die Politik gegen die Mehrheit agiert, hat sie eine schwierige Legitimation", sagt Kleboth. Dieser hat selbst schon mehrere Ortsentwicklungsprojekte geleitet, etwa in Graz oder kürzlich in Feldkirchen/Donau.

Mehr Engagement

Das Miteinbeziehen der Bürger hilft, die Identifikation zu erhöhen: "Man ist mehr begeistert, bringt sich stärker ein und passt besser darauf auf." Jeder hat auf der Plattform die Möglichkeit, seine Wünsche einzubringen. "Die Bürger sind die wahren Fachleute, wenn es um das tägliche Leben in der Stadt geht. Sie wissen, wie Linz tickt. Diesen Erfahrungsschatz wollen wir mit der interaktiven Plattform heben", sagt Bürgermeister Klaus Luger. "Die Gesellschaft ist vielfältig. Der Planende, der nur eine bestimmte Zeit lang vor Ort ist, kann sich nur bedingt in die Lebensrealität der Menschen hineinversetzen", bestätigt auch Kleboth. Die Beteiligung von Politikern und Experten an der Onlineplattform soll einen fruchtbaren Ideen-Findungsprozess ermöglichen. "Das Miteinbeziehen der Bürger bedeutet aber nicht zwingend, dass am Schluss alle glücklich sind oder ein Projekt nicht umgesetzt wird, wenn es den Anrainern nicht gefällt. Aber man kann gemeinsam überlegen, wo die Probleme sind und was man anders machen könnte. Wichtig ist, dass sich alle Beteiligten auf den Dialog einlassen", rät Kleboth. Bürgermeister Luger betont, dass das neue Online-Angebot keine repräsentative Umfrage darstellt oder bestehende Mittel der Stadt für direkte Demokratie wie etwa eine Volksabstimmung ersetzt: "Die Ergebnisse aus der Plattform bilden eine zusätzliche Entscheidungsgrundlage für die Stadtpolitik und sollen bei der Planung neuer Projekte im Vorfeld einfließen."

Chancen statt Probleme

Das erste Projekt, über das ab sofort diskutiert werden kann, ist die Entwicklung des Hafens. "Es gibt bisher niemanden, der dort seine Interessen wahren will. Die Menschen müssen erst rausgehen und den Hafen entdecken. Es ist wichtig, sie von Anfang an dafür zu begeistern", hält Kleboth das Gebiet für besonders geeignet. Luger möchte vermeiden, dass www.meinlinz.at "eine Plattform für Problemorientierung wird". Streitthemen wie die Eisenbahnbrücke, bei denen die Parteien sehr unterschiedliche Positionen einnehmen, möchte Luger dort nicht diskutieren lassen. Kleboth sieht Potenzial für Gebiete wie die Preininghaus-Gründe, wo derzeit ein neuer Stadtteil entsteht. "Man sollte vor allem jenen ein Forum geben, die dort künftig wohnen werden."

Einfach anmelden und mitdiskutieren

Nutzer können sich auf der neuen Plattform www.meinlinz.at unter Angabe weniger Pflichtdaten registrieren und sofort Ideen, Kommentare, Videos oder Links posten. Ohne Registrierung können Beiträge eingesehen, aber nicht mitdiskutiert werden. Am Ende steht ein Abschlussbericht, der alle Inhalte zusammenfasst. Das Resümee wird veröffentlicht und dient der Politik als zusätzliche Entscheidungshilfe bei wichtigen Zukunftsthemen. Eine Experten-Jury wählt zudem die besten Ideen aus. Auf den "hellsten Kopf" wartet als Hauptpreis eine Hafenrundfahrt mit Familie und Freunden, zur Verfügung gestellt von der Linz AG. Darüber hinaus kann die Idee im Rathaus der Stadtpolitik präsentiert werden. Als weitere Preise winken ein Longboard von Iriedaily und Goodie-Bags von Linz AG, Posthof, GWG, Tabakfabrik und AEC.

Kommentar:
Der Ruf nach einem Donaustrand war im vergangenen Jahr so laut, dass ihn auch die Politik nicht mehr überhören konnte. Heuer soll das Projekt umgesetzt werden. Das zeugt von einem neuen Selbstbewusstsein der Linzer, die die Entwicklung ihrer Stadt nicht mehr der Politik überlassen, sondern sich aktiv daran beteiligen wollen. Das Interesse der Bürger an ihrer Stadt und ihrer Wohnumgebung ist so groß wie lange nicht mehr. Der Wunsch vieler Linzer, die Stadt lebenswerter zu machen, zeigt sich etwa auch im populär gewordenen "Urban Gardening", dem Anlegen von Gemeinschaftsgärten. So entstehen neue Räume, die die Lebensqualität heben und die Bewohner an ihr Viertel binden. Es wird Zeit, dieses neue Bürgerengagement zu nutzen und den Linzern die Möglichkeit zu geben, die Zukunft der gesam-ten Stadt mitzugestalten.

So sieht die neue Homepage der Stadt Linz aus. | Foto: Screenshot
Was braucht der Hafen, damit er besser genutzt wird? Die Bürger dürfen mitdiskutieren. | Foto: StPl Pertlwieser
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