Menschen im Gespräch

Ich bin Lukas und habe ein Problem ...

In Österreich sind 380.000 Menschen alkoholkrank. Die Dunkelziffer ist hoch, ein Entzug schwierig. Die Unterstützung einer Gruppe, wie die der Anonymen Alkoholiker hilft vielen beim schwierigen Weg aus der Sucht.

LINZ. Einer, der es geschafft hat von der Sucht loszukommen, ist Lukas (Name geändert). Geholfen haben ihm die regelmäßigen Treffen der Anonymen Alkoholiker (AA). Seit 20 Jahren ist er "trocken".

Wie hat die Krankheit bei Dir angefangen?
Lukas: Ich hatte schon seit meiner Jugend Probleme mit dem Alkohol. Bei Anlässen wo getrunken wurde, kam es vor, dass ich oft so stark betrunken war, dass ich Gedächtnislücken hatte. Ab Mitte dreißig wurden diese "Ausrutscher", so wie ich meinte, immer häufiger. Ich glaubte anfangs, dass ich das selber in den Griff bekomme, aber sobald ich Alkohol trank, konnte ich nicht aufhören.

Wann hast Du erkannt, dass es ein Problem ist?
Meine Frau stellte mich vor die Wahl, ich oder der Alkohol. Auch in der Firma hat man mir schon angedroht, Maßnahmen zu setzen, wenn ich nicht aufhöre zu trinken. Ich hatte auch gesundheitliche Probleme wie Gicht und Bluthochdruck. Da musste ich was ändern, daher bin ich aktiv geworden und habe es nie bereut.

Was hast Du unternommen?
Meine Frau riet mir daher etwas dagegen zu tun und ersuchte mich, die Anonymen Alkoholiker zu besuchen. Nach einigem Zögern besuchte ich das erste Meeting, so werden die Treffen genannt. Dort erfuhr ich zum ersten Mal, das Alkoholismus eine Krankheit ist, die nicht heilbar ist, aber die zum Stillstand gebracht werden kann, indem man keinen Alkohol mehr trinkt.

Wie läuft so ein Meeting ab?
Jedes AA-Meeting dauert je nach Teilnehmerzahl und der eingehenden Wortmeldungen 1 bis 2 Stunden. Die Teilnehmer reden sich mit dem Vornamen an. Jeder, der etwas zu sagen meldet sich und kommt der Reihe nach dran, es wird nicht durcheinander diskutiert. Jeder spricht nur von sich, alle anderen hören zu, niemand unterbricht, belehrt oder kritisiert. Jeder kann aussprechen, was ihm am Herzen liegt. Alles, was gesagt wird, ist vertraulich.

Was hilft Dir am meisten?
Die Gruppe, die Gemeinschaft. Die hat mich gestützt und aufgemuntert. Sie hat mir geholfen wieder ein lebenswertes, zufriedenes Leben zu führen, mich an den Schönheiten der Natur zu erfreuen, die kleinen Dinge des Lebens zu schätzen, die Mitmenschen so anzunehmen wie sie sind.

Warum eigentlich anonym?
Obwohl Alkoholismus als Krankheit anerkannt ist, gilt der Alkoholiker in weiten Bereichen der Öffentlichkeit noch immer als charakterschwacher Mensch, der sein Elend selbst verschuldet hat. Hilfe anzunehmen, ist für den Betroffenen immer mit Angst verbunden, in einer Datei als Alkoholiker registriert zu werden. Jeder ist willkommen, der mit dem Trinken aufhören will, auch wenn es lange dauert Trocken zu werden, es gibt keine Ausgrenzungen.

Viele Menschen haben Angst vor einer Gruppe. Was rätst Du diesen?
Das erste Treffen kann anstrengend sein, da man nicht weiß, was einen erwartet oder man hat von Medien oder Bekannten einen falschen Eindruck erhalten. Am besten kommt man in Begleitung zu einem öffentlichen Meeting.

Wann soll man Hilfe holen?
Sobald man merkt, sich abhängig gemacht zu haben und sich gefangen fühlt. Wenn das Verlangen nach Alkohol immer größer wird, oder wenn man bei bestimmten Situationen nach Alkohol greift und ihn als Problemlöser sieht.

Weiterführende Infos und Kontakt

In der heutigen Zeit gibt es viele Wege, in Kontakt mit den Anonymen Alkoholikern zu treten. Ob einfach oder direkt in einem Meeting oder erst mal am Telefon, mit E-Mail oder übers Internet- die Anonymen Alkoholiker sind da und freuen sich, einer neuen Freundin oder einem neuen Freund zu helfen.

Bei Interesse oder Fragen zögern Sie nicht und werden weiter aktiv:
Telefonnummer: 0664/2072020
ooe@anonyme-alkoholiker.at
anonyme-alkoholiker.at