ÖBB-Häuser
Kleingärtner fürchten um ihr Naturparadies
- Noch lässt sich die Pracht nur erahnen, die sich mit dem Frühling in den Kleingärten entfalten wird.
- Foto: BRS/Diabl
- hochgeladen von Christian Diabl
Auch nach einem Verkauf kann es noch Jahre dauern, bis die ÖBB-Häuser im Franckviertel abgerissen werden. Der Kleingartensiedlung droht trotzdem ein deutlich früheres Ende. Die Gartenfreunde rund um Pauline Grims hoffen jetzt auf einen einsichtigen Käufer.
LINZ. Bald beginnt für Pauline Grims die schönste Zeit im Jahr. Denn im Frühling blüht ihr kleines Paradies so richtig auf. Frau Grims ist leidenschaftliche Gärtnerin und Obfrau des Kleingartenvereins bei den ÖBB-Häusern im Franckviertel. Direkt an der Bahntrasse gelegen hat sie gemeinsam mit anderen Mietern der Siedlung einen bemerkenswerten Erholungsraum für Mensch und Natur geschaffen. An die zehn Igel überwintern hier jedes Jahr, Nistkästen hängen an der Lärmschutzwand und seit einiger Zeit haben sich sogar Wildbienen, sogenannte Holzbienen, angesiedelt. Von Salat bis Kartoffeln werfen die Gärten auch allerhand Essbares ab. Für eine "gestandene Eisenbahnerin" wie Frau Grims, ist auch der Zuglärm kein Problem. Ihrem Naturparadies droht jedoch schon in naher Zukunft das Aus.
Bewohner hoffen auf GWG
Wie berichtet, will die ÖBB die gesamte Siedlung zwischen Ginzkeystraße und Füchselstraße verkaufen. Insgesamt geht es um 34 Häuser mit 249 Wohnungen. Für die Bewohner kommt das nicht überraschend. Schon lange wurden freie Wohnungen nicht mehr nachbesetzt und nur die nötigsten Reparaturen gemacht. Ende Jänner waren nur mehr 109 Wohnungen belegt. Die abbruchreifen Häuser, wie es in der Ausschreibung steht, sollen für 5,5 Millionen Euro verkauft werden. Die verbleibenden Mieter sind verunsichert. Zwar ist den meisten klar, dass die Häuser nicht zu retten sind. Sie wünschen sich aber einen geordneten Übergang, wie es etwa im Wimhölzl Hinterland geschehen ist. Deshalb hoffen sie auf eine gemeinnützige Wohnbaugesellschaft als Käufer. In einem neu gebauten Haus würden viele gerne bleiben. Auch der Linzer Gemeinderat will leistbaren Wohnraum erhalten und hat die stadteigene Wohnungsgenossenschaft GWG aufgefordert, bei dem Verkauf mitzubieten.
Kleingärten in Gefahr
Doch selbst wenn das Areal in "gemeinnützige" Hände kommt, könnte es für die Kleingärten zu spät sein. Die ÖBB verpflichten sich in der Ausschreibung nämlich, die Gärten binnen sechs Monaten nach Abschluss des Kaufvertrages abzutragen. Rein rechtlich ist da auch gar nichts zu machen, denn es bestehen lediglich Prekariumsverträge. Die Gartenfreunde sind jedenfalls enttäuscht. Mit ihnen hat im Vorfeld niemand gesprochen. Dabei kann es nach einem Verkauf noch Jahre dauern, bis die Häuser tatsächlich abgerissen werden und sie ausziehen müssen. Zumindest bis dahin möchten sie ihr Naturparadies noch behalten. "Ich habe den Garten auch schon 33 Jahre, das ist einfach eine Gemeinschaft", sagt Frau Grims. Sie sehe nicht ein, dass sie da wegmüssen, solange der Grund nicht gebraucht werde. Jetzt hoffen sie und ihre Mitstreiter auf einen Käufer mit Verständnis, der ihnen, den Igeln und den Wildbienen zumindest noch etwas Aufschub gewährt.
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