Wohnen
Linzer Mieten sind günstig, weil es woanders noch teurer ist
Auch wenn man in Linz aufgrund des hohen Anteils gemeinnütziger Wohnungen vergleichsweise günstig wohnt, macht gerade die Corona-Krise den Bedarf an leistbaren Mieten deutlich. Die Mietervereinigung fordert Reformen und rasche Hilfe für Krisenopfer.
LINZ. Im Vergleich zu den anderen großen Landeshauptstädten wohnt es sich in Linz noch ziemlich günstig. So muss man hier für eine 70-m2-Wohnung durchschnittlich 706 Euro zahlen, während es in Graz (862 Euro), Salzburg (1.140 Euro) und Innsbruck (1.329 Euro) deutlich mehr ist. Die Preise haben aber auch in der Stahlstadt kräftig angezogen, wie die aktuellen Daten der Statistik Austria zeigen. Das liegt vor allem an den stark gestiegenen Mieten im gewerblichen Bereich. Diese sind von 2009 bis 2019 um 48 Prozent gestiegen, jene im gemeinnützigen Wohnbau hingegen "nur" um 29 Prozent. "Die gemeinnützigen Wohnungen wirken am Markt eindeutig preisdämpfend", bestätigt Bernd Rießland vom Österreichischen Verband Gemeinnütziger Bauvereinigungen.
Trend zu gewerblichem Wohnbau
Linz profitiert besonders von diesem dämpfenden Effekt, weil es von allen Landeshauptstädten den höchsten Anteil an gemeinnützigen Wohnungen hat. Jeder zweite Haushalt mietet von einer gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft. Doch der Trend geht in die andere Richtung. Der Anteil der gewerblichen Mietwohnungen nimmt auch in Linz zu. Während insgesamt 15 Prozent aller Haushalte in gewerblichen Mietverhältnissen leben, sind es in den seit 2011 errichteten Gebäuden 19 Prozent. Und diese Wohnungen sind im Durchschnitt um 30 Prozent teurer.
Steigender Bedarf durch Corona
Dabei wird der Bedarf an günstigem Wohnraum gerade in Corona-Zeiten weiter steigen.
"Viele Menschen sind verunsichert, bangen um ihren Arbeitsplatz und sind gezwungen, jeden Euro dreimal umzudrehen. In dieser Situation ist eine leistbare Miete ein wichtiges Mittel, um den Menschen die drückende Sorgenlast von den Schultern zu nehmen", sagt GWG-Geschäftsführer Nikolaus Stadler.
Mit 20.000 Wohnungen ist die GWG der größte gemeinnützige Anbieter in Linz. Jeder fünfte Linzer wohnt in einer GWG-Wohnung. Problematisch für die weitere gemeinnützige Bautätigkeit ist die Preisentwicklung am Grundstücksmarkt.
Rasche Hilfe gefordert
Bei der Mietervereinigung Oberösterreich sieht man diese Entwicklung mit Sorge. Landesgeschäftsführerin Nicole Hager-Wildenrotter fordert deshalb eine stärkere Förderung des gemeinnützigen Wohnbaus, ein Universalmietrecht mit einer Mietpreisbremse sowie eine Entrümpelung des Betriebskostenkatalogs. Außerdem brauche es in der aktuellen Krise rasche Hilfe.
"Aus unserer Sicht braucht es hierfür ein unterstützendes Fördernetz, kurzfristig durch einen eigenen Sicher-Wohnen-Fonds des Bundes für Mieter, die Corona-bedingt in Zahlungsschwierigkeiten geraten, mittel- und langfristig auch durch eine verbesserte Wohnbeihilfe des Landes", so Hager-Wildenrotter.
Land bleibt günstiger
Noch ein Trend setzt sich laut Statistik Austria übrigens fort: Die Kluft bei den Mietpreisen zwischen Stadt und Land geht weiter auf. Während die Mieten in Österreich in den letzten zehn Jahren um 35,8 Prozent gestiegen sind, verzeichneten die fünf größten österreichischen Städte ein Plus von 39 Prozent.
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