Kampf um Rothen Krebs
Das Linzer Kultlokal soll für immer geschlossen werden. Und löst damit eine Welle der Solidarität aus.
Ein Lokal, das ohnehin in zwei Jahren geschlossen werden soll, erleidet durch das Hochwasser so großen Schaden, dass eine Renovierung nicht mehr wirtschaftlich ist. „Ich bin eine nüchterne Unternehmerin. 50.000 Euro müsste ich investieren, wovon ich 7000 zurückbekomme. Das wäre unsinnig“, sagt die Hausverwalterin Astrid Lipp. Soweit klar und nachvollziehbar. Aber so nüchtern kann über den Rothen Krebs nicht gesprochen werden. Der Rothe Krebs ist anders. Die Einrichtung besteht aus alten Möbeln, wo kein Stück zum anderen passt, auch sonst ist der erste Anblick eher erschreckend als einladend. Und doch bietet das Lokal ein Flair, welches in Linz einzigartig ist. Hier treffen sich Alternative, Hipster, Jugendliche, mitunter gerne auch Verrückte im Hasenkostüm, Arme und Reiche. Ein Ort an dem Vorurteile an der Eingangstür abgegeben werden. „So einen Ort gibt es nicht oft, so einen Ort kann man auch nicht einfach erschaffen – so ein Ort entsteht von selbst, er sucht sich selbst seinen Raum“, beschreibt Silvia Gschwandtner den Rothen Krebs auf ihrem Blog linzlife.at. Sie ist eine von vielen Linzern, die sich für den Rothen Krebs einsetzen. Innerhalb kürzester Zeit haben sich auf Facebook mehr als 3000 Menschen dem „Verein zur Rettung des Grandhotel zum Rothen Krebsen“ angeschlossen. „Linz ohne den Rothen Krebsen ist ganz undenkbar. Das Schräge, das nicht Geschniegelte, das ist alles nicht wegzudenken. Der Krebs ist uns allen sehr wichtig“, sagt Dominika Meindl, eine der Initiatoren des Vereins.
„Ich finde es moralisch fragwürdig, dass man den Krebs kaputtmachen will“, sagt Hannes Langeder vom Institut für Erweiterte Kunst, welches den Krebs betreibt.
Streit um die Zukunft
Eigentümer des Gebäudes ist eine Stiftung, die einem Miteigentümer der Möbelkette XXXLutz gehört. Das Problem besteht aber mit der Hausverwaltung. „Unser Rauswurf wird mit einem Paragrafen begründet, der in hundert Jahren erst einmal angewendet wurde und das war als ein Haus völlig abgebrannt ist“, sagt Langeder. „Ich verstehe die Aufregung nicht, ich habe alles von einem Sachverständigen begutachten lassen“, kontert Hausverwalterin Lipp. Langeder betont, dass man der Hausverwaltung entgegenkommen wolle, sodass bis 2015 kaum zusätzliche Kosten anfallen. Außerdem könne man in maximal zwei Wochen schon wieder aufsperren. „Er möchte Holzwände aufstellen, das schadet dem Haus aber unendlich, da habe ich den Schimmel bis in den dritten Stock“, sagt Lipp und fügt einen Nachsatz an, der auf wenig Hoffnung für den Erhalt des Kultlokals schließen lässt: „Wenn Herr Langeder länger läs-
tig ist, dann schlag ich zurück.“
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