Menschen im Gespräch
Keiner weiß, wie es weitergeht – ein Linzer berichtet aus London

Bernhard Prokop arbeitet seit 2015 in London. | Foto: privat
  • Bernhard Prokop arbeitet seit 2015 in London.
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LINZ. Ein Linzer in London erzählt, wie er das Chaos um den EU-Austritt Großbritanniens (Brexit) erlebt.

Bernhard Prokop arbeitet seit 2015 für das US-amerikanische Medienunternehmen Turner Broadcasting System (TBS) in London. Als Director Digital Transformation ist er vor allem für die Integration von digitalen Innovationen in das traditionelle TV-Geschäft verantwortlich.

Wie gefällt Ihnen das Leben in London?
Bernhard Prokop:
Das Leben in London unterscheidet sich sehr vom Leben in Linz: Der Aufwand etwas zu erledigen ist sehr groß, kaum etwas „geht“ leicht von der Hand. Dafür hat man eine sehr abwechslungsreiche Freizeitgestaltung und es gibt nichts, was es nicht gibt. London ist einer der globalsten Meltingpots der Erde - sehr spannend, aber auch sehr „laut“ und fordernd.

Wie würden Sie die Londoner charakterisieren?
Der klassische Londoner ist „Europäer“, weltoffen und jung.

In London gab es ein klares Votum für den Verbleib in der EU. Wie groß ist der Unterschied zwischen der Metropole und der Provinz?
Der könnte größer nicht sein. Die vergangenen Regierungen haben es nicht geschafft, dem ländlichen Raum eine Perspektive zu bieten. Alles ist auf London fokussiert. Der Rest spielt eine untergeordnete Rolle. Die Leute am Land spüren die Austeritätspolitik der Torries noch viel mehr als jene in London.

Wie haben Sie die Brexit-Abstimmung 2016 vor Ort erlebt?
Ich bin irgendwann um 3 Uhr in der Früh auf der Couch eingeschlafen. Als ich etwa um 7 Uhr aufwachte, war ich fassungslos über das Ergebnis. In der U-Bahn war es sehr ruhig an diesem Morgen, eigentlich wusste niemand so recht wie es weitergehen sollte. Zurecht, wie wir heute wissen.

Hat sich die Stimmung gegenüber EU-Bürgern seither verändert?
Meine Nationalität spielt meist keine Rolle, außer bei der Diskussion welche Optionen man nach dem Brexit hat. Da wird dann deutlich, wie begehrt der europäische Reisepass ist. Die Londoner blicken mit Wehmut in die Zukunft und bedauern, dass Großbritannien in Zukunft nicht mehr diese Rolle einnehmen wird, die es in den letzten 100 Jahren in Europa hatte.

Seit zwei Jahren dominiert der Brexit die Politik in Großbritannien. Hat die Bevölkerung nicht langsam die Nase voll von der Debatte?
Jeder hat die Nase voll, nichts desto weniger ist es das einzig relevante Thema. Wenn May und ihre Regierung dieses Projekt nicht „auf den Boden bringen“ und der von Cameron verursachte Schaden nicht minimiert wird, dann braucht man sich über andere Projekte gar keine Gedanken machen. 

Gibt es aus Ihrer Sicht noch eine Chance auf einen Exit vom Brexit?
Ich weiß es nicht. Politisch ist das sehr schwierig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein zweites Referendum gibt.

Wie geht Ihr Unternehmen mit der Situation um, womöglich schon bald außerhalb der EU zu sein?
Wir bereiten uns schon seit Juni 2016 auf den Brexit vor. Für uns ist es wichtig endlich zu wissen wohin die Reise geht und erneut Rechtssicherheit zu bekommen. Als internationaler Konzern hat man natürlich andere Möglichkeiten als ein regionales Unternehmen. Jedenfalls ist es keine leichte Situation.

Was passiert mit Ihnen persönlich?
Derzeit sieht es so aus, als würde sich mein Dienstort in den nächsten Monaten nicht verändern. Was aber in einem Jahr ist, kann ich nicht sagen. Es ist gut möglich, dass ich in einem anderen EU-Land für WarnerMedia arbeite, egal ob aus Paris, Rom, München oder Warschau.

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