Tradition zum 1. Mai
Lustige Anekdoten und handfeste Skandale rund um den Linzer Maibaum

Mit reiner Muskelkraft und "Spießern" aus Holz wird der Maibaum traditionell am Linzer Hauptplatz aufgestellt. Heuer kommt die Baumspende aus der Stadt Eferding. | Foto: Verband der Linzer Trachten und Heimatvereine
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  • Mit reiner Muskelkraft und "Spießern" aus Holz wird der Maibaum traditionell am Linzer Hauptplatz aufgestellt. Heuer kommt die Baumspende aus der Stadt Eferding.
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Der Maibaum am Linzer Hauptplatz hat eine bewegte Geschichte und zahlreiche Regeln, die es ernst zu nehmen gilt. Seit 1976 ist der Verband der Heimat und Trachtenvereine Linz für diesen Brauch zuständig. Sechsmal wurde der Baum seitdem "gestohlen". Über den siebten Vorfall im letzten Jahr redet man dort noch heute nicht gern – ein Überblick.

LINZ. Maibaum-Traditionen sind üblicherweise eher im ländlichen Raum verankert. Dennoch gibt es auch in der Landeshauptstadt jedes Jahr am Hauptplatz einen Maibaum. Die Tradition war seit dem 13. Jahrhundert in ganz Europa weit verbreitet. Im 18. Jahrhundert wurde das Aufstellen des Baumes im Sinne der Aufklärung vielerorts untersagt – in Linz galt das Verbot ab 1733. Unter den Nationalsozialisten wurde 1938 wurde erstmalig am Linzer Hauptplatz wieder ein Maibaum installiert. Daher galt dieser Brauch noch lange nach Ende des Nazi-Regimes in Linz als verpönt. Erst ab 1976 darf deshalb wieder jährlich in der Stadt ein Baum aufgestellt werden. Seitdem ist der Verband der Heimat und Trachtenvereine Linz für die Organisation und Abwicklung der Maibaum-Tradition zuständig.

Aufstellen mit reiner Muskelkraft

Aufgestellt wird der Baum bis heute per Hand mithilfe sogenannter Spießer. Auch das Umlegen oder "Schmeißen" passierte bis 1988 mit reiner Muskelkraft. In diesem Jahr ereignete sich aber, was alle Maibaumaufsteller am meisten fürchten: Der Baum war bereits in der richtigen Neigung und die Spiesser waren platziert, als die einfache Betonhalterung im Boden auseinander brach. Unvermittelt kam das gesamte Gewicht des Maibaumes – mehr als eine Tonne – auf die Spiesser. Unter dieser unvermittelten Last brachen diese wie Zahnstocher. Der Baum fiel zu Boden. Personen kamen zum Glück nicht zu schaden. Die Oberleitung der Straßenbahn wurde aber beschädigt. Seitdem übernimmt das städtische Tiefbauamt gemeinsam mit der Abteilung Stadtrgün diese heikle Aufgabe. Das Holz der ausgedienten Maibäume wird für die Gestaltung öffentlicher Spielplätze genutzt.

Mit reiner Muskelkraft und "Spießern" aus Holz wird der Maibaum traditionell am Linzer Hauptplatz aufgestellt. Heuer kommt die Baumspende aus der Stadt Eferding. | Foto: Verband der Linzer Trachten und Heimatvereine
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Linzer Regeln für das Maibaum-Stehlen

Die bekannteste Maibaum-Tradition ist bekanntlich das "Stehlen". Hierzu gibt es feste Regeln, die strikt eingehalten werden müssen. Für den Baum am Hauptplatz gilt: Gestohlen werden darf ausschließlich in den drei Nächten nach dem Aufstellen – von Sonnenuntergang bis zum Morgengrauen. In Linz beginnt diese Frist am 30. April. Bewacht wird der Baum in der ersten Nacht von der Spendergemeinde, in den beiden folgenden von den Linzer Vereinen. Der Einsatz von Motorsägen oder Gewaltanwendung ist nicht erlaubt. Der Baum muss auf "althergebrachte Weise" händisch und im Ganzen umgelegt werden. Verhandlungen über die Rückgabe führt ausschließlich der Verband der Heimat- und Trachtenvereine Linz.

Maibaum-Diebstähle und Skandale

Seit 1976 wurde der Baum sechsmal gestohlen – 1976, 1977, 1979, 1987, 1998 und zuletzt 2008. Den ersten Baum stahlen Mitglieder der Linzer Vereine spaßeshalber selbst und brachten ihn unter großem Hallo am 4. Mai wieder wohlbehalten auf den Hauptplatz zurück. Entgegen allen Brauchtumsregeln und mit großem Tam-Tam in Begleitung von Polizei, Live-Radio, "Josefwirt" Günter Hager und einer Gruppe aus dem Almtal wurde 1998 der Maibaum trotz Bewachung mit Hilfe von einem Kranwagen und mit brutaler Gewaltanwendung "gestohlen". Bürgermeister Franz Dobusch löste den Baum nicht aus. Ähnlich gelagert war der Diebstahl auch im Jahre 2008. In der siebenten Nacht wurde der Maibaum vom Linzer Hauptplatz von der Landjugend Reichenau im Mühlkreis entführt. In Nachgesprächen konnten die Streitigkeiten aber beigelegt werden.

Mit reiner Muskelkraft und "Spießern" aus Holz wird der Maibaum traditionell am Linzer Hauptplatz aufgestellt. Heuer kommt die Baumspende aus der Stadt Eferding. | Foto: Verband der Linzer Trachten und Heimatvereine
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Der letzte Maibaum-Diebstahl

Über den "Diebstahl" 2021 spricht der Verein heute noch nicht gern. Ein Hinweis darauf fehlt auch auf der Website. Eine Gruppe aus Neufelden legte den Baum nach Sonnenaufgang brutal um und beschädigte ihn dabei sogar. Die Bewacher wurden mit einer Finte – sie behaupteten aufgrund einer Sturmwarnung muss der Baum umgelegt werden – ausgetrickst. Wir berichteten HIER. Im Anschluss entbrannte ein Streit zwischen den Linzer Vereinen und den "Dieben" der teilweise unschön geführt wurde. Der Baum wurde nicht ausgelöst, da Bürgermeister Luger sich weigerte auf die Forderungen einzugehen.

Heuer kommt der Maibaum aus Eferding

Der diesjährige Maibaum wird von der Stadt Eferding gespendet und am 30. April aufgestellt. Der Baum kommt gegen 12 Uhr im Volksgarten an und wird dort fertig geschmückt. Um 14.30 gibt die Musikkapelle aus Eferding dort ein Platzkonzert. Um 15.15 Uhr setzt sich der Festzug über die Landstraße Richtung Hauptplatz in Bewegung. Gegen 17 Uhr wird der Baum händisch von den Eferdingern aufgestellt und an Bürgermeister Klaus Luger übergeben.

Neufeldner "fladern" Linzer Maibaum – Luger hofft auf Rückgabe

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