Teuerungen treffen Familien hart
"Ich weiß nicht, wo ich noch sparen könnte"

Besonders hart von den Teuerungen betroffen sind Alleinerziehende wie Frau S. aus Linz. Sozialpädagogin Jessica Erkner von der Sozialen Initiative betreut die Familie regelmäßig und steht mit Rat und Tat zur Seite. | Foto: Soziale Initiative
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  • Besonders hart von den Teuerungen betroffen sind Alleinerziehende wie Frau S. aus Linz. Sozialpädagogin Jessica Erkner von der Sozialen Initiative betreut die Familie regelmäßig und steht mit Rat und Tat zur Seite.
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Die Teuerungen auf Lebensmittel, Wohnen und Energie belasten bereits von Armut gefährdete Familien besonders stark. Eine unvorhergesehene Ausgabe – etwa eine kaputte Waschmaschine – kann schnell zur Katastrophe werden. Eine Alleinerzieherin berichtet aus ihrem Alltag und Martin Hofer, Geschäftsführer der Sozialen Initiative, macht deutlich, wo jetzt Handlungsbedarf besteht.

LINZ. Steigende Preise bei Wohnen, Haushaltsenergie, Verkehr und Lebensmittel machen immer mehr Menschen zu schaffen. Besonders hart trifft es jene, die ohnehin armutsgefährdet sind – das sind rund 15 Prozent der österreichischen Bevölkerung, also 1,3 Millionen Menschen. 368.000 davon sind Kinder und Jugendliche. Ein Einpersonenhaushalt gilt mit einem Einkommen von weniger als 1.371 Euro im Monat als armutsgefährdet. "Die Teuerungen auf Lebensmittel, Wohnen und Energie bekommen die Familien unmittelbar zu spüren", weiß Martin Hofer, Geschäftsführer der Sozialen Initiative mit Sitz in Linz. Bei vielen würde man es auf den ersten Blick nicht vermuten, da beide Elternteile berufstätig seien. "Wenn die Stromrechnung auf einem doppelt so hoch ist wie vor kurzem, also statt 50 Euro im Monat plötzlich 100 Euro zu zahlen sind, kann das für eine Familie bereits zum Problem werden", betont Hofer.

Für Martin Hofer, Geschäftsführer der Sozialen Initiative , gibt es drei Bereiche, in denen dringender Handlungsbedarf besteht: Wohnen, Lebensmittel und qualitative Kinderbetreuung. | Foto: Soziale Initiative
  • Für Martin Hofer, Geschäftsführer der Sozialen Initiative , gibt es drei Bereiche, in denen dringender Handlungsbedarf besteht: Wohnen, Lebensmittel und qualitative Kinderbetreuung.
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Immer mehr Familien geraten in Notlagen

In den letzten Monaten berichten die sozialpädagogischen Fachkräfte der Sozialen Initiative immer öfter, dass Familien durch die Teuerungen in Notlagen geraten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Erziehungs- und Alltagshilfe (EAH) sowie der Sozialpädagogischen Familienbetreuung (SFB) unterstützen, beraten und begleiten betroffene Familien. In Oberösterreich sind die mobilen Teams in beinahe allen Bezirken mit tätig und betreuen aktuell etwa 600 Familien, davon 100 in Linz. Besonders betroffen sind laut Hofer Alleinerziehende, Mehrkindfamilien, Arbeitslose, chronisch kranke Menschen, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor und Menschen mit Migrationshintergrund.

"Die Eltern sparen bei sich selbst, wo es nur geht"

Jessica Erkner bekommt als Erziehungs- und Alltagshilfe die Probleme der Familien hautnah mit. "Bereits Anfang des Jahres, als das Thema zum ersten Mal aufgetaucht ist, war bei vielen Familien große Unsicherheit zu spüren", berichtet die Sozialpädagogin. Bei vielen sei die Frage aufgetaucht: "Wie schaffe ich es, in Zukunft finanziell zurechtzukommen." Auch Erkner bestätigt, dass die steigenden Preise bei Lebensmitteln, Energie und Wohnen die Familien am härtesten treffen: "Sie spüren das jeden Tag im Supermarkt oder wenn die Strom- und Heizrechnung daherkommt." Beim Einkaufen wird daher noch mehr auf die Preise geachtet, als vorher. Auch zu gebrauchten Produkten – etwa bei Bekleidung – wird vermehrt gegriffen. "Die Eltern sparen bei sich selbst, wo es nur geht, damit die Kinder haben können, was sie brauchen", sagt Erkner, "der Schulanfang war für viele ein Kraftakt, vor allem wenn man keinen finanziellen Polster hat." Kommt eine unerwartete zusätzliche Ausgabe, etwa wenn ein Haushaltsgerät kaputt wird, dann sei das ein echtes Problem.

"Ich weiß nicht, wo ich noch sparen könnte"

Frau S. lebt mit ihrer eineinhalb-jährigen Tochter in Linz und möchte lieber anonym bleiben. Durch gesundheitliche Probleme kann sie nicht mehr arbeiten und lebt von der Invaliditätspension und der Familienbeihilfe. Früher hat die 40-Jährige in der Gastronomie gearbeitet. Das geht jetzt nicht mehr. "Meine größte Sorge ist, dass es meiner Tochter einmal nicht gut geht. Deshalb spare ich lieber bei mir und versuche ein wenig auf die Seite zu legen", sagt die Alleinerziehende. Knapp wird es trotzdem manchmal und sie muss auf die Reserven zurückgreifen. Zuletzt war das für die Kaution der neuen Wohnung notwendig. "Ich weiß nicht, wo ich noch sparen könnte", berichtet Frau S. ,"wir leben sehr einfach und bescheiden." Angst hat sie vor unvorhergesehenen Ausgaben, wie einer größeren Reparatur in der Wohnung. An auswärts essen gehen oder Urlaub denkt sie schon lange nicht mehr.

Handlungsbedarf: Wohnen, Lebensmittel, Kinderbetreuung

Für Martin Hofer gibt es drei wesentliche Bereiche, in denen rascher Handlungsbedarf besteht und wo die Sozialpolitik gefordert wäre: Wohnen, Lebensmittel und Kinderbetreuung. "Der soziale Wohnbau muss wieder verstärkt gefördert und ausgebaut werden", so Hofer. Damit Lebensmittel für Familien leistbar bleiben, schlägt er Gutscheine oder eine Pauschale für Menschen mit geringem Einkommen vor. Die Teuerung von elf Prozent seit Jahresbeginn könnte so abgefedert werden. Ebenso wichtig sei eine qualitätsvolle Kinderbetreuung. Bis zu einem bestimmten Haushaltseinkommen sollte diese kostenlos sein. Für Frau S. wäre eine etwas höhere Familienbeihilfe schon eine große Unterstützung: "Jeden Monat ein wenig mehr bekommen, das wäre eine Erleichterung."

Mehr Informationen zu den Beratungs- und Betreuungsangeboten der Sozialen Initiative.

Besonders hart von den Teuerungen betroffen sind Alleinerziehende wie Frau S. aus Linz. Sozialpädagogin Jessica Erkner von der Sozialen Initiative betreut die Familie regelmäßig und steht mit Rat und Tat zur Seite. | Foto: Soziale Initiative
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