"Herzlichkeit der Russen beeindruckt mich"
LIVA-Vorstandsdirektor Hans-Joachim Frey spricht über die Chancen einer internationalen Ausrichtung.
StadtRundschau: Sie holen außergewöhnlich viele russische Künstler nach Linz. Welche Ambitionen stecken dahinter?
Hans-Joachim Frey: Es gab einerseits Aufholbedarf, internationale Künstler nach Linz zu holen, andererseits ist es aufregend, mit diesen zu arbeiten. Darüber hinaus habe ich festgestellt, dass Oberösterreich die wichtigste Exportregion des Landes ist. Es werden hier viele internationale Wirtschaftskontakte gepflegt. Das kann auch in der Kultur ein Alleinstellungsmerkmal für Linz sein.
Was ist Ihr persönlicher Bezug zu Russland?
Ich habe selbst in russischen Theatern und Opernhäusern inszeniert und bin auch Berater des Intendanten des Bolschoj Theaters in internationalen Kulturfragen.
Ist das von Vorteil, um russische Künstler für Linz zu gewinnen?
Ja. Für Russen ist sehr wichtig zu wissen, dass sie es mit einem Künstler zu tun haben. Das hat in diesem Land einen hohen Stellenwert.
Was zeichnet die Russen und ihre Kultur aus?
Ich arbeite persönlich als Künstler seit vielen Jahren mit Russen zusammen und weiß wie man ihnen kommunizieren muss. Es gibt eine unglaubliche Herzlichkeit, das ist beeindruckend und macht auch Spaß. Gleichzeitig ist aber die Kultur-Planung und Strategie auf kurzfristige Begeisterung ausgelegt. Das heißt, die Kommunikation ist spontaner und die Bürokratie aufwendiger.
Abgesehen von Russland, gibt es auch andere Länder, mit denen die Zusammenarbeit gut läuft?
Natürlich, wir arbeiten sehr eng mit anderen russischsprachigen Ländern zusammen. Wir pflegen aber natürlich auch gute Beziehungen zu Künstlern aus westlichen Ländern. Zudem wollen wir 2015 einen China-Schwerpunkt machen.
Kommen wir zum Brucknerhaus selbst. Wie schwierig ist es, junge Menschen für klassische Konzerte zu begeistern?
Es findet tatsächlich ein großer Generationenwechsel statt. Wir versuchen ständig neue Zugänge zu finden, damit alle Generationen angesprochen werden können.
Leiden Sie unter der Konkurrenz des Musiktheaters?
Ich betrachte es als eine Bereicherung. Wir konnten trotz Musiktheater unsere Besucherzahlen im Vorjahr noch einmal um 30.000 auf 220.000 erhöhen. Ich bin auch davon überzeugt, dass beide Häuser sehr gut nebeneinander existieren können. Das Musiktheater ist ein toller, gelungener Bau, aber die Architektur des Brucknerhauses ist zeitlos. Als Konzerthaus mit der großen Akustik sind wir dem Musiktheater überlegen.
Wie steht es im finanziellen Vergleich mit dem Musiktheater, gibt es da einen gewissen Neid?
Ich muss gestehen, dass ich nicht weiß, was das Musiktheater im letzten Jahr ausgegben hat. Das würde ich gerne wissen, dann kann ich konkret sagen, ob ich neidisch bin.
Sie sind vor 1,5 Jahren von Dresden nach Linz gekommen. Was war für Sie die größte Umstellung?
Die Aufgliederung in die rote Stadt und das schwarze Land, das war für mich völlig neu.
Wem fühlen Sie sich näher?
Mein loyaler Partner ist natürlich der Bürgermeister, der mich geholt hat. Wir wollen aber auch mit den Landeskultureinrichtungen kooperieren. Wir machen viele Aktionen, um Brücken zu bauen.
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