Neueeste Forschungserkenntnisse aus dem Leben des seltenen kleinen Eisvogels (Limenitis camilla)

Flügelunterseite des kleinen Eisvogels (Limenitis camilla)
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Wer schon einmal den seltenen kleinen Eisvogel (Limenitis camilla), während seiner Flugzeit, in den Naherholungsgebieten der Linzer zu Gesicht bekam, konnte dessen Sichtung durchaus als ein Highlight dieses Tages betrachten.

Als Linzer Lepidopterologe = Schmetterlingsforscher (Autodidakt) studiere ich das Verhalten verschiedenster Schmetterlingsarten in Linz und Linznähe.
Meine bescheidenen Forschungserfolge sollen, zeitlich gesehen, nicht nur vorhandene Wissenslücken schließen helfen, sondern auch zu einem besseren Verständnis der Lebensweise vieler Arten beitragen. Die neu gewonnene Erkenntnis ermöglicht einen gezielteren Schutz der Habitate, was wiederum direkt den Artenschutz zugutekommt.
Der Habitatsschutz selbst wird zukünftig immer mehr an Bedeutung gewinnen! Auch dann, wenn in gewissen Gebieten Populationsverschiebungen auftreten, die der Klimaveränderung zugrunde liegen.

Der zunehmende Lebensraumverlust von Schmetterlingen, der einerseits durch die kontinuierliche Umstellung auf eine intensive Bewirtschaftung hervorgerufen wird und andererseits aus einer fortschreitenden Verbauung der Landschaft resultiert, werden gemeinsam, mit der kontinuierlich ansteigenden Umweltbelastung, unserer Schmetterlingsfauna noch sehr zusetzen.
Diese zarten und äußerst zerbrechlich wirkenden Wesen, weisen als aussagekräftige Bioindikatoren permanent auf den Gesundheitszustand unserer Biotope hin und können, umgangssprachlich gesehen, "brüllen wie ein hungriger Löwe", wenn es, in diesen Ökosystemen, zu einem deutlichen Individuenrückgang, zu Abwanderungen – auch klimabedingt möglich - oder, im schlimmsten Fall, zum Aussterben einer Art kommt.

"Die Weisheit eines Menschen spiegelt sich im Umgang mit der Natur wider!"

Der Umgang mit der Natur trägt maßgeblich zu unserem Wohlbefinden bei, daher wäre es an der Zeit, den Naturerhalt zum Gesprächsthema Nummer eins werden zu lassen, da nicht nur die Tiere ein Recht auf eine gesunde Umwelt haben, sondern auch wir Menschen, welche gleichsam von einwandfrei funktionierenden Ökosystemen abhängig sind.
Der Schutzgedanke, den mein oben angeführter Spruch beinhaltet, könnte vordergründig ökologischen Katastrophen entgegenwirken. Darum wäre der Schutz von wertvollen Biotopen - Wiesen, Brachflächen, Wälder, Aulandschaften - die erste Wahl, wenn es um die Förderung der Gesundheit dieses zuverlässigen Bioindikators geht, was letztendlich auch unser aller Wohlergehen maßgeblich beeinflusst.
Die Errichtung von innerstädtischen Schutzzonen würde ein weiterer wichtiger Schritt in die richtige Richtung darstellen, welches, für den Arterhalt selbst, von großer Bedeutung sei, was bisher einfach zu wenig Beachtung geschenkt und demnach auch völlig unterschätzt wurde.

Der kleiner Eisvogel (Limenitis camilla) stellt, ökologisch gesehen, einen wichtigen Bestandteil unserer Wald- und Aubiotope dar. Diese Art weist gewisse Ansprüche an seinen Lebensraum auf, die stets erfüllt werden müssen, was für sein Vorkommen in bestimmten Gebieten entscheidend sei.
Der in seiner Genauigkeit wie ein Quarzuhrwerk funktionierende Bioindikator, weist bereits, in Linz und Linznähe, auf ein alljährliches fluktuieren aller Populationen von Limenitis camilla hin, was die Einschätzung, bezüglich dessen Gefährdung, deutlich erschwert.
Die bisher beobachtbaren Populationsschwankungen können durch Umweltgifte, Eingriffe in deren Lebensräume und klimatische Veränderungen selbst hervorgerufen werden, wofür immer der Mensch verantwortlich zeichnet.
Meine laufende Beobachtung der Art weist auf zusätzliche Faktoren hin, welche gleichfalls zum Fluktuieren einer Population führen könnten. Dazu später mehr.

Die Veröffentlichung enthält einen Plan, den man entnehmen kann, wo sich in Linz und Linznähe die Art Limenitis camilla aufhält und wie der derzeitige Gefährdungsstatus aussieht.

Als Verhaltensforscher war es mir ein großes Bedürfnis, während der letzten zwei vergangenen Flugsaisonen, das Verhalten dieses zarten Wesens genauer zu betrachten.
Die lange Beobachtungszeit und vor allem meine von anderen bereits bestätigte Beobachtungsgabe, erlaubten mir faszinierende Verhaltensstudien an Limenitis camilla durchzuführen, welche unglaubliche Einblicke in das Leben dieser wunderschönen Tiere ermöglichen.
Die bereits erwähnte Beobachtungsgabe, sowie der lange Beobachtungszeitraum, führten nicht nur zu der seltenen Sichtung dieses Waldschmetterlings auf verschiedener seiner Futterpflanzen, sondern erbrachte - neben anderen noch nicht bekannten Verhaltensweisen - auch einige neue Erkenntnisse, im Bezug auf die Störanfälligkeit dieser Art.
Die aus der Feldforschung gewonnenen Erkenntnisse, könnten für zukünftige Schutzmaßnahmen von Interesse sein.

Gefährdung und wichtige Datenbanken:

Die Art selbst wird in den roten Listen des Oesterreichischen ArtenSchutzInformationsSystems (OASIS), für Österreich, als "gefährdet (Kat. 3)" geführt.
Meine persönliche Einstufung für Linz und Linznähe konnte diesjährig erfreulicherweise von "stark gefährdet (Kat. 2) " auf "gefährdet (Kat. 3)" herabgestuft werden, da die Population, in zwei Gebieten – Schiltenbergwald und Traun-Donau-Auen - stark in Erscheinung trat.
Der letzte Fundeintrag in die ZOBODAT (Zoologisch-Botanische Datenbank, ehemals ZOODAT), des OÖ. Landesmuseums, erfolgte im Jahre 1987.

Univ.-Prof. Dr. Ernst Rudolf Reichl rief im Jahre 1972 die ZOBODAT ins Leben, da dieser bereits damals die Wichtigkeit derartiger digitalisierter Datenbanken, als stets weltweit abrufbare Informationsquelle und unerlässliches Analysewerkzeug erkannte. Im Jahre 1999 übernahm das Land OÖ. diese Datenbank und übertrug schließlich die verantwortungsvolle Aufgabe der Verwaltung dem Linzer Biologiezentrum des Oberösterreichischen Landesmuseums.

Für Biologen, Schulen sowie Privatpersonen gleichermaßen stellen diese Datenbanken eine äußerst wichtige Informationsquelle dar, die neben Fundeinträgen auch verschiedene Veröffentlichungen von unschätzbarem Wert enthalten, die nicht nur Informations- und Lehrzwecken dienen, sondern auch die Basis für künftige Schutzmaßnahmen bilden, welche für den Arterhalt unerlässlich sind.
Da die ZOBODAT der Naturschutzabteilung der OÖ. Landesregierung als Ausgangsbasis für deren Naturschutzplanungen dient, sollten beide zuvor erwähnten Datenbanken stets aktuell gehalten werden, damit uns, die Diversität der heimischen Fauna und Flora, bestmöglich erhalten bleibt.

Beobachtungszeitraum:

Mitte Juni – Ende August (wegen Flugzeitverlängerung 2013) 2013/2014.
Ort der Beobachtung: Schiltenbergwald und Traun-Auen Natura 2000- Europaschutzgebiet.

Der Schiltenberger Wald liegt unmittelbar vor der Linzer Stadtgrenze, nahe dem Stadtteil Ebelsberg, südwestlich von Linz, im Gemeindegebiet St. Florian. Das Traun-Auen Natura 2000 Naturschutzgebiet befindet sich südöstlich des Linzer Stadtteils Pichling. Beide sind beliebte Naherholungsgebiete der Linzer Bevölkerung.

Die Beobachtung von Limenitis camilla erfolgte an bestimmten, jedoch sehr zahlreichen Tagen, während der letzten zwei vergangenen Flugsaisonen. In deren Flugzeit war es mir möglich eingehende Verhaltensstudien an dieser Spezies durchzuführen, welche zu Dokumentationszwecken schriftlich aufgezeichnet wurden.
Um meine Forschung effizienter zu gestalten, bildet die vorherige Beobachtung, sowie das anschließende intensive Studium der Art, stets eine voneinander untrennbare Einheit. Beide sind von handschriftlichen Aufzeichnungen geprägt und bedürfen anschließend noch einer sehr zeitintensiven Aufarbeitung auf elektronischem Wege.

Bei meinen Wald- und Auwaldbesuchen kommt es immer wieder zu den unterschiedlichsten Tierbegegnungen.
Eines meiner ungewöhnlichsten Erlebnisse fand diesjährig, am frühen Nachmittag des 8. August, während einer Falterbeobachtung, im Schiltenbergwald, statt.
Die Bekanntgabe des Feldforschungsberichts erfolgt im Anschluss dieser Schilderung.

Naturerlebnis pur

Um brauchbares Fotomaterial, sogenannte Makros, für meine Artikel zu erhalten,
war es mitunter notwendig sehr viel Geduld zu beweisen, da mir meine Tiermodels eher selten den Wunsch einer fotografisch ansprechenden Pose erfüllten.
Die daraus erfolgten interessanten Beobachtungen, sowie meine bescheidenen Fotos, bewiesen im Nachhinein, das die hierfür aufgewandte Zeit keineswegs vergeudet war.
Während der Beobachtung, als ich gerade die Optik meiner Spiegelreflexkamera auf einen Waldschmetterling ausrichtete, geschah das gänzlich unerwartete und eher ungewöhnliche Naturschauspiel, welches sich mitten in der Brunftzeit der Rehe abspielte.

Eine Rehgeiß (Capreolus capreolus) schrie mehrmals im Dickicht, als würde es um ihr Leben gehen! Fortwährendes Getrampel vieler Hufe begleitete das wilde Geschehen.
Als ob von Wölfen gejagt, kamen plötzlich, in rasendem Tempo, zwei Rehe geradewegs auf mich zu. Ein Rehbock trieb eine für ihn sehr verführerisch duftende Geiß vor sich her. Beim ersten Anblick, begann plötzlich mein Adrenalinspiegel rasant zu steigen, was mir schließlich dazu verhalf, gerade noch rechtzeitig, die Flucht zu ergreifen, um hinter einem in unmittelbarer Nähe befindlichen Baum Schutz zu suchen. In diesem Augenblick schossen die Rehe an mir vorbei, um daraufhin in einen anderen Teil des Waldes zu gelangen, wo sich anschließend das faszinierende Schauspiel dieser ungestümen Brunft fortsetzte.

In derartigen Situationen kann einem schon ganz ordentlich mulmig werden, was ich gerne zugebe.
Angst als Schutzmechanismus des Menschen, stellt eine normale Erscheinung dar. Meine gesunde Angst - wenn man diese so bezeichnen darf -, die ich in diesem Augenblick erfuhr, wich jedoch schnell der Begeisterung, die Urkraft der Natur wieder live verspüren zu dürfen. Bei derartigen Erlebnissen kann es durchaus zu einem Gänsehautfeeling kommen, was eine gewisse Nachhaltigkeit erzeugt, die zum späteren Nachsinnen anregt.
Als Verhaltensforscher, der sich viel mit Tieren beschäftigt, begegne ich diesen stets mit großem Respekt und versuche, aufgrund meiner gewonnenen Erfahrung, in derart ungewöhnlichen Situationen stets die richtige Entscheidung zu treffen.

Forschungsergebnis:

Mit Vorliebe hält sich der kleine Eisvogel (Limenitis camilla) an sonnendurchfluteten Stellen in Wald und Augebieten auf, wo man diese Art häufig auf Waldwegen oder der angrenzenden Vegetation antrifft. Aber auch an ungewöhnlichen Orten, wie geteerte Straßen, die durch den Wald selbst führen, betreibt der Falter, mit Vorliebe, oft mitten auf der Straße oder in Straßenrandnähe, sein alltägliches Sonnenbad.
Dort findet er Tierleichen, die dem Falter zur Nahrung dienen, fängt Streitigkeiten mit Kontrahenten sowie artfremden Individuen an, oder hält nach potentiellen Partnern Ausschau und sucht in der angrenzenden Vegetation nach Futterpflanzen für sich und die Raupen.
Das der Waldschmetterling, in dieser Situation, sehr großen Gefahren ausgesetzt sei, scheint den kleinen Kerl nicht sonderlich zu interessieren, was für die seltene Art mitunter tödlich enden kann.

Das Revier von Limenitis camilla kann durchaus ein größeres Gebiet umfassen.
Manchmal patrouillierten die Falter bis zu 80 m an der Schiltenbergstraße entlang, wobei diese immer wieder kurz am Straßenrand der angrenzenden Vegetation rasten, oder darin eintauchen, um später an anderer Stelle wieder zu erscheinen.
Befand sich der kleine Eisvogel auf einem von der Sonne angestrahlten Blatt der Vegetation und wurde hier voll aufheizt, begann er anschließend seine Flügel langsam zu schließen, oder hielt sie alsdann in einer mehr oder weniger geöffneten Position, um dessen erhöhte Körpertemperatur etwas zu reduzieren.

In diesem aufgeheizten Zustand wechselte Limenitis camilla gerne den Standort, wirkte dabei eher unruhig und flog mitunter nur ganz kurze Strecken, um sich danach erneut auf einem Blatt der Vegetation, auf der Straße selbst, oder dem angrenzenden Waldweg niederzulassen. Das Überbrücken von geringen Entfernungen von bis zu einen halben Meter, lässt den Betrachter im ersten Augenblick denken, der kleine Eisvogel würde hüpfen, anstatt fliegen.
Falls es dem Falter einmal zu heiß wird, sucht er mit Vorliebe den Schatten der angrenzenden Vegetation auf. Dort steuert er ein zuvor ausgewähltes Blatt an, wo er sich vermehrt mit gänzlich geöffneten Flügeln aufhält, um vielleicht, mittels Zurschaustellung seiner sehr auffälligen und breiten weißen Binde, potentielle Partner zu beeindrucken, beziehungsweise einem Rivalen dessen gesunde Stärke zu präsentieren.
Sinkt die Körpertemperatur wieder auf ein für ihn unbehagliches Maß, steuert der Falter wieder ein von der Sonne angestrahltes Blatt einer Pflanze an, welches er vorzugsweise in unmittelbarer Umgebung sucht.

Befand sich Limenitis camilla gerade auf einem Blatt der Vegetation und ein Vogel näherte sich ihm, schloss der Falter ruckartig seine Flügel. War die Gefahr vorüber, öffnete der kleine Eisvogel dessen Flügel wieder gänzlich.
Dieses Verhalten stellt eine normale Schutzreaktion der Schmetterlinge dar, welches bei derartigen oder ähnlichen Situationen reflexartig – jedoch auf artabhängig unterschiedliche Weise - in Erscheinung tritt.

Warum der kleine Eisvogel die gemeinen Esche (Fraxinus excelsior) vermehrt als Schlafplatz wählte, wird bestimmt seinen evolutionären Grund haben. Jedenfalls war dieser Waldschmetterling ständig in der Nähe von Eschen zu finden.
Auch bei Gefahr steuerte der Falter wiederholt den Eschenbaum direkt an, wo er sich vorzugsweise auf dessen Laubblättern niederließ.
Manchmal benutzte der Edelfalter die unmittelbar neben einer gemeinen Esche befindlichen Pflanzen, wie Hainbuche (Carpinus betulus), Hasel (Corylus) und schwarzer Holunder (Sambucus nigra) - die unterschiedlich hoch waren - nacheinander wie eine Treppe, um so, an Höhe gewinnend, mühelos das Blätterdach der Esche erreichen zu können.
Auch dessen ressourcenschonender Gleitflug beeindruckte nicht minder, den mir der Falter bei verschiedenster seiner Vorhaben demonstrierte.

Die vorher genannten Pflanzen dienten dem kleinen Eisvogel gleichfalls als Aussichtsplattform, worauf sich der Waldschmetterling gelegentlich über längere Zeit aufhält, um dort nach potentiellen Partnern und Kontrahenten Ausschau zu halten, oder um hier sein Sonnenbad zu betreiben. Der Falter war nur bei Sonnenschein aktiv. Sein gänzliches Verhalten spricht dafür, dass es sich bei Limenitis camilla um eine wärmeliebende Art handelt.

Da ich Limenitis camilla nur sehr selten auf Futterpflanzen – Beschreibung folgt später - beobachten konnte, war die Erforschung dahingehend zielführend, das dieser Honigtau - Ausscheidungsprodukt der Blattläuse – aufnimmt, der sich als dünner Film auf den Pflanzenblättern selbst verteilt.
Um seinen Mineralienhaushalt abzudecken, nimmt diese Art gleichfalls den auf Pflanzen und am Erdboden befindlichen Urin von Tieren auf und an verschiedenen jedoch besonders mineralreichen Stellen, des feuchten Waldbodens, andere für ihn wichtige Mineralien.
Auch auf Tierkot und Tierleichen fand ich diesen Waldschmetterling ebenfalls saugend vor, was die zusätzliche Mineralienaufnahme zweifelsfrei erkennen lässt.

Sensation aus meiner Feldforschung

Am Ende der diesjährigen Flugzeit von Limenitis camilla, das war der 15.08.2014, gelang mir noch die Verbuchung eines besonderen Highlights. An diesem besagten Datum demonstrierte mir der Edelfalter - den am linken Vorderflügel ein großes Stück fehlte - ein noch nie zuvor dokumentiertes Verhalten, was dessen hohe Störanfälligkeit, im Bezug auf Lärm, bestätigt.
Wie störend die geringe Flughöhe der vorbeifliegenden Passagierflugzeuge wirklich für die im Wald lebenden Tiere sein kann, stellte der kleine Eisvogel, auf sehr beeindruckende Weise, im stadtnahen Schiltenbergwald, zur Schau.

Fluglärm löst bei kleinen Eisvogel (Limenitis camilla) nonverbale Geste aus

Als dieses ungewöhnliche Verhalten ausgelöst wurde, befand sich der Falter bereits über eine längere Zeit, in zirka 2,5 m Höhe und mit gänzlich geöffneten Flügeln, auf einem Blatt einer neben der Schiltenbergstraße befindlichen Hainbuche. Sonniges Wetter mit schwachem Wind begleitete das Geschehen.
Ein großes Passagierflugzeug flog geradewegs, im Tiefflug, auf den Falter zu. Als dieses sich schließlich unmittelbar über den Falter befand und der Schallpegel seinen Höhepunkt erreichte, schloss der Falter ruckartig seine zuvor gänzlich geöffneten Flügel und brachte hierbei die Flügel in die Position von etwa 55-60 Grad. Danach schwankte Limenitis camilla augenblicklich, im Sekundentakt, von links nach rechts, bis das Flugzeug vorübergeflogen war.

Schmetterlinge und andere Insekten geben ihre Empfindungen auch mittels Gesten bekannt, was bereits aus meinen zahlreichen Beobachtungen hervorging.
Störsignale, wie ich diese nannte, sind bisher das hauptsächliche Kommunikationsmittel zwischen artfremden Individuen.
Nun wurde erstmals beobachtet, wie ein Insekt, ein von Menschenhand konstruierten Gerät, mittels nonverbaler Kommunikation ansprach, was im ersten Moment ungewöhnlich erscheint, aber unmissverständlich eine gewisse Abwehrreaktion erkennen lässt, was dieses lärmende Etwas betraf.

Hohe Störanfälligkeit des Falters durch weitere neue Erkenntnis bestätigt

Die besondere Störanfälligkeit von Limenitis camilla spiegelt sein Verhalten in verschiedensten Situationen wider, wo Mountainbiker sowie ein und mehrspurige Motorfahrzeuge dessen Wege kreuzten.
Wenn sich die Falter auf Waldwegen oder im Bereich der Schiltenbergstraße selbst aufhielten und eines der genannten Fahrzeuge an ihnen vorbeifuhr, reagierte diese Art stets, wie bei Schmetterlingen zumeist üblich, mit Flucht.
Mountainbiker und Mopedfahrer störten den kleinen Eisvogel, auf den mit allgemeinen Fahrverbot beschilderten Waldwegen, in ihrem natürlichen Verhalten so massiv, das diese stets in die angrenzende Vegetation flüchteten, um sich dort zu verstecken, beziehungsweise um hier wieder zur Ruhe zu finden.
Erfolgte eine derartige Störung, egal ob auf Waldwegen oder der Schiltenbergstraße selbst, benötigten die Falter danach immer eine gewisse Zeit, bis diese zu ihrem natürlichen Verhalten zurückkehrten.

Die beschriebene Störanfälligkeit des Falters könnte ein ernstzunehmender Zusatzfaktor für die Populationsschwankung von Limenitis camilla darstellen.

Daher wären umgehend weitere Maßnahmen erforderlich, um dessen Lebensraum ausreichend zu schützen, damit uns dieser wunderschöne Waldschmetterling noch lange erhalten bleibt.

Die Sichtung von Limenitis camilla erfolgte auf folgenden Futterpflanzen:

Große Klette (Arctium lappa)
Sommerflieder (Buddleja davidii)
Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris)
Gewöhnlicher Wasserdost (Eupatorium cannabinum)
Kanadische Goldrute (Solidago canadensis)

Raupen und Gelegesichtung von Limenitis camilla:

Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum)

Vorkommen zusätzlicher vermeidlicher Raupenfutterpflanzen:

Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum)

Nachtrag vom 19.10.2014

Eine Wegbefestigung der Waldwege, mit zum Beispiel groben Granitschotter, könnte die Pfützenbildung verhindern, welche der Falter aber benötigt, um darin gelöste Mineralien aufzunehmen.
Leider kommt dieses auch an verschiedenen Stellen im Schiltenbergwald vor, wie das beigefügte Foto zeigt.
Daher sollte dessen Verwendung unterbleiben und derartig befestigte Waldwege wieder in den Urzustand versetzt werden, damit uns der kleine Eisvogel erhalten bleibt.

Gemeinsam mit dem OÖ. Naturschutzbund möchte ich hier eine Verbesserung der Gesamtsituation bewirken.

Ihr Linzer Schmetterlingsflüsterer
Franz Huebauer

© Copyright by Franz Huebauer
Gilt nicht für Privatpersonen und Linzer Bezirksrundschau

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