Bauprojekt Sintstraße
Gestaltungsbeirat bemängelt fehlenden Bezug zur Historie

- Bauprojekt Sintstraße: Die ersten Neubaupläne an den Rändern der Siedlung wurden vom Gestaltungsbeirat jetzt zur Überarbeitung zurückgeschickt.
- Foto: Superblock
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Mit Spannung wurde die Beurteilung des Linzer Gestaltungsbeirats für das nicht ganz unumstrittene Bauprojekt in der Sintstraße erwartet. Wir berichteten HIER. Dem Expertengremium fehlte bei den Entwürfen des Wiener Architekturbüros Superblock hauptsächlich der Bezug zur Historie der von Curt Kühne gestalteten Anlage. In der Wiedervorlage wünscht man sich deshalb eine "Synthese zwischen Alt und Neu".
LINZ. "Wir kommen mit einem besseren Projekt in den Gestaltungsbeirat zurück", sagt Erwin Größ, Geschäftsführer der Strabag Real Estate nach dem ersten Termin im Gremium am 6. Februar. Gemeinsam mit dem Wiener Architekturbüro Superblock präsentierte man dort einen ersten Entwurf für die Zukunft der denkmalgeschützten Wohnanlage vom Linzer Stadtarchitekten Curt Kühne. Bereits im Vorfeld gab es heiße Diskussionen, da das Bundesdenkmalamt einem Teilabriss von sieben der insgesamt 18 Bauten bereits zugestimmt hatte. Die elf Originalhäuser rund um den charakteristischen Anger bleiben erhalten und werden weitestgehend in den Originalzustand zurückversetzt. Insgesamt sollen so 18 Wohnungen in verschiedenen Größen entstehen. Zusätzlich erhalten sie Balkone. Auch das wurde bereits mit dem Bundesdenkmalamt abgeklärt und genehmigt.
Fünf Neue Gebäude rund um Altbestand geplant
Im Gestaltungsbeirat diskutiert wurden ausschließlich die geplanten Neubauten an den Rändern des Grundstücks. Dort will die Strabag Real Estate in fünf Gebäuden insgesamt 35 Wohnungen samt Tiefgaragen errichten. Am südlichen Baufeld sind drei Bauten – eines davon mit fünf, die weiteren mit vier Stockwerken geplant. Im Norden werden zwei dreistöckige Häuser mit 17 geförderten Wohnungen der GWG entstehen. Alle Wohneinheiten erhalten entweder Balkone, Terrassen oder einen Privatgarten. Die Grundintention Kühnes – die Anlage einer Gartenstadt – wird von den Architekten zwar aufgegriffen und mit Gemeinschaftsgärten und Freiflächen auch in den neuen Teilen umgesetzt. Der Gestaltungsbeirat kritisierte jedoch, dass im Bestandsbau der charakteristische Anger in der Mitte durch geplante Aufschüttungen in den privaten Gärten beeinträchtigt werde.

- Im Süden will die Strabag Real Estate drei Gebäude samt Tiefgarage neu errichten. Elf Altbestandsbauten (in rot) rund um den charakteristischen Anger bleiben erhalten. Im Norden will die GWG 17 geförderte Wohnungen bauen.
- Foto: Superblock
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"Synthese zwischen Alt und Neu"
Nach der Beratung des vierköpfigen Expertengremiums fasste deshalb der neue Vorsitzende, Architekt Alfred Wimmer, die Aufgabe für die Wiedervorlage wie folgt zusammen: "Eine Synthese zwischen Alt und Neu kann gefunden werden." Ein "respektvoller Umgang mit der Historie" sei bei diesem Projekt unumgänglich. Die eingereichten Gebäude könnten auch "auf der grünen Wiese in Wien stehen". Trotz der geplanten Interventionen müsse die Siedlung "homogen und als ganzes gelesen" werden können.
Prammer: "Kompromisse sind erforderlich"
Gemeinderat Lorenz Potocnik (Linzplus), der das Projekt von Beginn an kritisch verfolgte, saß im Publikum des Gestaltungsbeirats. "Die Architektur wird dem Projekt nicht gerecht", lautet sein Urteil im Anschluss. Potocnik hatte sich von Anfang an gegen einen Teilabriss ausgesprochen und gehofft, dass der Beirat den Abbruch noch verhindern könne. Diese Entscheidung liegt jedoch außerhalb der Kompetenzen des Expertengremiums, sondern in den Händen der Linzer Stadtplanung. "Wir wollen, dass das Leben wieder in die Siedlung einzieht", so Planungsstadtrat Dietmar Prammer (SPÖ), "dazu sind Kompromisse erforderlich."


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