Rundruf bei Linzer Chören
"Wir wollen doch singen und nicht ins Blaue organisieren"
Laufende Konzertabsagen und der damit verbundene Organisationsaufwand sowie fast unmögliche Probenbedingungen machen es für die Linzer Chöre fast unmöglich, das Vereinsleben aufrechtzuerhalten. Interessanterweise ist der Zulauf größer denn je. Wir haben mit Landeschorleiter Alexander Koller und Manuela Gebetsroither vom Linzer Pop-Chor über die aktuelle Situation und die Herausforderungen gesprochen, ein Rundruf.
LINZ. "Corona stellt die Chöre vor eine große Herausforderung und eine Vielzahl von Problemen, die uns alle sehr fordern", berichtet Alexander Koller. Er ist nicht nur Landeschorleiter, sondern betreut auch die Linzer Singakademie und den Hard-Chor. Die Konzert-Absagen treffen nicht nur die enttäuschten Mitglieder, sondern auch ihn als Organisator hart. "Unser letztes Konzert war am 5. März 2020", so Koller.
Frustration über abgesagte Konzerte
Zahlreiche Programme, die in dieser Form nicht mehr stattfinden konnten, wurden umsonst eingeübt. Das Management sei ein Fulltime-Job, gerade in der Krise. Die letzten zwei jahre verbrachte Koller sehr viel Zeit mit Meetings und Telefonaten über Projekte, die dann wieder kurzfristig abgesagt werden. Außerdem seien "seitenlange WhatsApp-Schlachten" notwendig, um die Mitglieder über mögliche Probentermine und Informationen, ob ein Konzert jetzt abgehalten werden kann, auf dem Laufenden zu halten. Das sei sehr frustrierend. "Wir wollen doch singen und nicht ins Blaue organisieren", so Koller. Auch finanziell ist die unsichere Situation belastend: "Kein Konzert, kein Geld", meint der engagierte Chorleiter dazu.
Probensituation äußerst schwierig
Auch dass ungeimpfte Personen nicht Singen dürfen, ist laut Koller problematisch: "Das ist natürlich für uns eine wahnsinnige Herausforderung, weil statt der Einheit des Chores nun der Chor zusätzlich zweigeteilt wird." Proben sind durchwegs schwierig geworden, online sei keine Alternative. "Mehrstimmig funktioniert das nicht, da jeder nur seine eigene Stimme hört", so Koller. Auch im Freien übt es sich nicht optimal. Das Wetter, die schlechte Akustik, Straßenlärm und fehlender Strom fürs Klavier machen dem meist einen Strich durch die Rechnung.
"Wir sind heiß aufs Singen"
Etwas Positives kann Koller der Situation jedoch schon abgewinnen: "Wir sind alle heiß aufs Singen. In der ersten Probe im September dieses Jahres waren wir im Hard-Chor statt 45 Personen 65." Auch im neuen Hard-Chor Jugendchor The New Generation und in der Singakademie gibt es regen Zulauf. Für das kommende Frühjahr hofft man unter anderem bei der "Langen Nacht der Chöre" am 25. Mai in Wels und im Botanischen Garten am 21. und 22. April wieder auftreten zu können. Projekte gäbe es genug und jedes Konzert braucht drei bis vier Monate Vorbereitung. "Nachdem wir seit Anfang November nicht mehr proben dürfen, wird das alles sehr knapp", so Koller.
Pop-Chor geht in die Pause
Auch Manuela Gebetsroither kennt diese Probleme nur zu gut. Sie leitet den Linzer Pop-Chor und zieht aus den Erfahrungen der Vergangenheit schweren Herzens Konsequenzen: "Im letzten Jahr konnten wir fast nur Online proben", so die Chorleiterin, "das war extrem mühsam und aufwendig." Sie hat sich deshalb dazu entschlossen, den Chor bis auf Weiteres zu pausieren. "Normalerweise hätten wir jetzt im Herbst gestartet, aber bevor wir nicht sicher sein können, dass wir auch im Winter proben dürfen, hat das keinen Sinn", so Gebetsroither. Interessanterweise hat auch der Pop-Chor mehr Anmeldungen als je zuvor. Die Lust am Chor-Singen scheint trotz Corona ungebrochen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.