Stadt Linz
Wie Schallmessung Linzer Bäume retten kann

Stadträtin Eva Schobesberger und Baumpfleger Werner Edlinger bei der Schallmessung. | Foto: Stadt Linz
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Wenn große Bäume aus Linz verschwinden, ist die Aufregung meist ebenso groß. Aber wie entscheidet der Magistrat eigentlich über Baumfällungen? Um diese Fragen zu klären, luden Klima-Stadträtin Eva Schobesberger (Grüne) gemeinsam mit Fachleuten der Stadtgärten und Vertretern und Vertreterinnen der Baumrettungsinitiative Linz zum Lokalaugenschein an die Heinrich Gleisner Promenade in Urfahr.

LINZ. Rund 40.000 Bäume betreut die Stadt Linz entlang von Straßen, rund um Schulen, Kindergärten, Seniorenzentren oder in den städtischen Parkanlagen. Um den Baumbestand möglichst lange am Leben zu erhalten, prüfen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Geschäftsbereichs Stadtgrün und Straßenbetreuung (SGS) die Bäume regelmäßig auf ihren Gesundheitszustand. „Oberstes Ziel ist es, gesunde, vitale und verkehrssichere Bäume heranzuziehen und diese möglichst lange zu erhalten. Dementsprechend sorgsam gehen die MitarbeiterInnen mit ihren Bäumen um“, sagt Klimastadträtin Eva Schobesberger.

Blick ins Innere des Baums

An der Heinrich-Gleißner-Promenade demonstriert Werner Edlinger vom Magistrat Linz wie so ein Gesundheits-Check aussehen kann. Der ausgebildete Fachmeister für Baumpflege und Baumsanierung führt an einer rund 50 Jahre alten Silberweide eine Schalltomographie durch. Der Baum leidet unter Pilzbefall. Wie stark die Weide in Mitleidenschaft gezogen ist, lässt sich von außen nur schwer beurteilen.

Computer macht Schäden sichtbar

An den zu untersuchenden Stellen am Stamm oder Ast schlägt Edlinger kleine Nägel in die ersten Holzschichten ein. Danach klopft er leicht auf jeden eingeschlagenen Stift. An Nägeln rund um den Baum sind Sensoren angebracht, die den Schall empfangen. Im Anschluss errechnet der Computer ein Querschnittbild, das den Holzzustand zeigt. Ist der Baum im Inneren morsch oder faul, benötigt der Schallimpuls länger als im gesunden Holz. Am Bildschirm werden die Schäden farblich sichtbar. 

Der Computer spuckt den Baumquerschnitt aus. Rote und grüne Felder deuten auf einen Pilzbefall hin. | Foto: Stadt Linz
  • Der Computer spuckt den Baumquerschnitt aus. Rote und grüne Felder deuten auf einen Pilzbefall hin.
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Die Weide an der Donaulände steht an einer kritischen Stelle direkt am Lauf- und Spazierweg beim Urfahraner Jahrmarktgelände. Der Befall stellt sich als so stark heraus, dass Gefahr im Verzug ist. Der nächste Sturm könnte den Baum bereits entwurzeln – schlimmstenfalls jemanden treffen. Zunächst baut Edlinger seine Schallmess-Apparatur ab und wertet die Bilder im Büro aus. Seinen Befund und seine Einschätzung gibt er an Werner Münzker weiter. Der Leiter der Abteilung Stadtgrün und Straßenbetreuung ist gerichtlich beeideter Baumgutacher. Münzker erstellt ein Gutachten und entscheidet schließlich, ob ein Baum in der Stadt ein Sicherheitsrisiko darstellt und daher gefällt werden muss.

Mehr als 20 Kontrollen

Rund 1.000 Bäumen im Jahr werden in der Stadt auf mögliche Schäden oder Krankheiten geprüft. Etwa 100 Bäume beurteilt Münzker nochmals genau. Können noch Pflegemaßnahmen getroffen werden? Reicht vielleicht ein Entlastungsschnitt? Die Silberweide in Urfahr sei in den letzten neun Jahren 22 Mal kontrolliert worden, erklärt Edlinger. Erst im vergangenen Jahr wurde wegen des Pilzbefalls die Krone entfernt – nun muss der Baum endgültig gefällt und durch eine neue Weide ersetzt werden.

Gegengutachten in heiklen Fällen

In besonders heiklen Fällen steht der Magistrat im Austausch mit der Linzer Baumrettungsinitiative. Die Aktivisten und Aktivistinnen erhalten vorab eine Liste jener Bäume, der Säge zum Opfer fallen könnten. Halten Sie einen Baum für "rettenswert", bringen sie Gegengutachten ein. Rund 35 Bäume seien so in den letzten Jahren doch noch von der Säge bewahrt worden.

Oberster Baumgutachter haftet 

Im Fall der Silberweide bringt Günter Eberhardt von der Baumrettungsinitiative noch die Möglichkeit eines "Zugversuchs" ins Spiel. Dabei wird die Bruch- und Standsicherheit mit einer Winde getestet. Für die Weide an der Donau scheint es allerdings zu spät zu sein. Ein weiterer Rettungsversuch ist den Baumpflegern zu heikel – "Hier gehen täglich tausende Menschen vorbei", spricht Münzker die Verkehrssicherheit an. Und im Falle des Falles haftet der oberste Baumgutachter der Stadt auch für den entstandenen Schaden.

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