Catcalls of Linz
Ungebetene "Komplimente" und Sexismus im Alltag
Mit bunter Straßenkreide macht Laura Schachner sichtbar, was sich Frauen in Linz auf der Straße tagtäglich so anhören müssen. Ihr Instagram-Account CatcallsofLinz hat rund 1.000 Follower. Die Idee kommt ursprünglich aus New York. Ziel der 20-Jährigen ist es, den betroffenen Frauen eine Stimme und ein Stück Selbstbestimmtheit zurückgeben.
LINZ. "Geiler Oasch" oder "Nice Titten" gehören noch zur harmloseren Sorte der Botschaften, die Laura Schachner per Instagram von Frauen aus ganz Oberösterreich zugeschickt bekommt. "Ich persönlich kenne gefühlt keine Frau, der das nicht schonmal passiert ist", berichtet die 20-jährige. In der Gesellschaft würde es häufig würde als normal angesehen, dass Männer auf offener Straße Mädchen und Frauen unerwünschte Kommentare hinterherrufen. "Manche Sachen sind schon richtig hart", berichtet Schachner.
"Catcalls" sind kein Kompliment
Die Bandbreite reicht hier vom ungebetenen "Kompliment" über rassistische und sexistischen Beleidigungen bis hin zu Drohungen. Auf dieses als "Catcalling" bezeichnete Verhalten machte erstmals 2019 eine Aktivistin aus New York aufmerksam. Davon ausgehend entwickelten sich in zahlreichen Städten weltweit ähnliche Instagram-Accounts, die diese Übergriffe anonym sammeln und per Kreide im öffentlichen Raum sichtbar machen – seit Mai 2019 durch Laura Schachner auch in Linz.
"Das nimmt dir den öffentlichen Raum weg"
Durch die Veröffentlichung bekommen die Frauen die Möglichkeit, sich zumindest irgendwie zu wehren. Rechtlich gibt es dazu kaum eine Handhabe. "In der Situation ist man oft überfordert und kann nicht reagieren. Oft bleibt man auch lieber still", weiß Schachner aus eigener Erfahrung nur zu gut, "das nimmt dir einfach den öffentlichen Raum weg." Die Botschaften schreibt sie mit Straßenkreide auf öffentliche Plätze. Dabei ergeben sich oft Gespräche mit Passanten. "Frauen zeigen sich dabei immer sofort solidarisch", so Schachner, "den Männern muss man das Problem häufig erst erklären." Was sie damit erreichen will: Zuallererst möchte sie eine Stimme für die Frauen sein, die keine haben und auf lange Sicht – dass so etwas einfach nicht mehr passiert.
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