Menschen im Gespräch
Die jüngste Linzer Gemeinderätin

Sophia Hochedlinger ist seit 2015 für die Grünen im Linzer Gemeinderat. | Foto: Die Grünen Linz
  • Sophia Hochedlinger ist seit 2015 für die Grünen im Linzer Gemeinderat.
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Sophia Hochedlinger (22) ist seit drei Jahren für die Grünen im Gemeinderat.

Sie sind seit bald drei Jahren im Linzer Gemeinderat. Würden Sie Ihre bisherigen Erfahrungen bitte in drei Worten zusammenfassen?
Sophia Hochedlinger: spannend, fordernd, aufschlussreich

Warum engagiert sich ein junger Mensch politisch? Gab es da ein Schlüsselerlebnis?
Der Grund warum ich angefangen habe mich zu engagieren war, dass ich es nicht ausgehalten habe, dass Politiker, die es vom Herkunftsland eines Menschen abhängig machen ob man ihm oder ihr Menschenrechte und -würde zugesteht, in Europa immer stärker wurden. Der Grund warum ich dabei geblieben bin ist, dass ich in einer Welt und in einer Stadt leben will in der alle Menschen ein Leben voller Möglichkeiten genießen und dabei in einer lebenswerten Umgebung leben können. Das soll nicht nur ein paar wenigen Personen vorbehalten bleiben, die momentan den Großteil unseres Wohlstands anhäufen.

Welche Rolle spielt dabei das Elternhaus?
Sicher eine große. Bei uns war es immer selbstverständlich, dass jeder Mensch gleich viel wert ist und die gleichen Möglichkeiten haben soll, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung etc.
Meine Eltern haben immer Grün gewählt.

Was haben Ihre Freunde dazu gesagt?
Viele meiner Freundinnen und Freunde habe ich durch meine politische Arbeit kennengelernt. Und die anderen finden es auch cool, dass ich mich für eine bessere Stadt einsetze.

Welche Themen sind Ihnen wichtig?
Was mich besonders reizt, ist den öffentlichen Raum spannender und nutzbarer zu gestalten. Wir haben in Linz viele ungenutzte Plätze und Flächen, die man beleben kann. Ein paar mehr Trinkbrunnen, gemütliche Sitzmöbel, mehr Grünflächen – Orte um außerhalb von der eigenen Wohnung Zeit zu verbringen. Um anderen zu begegnen und die Stadt wirklich zu nutzen. Denn Linz gehört schließlich uns allen und nur wenige haben einen eigenen Garten, eine Dachterrasse oder einen Innenhof. Also sollten wir unseren gemeinsamen städtischen Raum einladender gestalten. Außerdem setze ich mich dafür ein, dass junge Linzer und Linzerinnen mehr Platz bekommen. Leider wurden sie Opfer der Kürzungspolitik von rot und blau. Bei den Jugendzentren zum Beispiel wurde viel gestrichen.

Was macht man eigentlich als Gemeinderätin genau? Wie viel „Macht“ haben Sie?
Ich kann unter anderem in Gemeinderatssitzungen Anträge einbringen. Wenn ich zum Beispiel mehr Trinkbrunnen im öffentlichen Raum fordere stelle ich das in der Sitzung vor und bringe meine Argumente ein. Das wird dann mit allen Parteien diskutiert und es wird abgestimmt ob die Forderung umgesetzt werden soll.

Melden sich Leute bei Ihnen, weil Sie was brauchen oder ein Anliegen haben?
Ja, immer wieder. Über Social Media, meine Facebook-Seite und auch persönlich.

Wird man als jugendliche Politikerin von den vielen älteren Männern in der Politik überhaupt erst genommen?
Ich denke es wird immer welche geben, die einen belächeln oder nicht ganz ernst nehmen. Leider müssen sich vor allem junge Frauen noch immer mehr beweisen als Männer. Aber wenn man sich den Platz nimmt, der einem zusteht, dann sehen die meisten, dass man da ist weil man viel zu sagen hat. The future is female. 

Kann man wirklich was bewirken? Haben Sie sich das anders vorgestellt, als Sie begonnen haben?
Ich bin mit meinen 19 Jahren schon mit anderen Vorstellungen in den Gemeinderat eingezogen. Etwas durchzusetzen gestaltet sich leider schwieriger als anfangs vermutet. Aber man darf sich nicht entmutigen lassen und muss einfach viele verschiedene Wege ausprobieren. Kreativ bleiben ist wichtig.

Was verdient man eigentlich als Gemeinderätin?
In Linz verdient man als Gemeinderätin rund 1300 Euro im Monat.

Gibt es viele Abendtermine, auf die Sie gehen müssen oder können Sie sich das selbst aussuchen?
Ja, meine KollegInnen und ich teilen uns die Termine immer auf. Es ist uns wichtig, dass wir bei möglichst vielen Ereignissen in der Stadt vor Ort sind.

Wie lässt sich der Job als Politikerin mit Fortgehen und Partys verbinden? Muss man immer aufpassen, um nicht in einer unvorteilhaften Situation erwischt oder fotografiert zu werden?
Das ist vielleicht bei Politikern in höheren Ämtern so. Als Linzer Gemeinderätin wird man jetzt nicht ständig von Paparazzo verfolgt.

Sie stehen schon in jungen Jahren in der Öffentlichkeit und werden sicher ab und zu auch härter angegangen, von den anderen Parteien oder auch aus der Bevölkerung. Wie gehen Sie damit um?
Über vieles kann ich hinwegsehen. Manches trifft einen natürlich. Aber damit muss man lernen umzugehen in so einem Amt. Zum Glück musste ich noch nie einen "shit storm" oder ähnliches erdulden.

Sie waren auch mal Sprecherin der Jungen Grünen. Ein Teil davon hat sich im vergangenen Jahr von der Partei abgespalten. Im Herbst sind die Grünen dann aus dem Parlament geflogen. Wie haben Sie das turbulente Jahr 2017 erlebt?
Es war ein sehr anstrengendes und schwieriges Jahr für mich. Bei den Jungen Grünen ist Politik eine große Leidenschaft für mich geworden. Ich habe dort sehr viel gelernt und viele Freunde und Freundinnen kennengelernt. Dass so viele dieser Menschen jetzt nicht mehr Teil der Grünen Bewegung sind, macht mich immer noch traurig und ist nicht leicht für mich. Dass die Grünen aus dem Nationalrat geflogen sind war ein großer Schock. Aber der ist mittlerweile verdaut. Es geht meinem Gefühl nach gerade wieder richtig bergauf. Die Grünen haben viele motivierte Leute die in den Startlöchern stehen.

Sie engagieren sich derzeit beim Wiederaufbau der Grünen Bundespartei. Was haben die Grünen aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt?
Politik passiert nicht nur im Parlament sondern auch auf der Straße, in der Nachbarschaft, im unmittelbaren Lebensumfeld. Es geht bei Grüner Politik um weit mehr als um die Partei, Umfragewerte und Wahlergebnisse. Es geht um unsere Vision für eine bessere Welt: eine solidarische Gesellschaft freier Menschen in einer intakten Umwelt. Und um unsere Leidenschaft und Überzeugungskraft mit der wir genügend Menschen überzeugen werden. So kommen wir dieser Welt jeden Tag ein Stück näher.

Was haben Sie im Herbst politisch noch vor?
Leistbares Wohnen zum Thema machen. Dieses Thema beschäftigt fast jeden und jede von uns. Und daran arbeiten, dass der öffentliche Raum ein Stück mehr zu einem Wohnzimmer für alle Linzerinnen und Linzer wird.

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