Menschen im Gespräch
"Jeder kann bei uns Radio machen"

Mit einem Basisworkshop kann jeder beim Freien Radio on Air gehen. | Foto: Johannes Mayerbrugger
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  • Mit einem Basisworkshop kann jeder beim Freien Radio on Air gehen.
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Von ihrem Radiostudio aus blicken Sigrid Ecker und ihre Redaktion gerne über den Linzer Tellerrand.

LINZ. Die Ottensheimerin Sigrid Ecker leitet seit bald zwei Jahren das werktägliche Infomagazin FROzine bei Radio FRO, dem Freien Radio in Linz.  

Ist Radio nicht schon längst out?
Ecker:
Radio ist zeitlos, auch wenn sich technisch was verändern wird. Es gibt genug Menschen, die Radio hören und eine steigende Zahl von Leuten, die Podcasts konsumieren, die man im Internet hören kann, wann immer man Zeit und Lust hat. Wir machen schon seit langem beides.

Was fasziniert Sie am Radiomachen?
Ich liebe Kommunikation in allen Formen. Radiostudios sind sehr spezielle Kommunikationsräume: einerseits irgendwie eine geborgene Höhle und doch quasi mit der ganzen Welt verbunden. Das ist ein Spannungsfeld, das viel Potenzial birgt.


"Ottensheim hörbar machen"

Wie sind Sie dazu gekommen?
2012 habe ich gemeinsam mit anderen Radio froheim aufgebaut. Das war ein Außenstudio in Ottensheim, von dem aus wir monatlich sendeten. Mir hat die Idee gefallen, Ottensheim hörbar zu machen. Ab 2015 habe ich dann auch die Kupf Radioshow moderiert. Das ist die Radiosendung der Kulturplattform Oberösterreich. Und vor gut zweieinhalb Jahren wurde ich dann Teil der FROzine-Redaktion, die ich seit Jänner 2018 leite.

Freie Radios fördern Meinungsfreiheit und Medienvielfalt. | Foto: Johannes Mayerbrugger
  • Freie Radios fördern Meinungsfreiheit und Medienvielfalt.
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Was ist ein Freies Radio überhaupt?
Neben dem ORF und den kommerziellen Privatsendern gibt es in Österreich 14 Freie Radios und auch drei Community TVs. Alle bieten einen offenen Zugang, das heißt, jeder kann bei uns Sendungen machen. Damit fördern wir die Meinungsfreiheit und die Medienvielfalt. Vorrang haben dabei Menschen, die sonst nicht so oft in den Medien zu Wort kommen, weil sie zum Beispiel Minderheiten angehören. Freie Radios spiegeln damit die gesellschaftliche, kulturelle und sprachliche Vielfalt in der Region wider. In unserem Infomagazin FROzine können wir uns ohne kommerziellen Druck lokalen und regionalen Themen widmen und aus diesem Blickwinkel heraus die Welt betrachten und abbilden.

Braucht man dafür eine Ausbildung?
Ja, eine Grundausbildung, den sogenannten Basisworkshop. Das ist quasi die Eintrittskarte zum Senden. Und dann gibt es noch jede Menge Weiterbildungsmöglichkeiten bis hin zur Lehrredaktion, die einmal jährlich eine journalistische Grundausbildung bietet.


"Zeit in die Tiefe zu gehen"

Wie unterscheidet sich das FROzine von anderen Nachrichtensendungen?
Das FROzine dauert bis zu einer Stunde. Wir haben also Zeit, bei einem Thema in die Tiefe zu gehen oder für Talk-Runden, wo wir zum Beispiel über Stadtpolitik diskutieren. Da treffen dann Linzer Politiker auf Menschen aus Bürgerinitiativen und Vereinen, auf Wissenschafter oder einfach Betroffene. Der Mix ist am spannendsten.

Was motiviert Sie für Ihre Tätigkeit?
Egal ob bei einem Interview oder Studiogespräch: Es ist ein schönes Gefühl, wenn ich am Ende spüre, dass ich dieser Person begegnet bin, sie mit meinen Worten erreicht habe, auch wenn wir vielleicht nicht gleicher Meinung sind. Und natürlich mag ich es auch, dazuzulernen, eine neue Sichtweise kennenzulernen oder ein Detail, das ich vorher noch nicht wahrgenommen habe. Und ein bisserl hat man halt auch das Gefühl zumindest, die Welt mitgestalten oder verändern zu können – Demokratie zu fördern...

Sigrid Ecker leitet seit 2018 die Redaktion des FROzine. | Foto: Felix Neudecker/Maria Mihaescu
  • Sigrid Ecker leitet seit 2018 die Redaktion des FROzine.
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Welche Rolle spielt für eine Lokalredakteurin die weite Welt?
Eine ganz große. Denn genauso wichtig, wie das Detail ist auch das Ganze. Wir leben in einer komplexen Welt, in der irgendwie alles zusammenwächst. Das nahe Umfeld ist wichtig, aber damit man nicht in der eigenen kleinen Welt gefangen ist, braucht es den Blick hinaus.


"Medialer Austausch auf allen Ebenen"

Wie geht das im Infomagazin?
Ja, jeden Montag gibt es den Weltempfänger, der sich mit internationalen Entwicklungen beschäftigt. Seit den Europawahlen beschäftigen wir uns außerdem verstärkt mit der EU. Der Fokus ist wichtig, denn wie etwa die Klimakrise zeigt, sind wir Teil eines größeren Ganzen. Von Linz bis Brüssel muss man an einem Strang ziehen, um die Krise bewältigen zu können. Daher braucht es auch medial einen Austausch auf all diesen Ebenen.

Worüber berichten Sie konkret?
Die Berichterstattung über den Europäischen Ausschuss der Regionen liegt mir sehr am Herzen. Ich war schon zweimal bei den Sitzungen in Brüssel dabei. Zuletzt ist es um Klimaneutralität gegangen. Es wurde ein Memorandum von 30 jungen europäischen Politikern an Frans Timmermans übergeben. In den Gesprächen, die ich geführt habe, hat sich gezeigt, wie eng die regionale Ebene mit der europäischen verbunden ist und wie erfolgreich und gewinnbringend das dann ist. Außerdem: Wie soll Europa zu den Leuten kommen und die Leute zu Europa, wenn nicht über regionale mediale Berichterstattung?

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