Keine Barrieren im Kopf und auf der Straße: Zehn Jahre freiraum-europa
Plötzlich blind und ziemlich allein gelassen
Als Dietmar Janoschek mit 21 plötzlich blind wurde, brach eine Welt für ihn zusammen. Er stieß auf Hindernisse auf Straßen und in Gebäuden. Er stürzte nicht nur einmal und stieß sich oft den Kopf. Aber besonders die Barrieren in den Köpfen gaben Janoschek zu denken.
Als Betroffener wurde ihm bewusst, wie mühsam es ist, sich alle Angebote, Beratung, Informationen über Fortbildungsmaßnahmen, technische Hilfsmittel und finanzielle Förderungen selbst zu suchen.
Aus diesem Wissen heraus gründete der Trauner vor zehn Jahren den Verein freiraum-europa.
Die Organisation leistet seitdem einen wichtigen Beitrag zum Abbau von Barrieren. Das Portfolio erstreckt sich über Interessenvertretung, Beratung, Hilfsprojekten und einer Akademie bis zum Vertrieb von Produkten.
Vieles hat sich verbessert
Heute findet man tastbare Leitsysteme für Blinde in vielen Gebäuden in ganz Österreich. Treppenmarkierungen und tastbare Schilder machen dank der Initiative von freiraum-europa vielen Menschen die Orientierung in Räumen leichter. Mitarbeiter von Supermärkten und Ämtern wurden im Umgang mit Menschen mit Behinderungen von Dietmar Janoschek geschult. Volksschulklassen haben eine Unterrichtsstunde im Dunkeln absolviert und dabei die Welt der Blinden kennengelernt.
In der Linzer Fachberatungsstelle für barrierefreies Planen, Bauen, Gestalten und Kommunikation werden permanent Anfragen von Stadt- und Gemeindeverwaltungen, Architekten, Planern, Facility Managern und Privatpersonen in Bezug auf barrierefreie Bauten und Umbauten bearbeitet. Für Liegenschaften und Gebäude werden Evaluierungen und Gutachten sowie Konzepte zur barrierefreien Nutzung für Kunden, Mieter, Mitarbeiter oder Bürger erarbeitet.
Ältere Menschen, behinderte Kindern und Erwachsene können sich bei der Auswahl von Hilfsmitteln, Fördermöglichkeiten, altersgerechter Gestaltung der Wohnung, beruflichen Möglichkeiten und Ausbildungen kostenlos beraten lassen.
Gesetzgeber will Barrieren abbauen
Wichtige Voraussetzung dafür ist eine Vielzahl von Gesetzen und Richtlinien, wobei das Bundesbehindertengleichstellungsgesetz eine zentrale Rolle spielt: Es sieht vor, „die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen zu beseitigen oder zu verhindern und damit die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Leben in der Gesellschaft zu gewährleisten, um ihnen eine selbstbestimmte Lebensführung zu ermöglichen“.
Hilfsprojekte
freiraum-europa unterhält einen Hilfsfonds, mit dem in Österreich Familien in Not finanzielle Unterstützung erhalten. Diese Familien sind meist durch die Behinderung ihrer Kinder benachteiligt und nicht in der Lage, teure Behandlungen, Medikamente sowie Hilfsmittel selbst zu zahlen. Behindertengerechte Umbauten plant freiraum-europa kostenlos und koordiniert die Handwerkerarbeiten.
Bulgarien ist eine Region, in der es besonders viel Armut gibt und wo deshalb Menschen mit Behinderungen nicht adäquat gefördert werden. Deshalb ist die Gründung eines Kinderheimes für blinde Waisenkinder geplant. Seit Jahren bringt Dietmar Janoschek regelmäßig einem Heim in Sofia Geschenke sowie technische Geräte und eine Geldspende.
Für diese Arbeit werden laufend Spender und Mitglieder gesucht.
Dietmar Janoschek, der selbst blind ist, steht gerne für weitere Fragen telefonisch oder persönlich zur Verfügung. Tel. 0699-14132345
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