Homeoffice
Nicht ohne meine Jogginghose
Nach rund 50 Tagen im Homeoffice lernt Redakteurin Silvia Gschwandtner ihre Kollegen im anhaltenden "Ausnahmezustand" kennen und freut sich über private Einblicke in fremde Wohnungen.
LINZ. In dieser Angelegenheit bin ich etwas zwiegespalten. Eigentlich gehöre ich ja schon zur modebewussten Fraktion. Zu Beginn der Heimarbeit vor sechs Wochen habe ich mich morgens auch tatsächlich noch "richtig" angezogen. In zahlreichen Ratgeber-Artikel zum Thema Homeoffice liest man auch, dass das die Produktivität steigern soll. Aber schon nach ein paar Tagen wich die anfängliche Motivation der Bequemlichkeit. Die Jogginghose wurde zum Standard-Outfit.
Für die wöchentlichen Video-Konferenzen mit den Kollegen machte ich mich allerdings schick - zumindest in der ersten Woche. Irgendwann beschloss ich, dass ein "bürotaugliches" Oberteil eigentlich reicht. Man sieht ja eh nur diese Hälfte. Immerhin schlüpfte ich aber aus Respekt in meine "gute Jogginghose". Auch das ist mittlerweile Geschichte. Ebenso der BH. Gestern feierte ich einen Monat ohne – sehr befreiend. Auf Make-up und Frisur verschwende ich auch bereits Wochen keine Sekunde mehr.
Außerdem war ich nie ein großer Freund der Video-Telefonie - mittlerweile freue ich mich die Kollegen mindestens einmal pro Woche "zu sehen". Als neugieriger Mensch genieße ich auch die kleinen Einblicke ins Private. Bei den meisten Kollegen ist ebenfalls eine gewisse Lässigkeit eingekehrt. Gab man sich am Beginn noch möglichst professionell, sieht man nach sechs Wochen immer häufiger 3-14-Tage-Bärte, Hoodies statt Hemd und im Hintergrund Kindergeschrei und ab und an ein ungemachtes Bett - sehr sympathisch finde ich. Ein Level an Intimität mit den Kollegen, die uns offenbar nur das Social Distancing bringt.
Bisherige Blogeinträge:
Episode 3: Die Tücken der Video-Konferenzen
Episode 2: Vorausschauendes Jogging in Corona-Zeiten
Episode 1: Liefer-Liebe in Zeiten der Corona
-----------
Ihrer Ressorts und fast aller Freizeitaktivitäten beraubt, freut sich Kulturredakteurin Silvia Gschwandtner besonders darüber, dass sie in einer netten WG wohnt. Sie berichtet vom Küchentisch und Sofa nun hauptsächlich übers Lokalgeschehen und war noch nie so gern im Supermarkt oder beim Altglascontainer.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.