Jede vierte Linzerin wird misshandelt

Den wenigsten Betroffenen sieht man optisch an, dass sie von ihren Männern physisch, sexuell oder psychisch misshandelt werden. | Foto: bertys30/Fotolia
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„Jede Woche nehmen wir rund eine bis zwei Frauen auf. Die Hälfte stammt aus Linz, die andere aus dem Mühlviertel“, sagt Margarethe Rackl, Leiterin des Frauenhauses Linz. Momentan kann das Frauenhaus 14 Frauen ohne oder mit Kindern beherbergen. Kommendes Jahr zieht die Einrichtung in ein größeres Haus, mit 17 Frauenplätzen. „Pro 10.000 Einwohner sollte laut einer Empfehlung aus dem Europäischen Parlament ein Platz im Frauenhaus zur Verfügung stehen“, sagt Rackl. Für Linz wären das 19 Plätze. Die Mühlviertlerinnen sind hier allerdings nicht mitgerechnet. Daher fordert Rackl zwei weitere Plätze für Linz und eine weitere Stärkung der regionalen Frauenhäuser im Mühlviertel. Der Schritt weg vom (einst) geliebten Partner und den Kindern fällt Frauen ohnehin schwer genug. Muss eine Frau dann noch aus Rohrbach nach Linz, wird es noch schwieriger.

Strengere Strafen für Täter

„Laut der jüngsten Studie aus Deutschland ist jede dritte bis vierte Frau einmal in ihrem Leben mit sexueller oder körperlicher Gewalt konfrontiert. Diese Zahlen lassen sich auch auf Linz übertragen“, sagt Rackl. In den letzten Jahrzehnten habe sich gesetzlich für Frauen schon vieles verbessert. „Vergewaltigung in der Ehe ist beispielsweise seit den 1980er-Jahren in Österreich strafbar. Aber es dauert, bis sich das in der Gesellschaft durchsetzt. Ein großes Manko ist, dass solche Übertritte vor Gericht nicht entsprechend geahndet werden. Wenn Vergewaltiger nur mit einer Geldstrafe davonkommen, wird sich eine Frau, die sich vor Gericht mit ihrer Geschichte ,auszieht’, nicht mehr an das System wenden“, ist Rackl überzeugt. Neben strengeren Sanktionen brauche es aber auch mehr Zivilcourage: „Nachbarn sollten lieber hin- statt wegschauen. Es ist besser, wenn die Polizei einmal zu oft gerufen wird, als wenn eine Frau krankenhausreif geprügelt wird.“

Wie lange Gewalt aushalten?

Der Satz „Es gibt viele Gründe um zu streiten, aber keinen einzigen, um zuzuschlagen“, ziert eine Broschüre des Frauenhauses. Viele Frauen erkennen nicht, dass die Schuld an Gewalt beim Mann liegt. „Mit Aussagen wie ,Provozier’ mich nicht, dann muss ich dich nicht schlagen’ versuchen die Täter, ihre Verantwortung für ihr Handeln abzugeben und der Frau die Schuld zuzuschieben“, sagt Simone Heinz, Sozialarbeiterin im Frauenhaus. Dieser Satz gehört zur zweiten Phase des Gewaltkreislaufes. In dieser Zeit nach der Gewalttat entschuldigt sich der Mann und versichert seiner Partnerin, dass so etwas nie wieder vorkommen wird, wenn sie künftig alles so macht, wie er es will. Danach tritt die Ruhephase ein, bis der Täter wieder einen Grund findet, zuzuschlagen und der Gewaltkreislauf von vorne beginnt.

Selbstbewusstsein stärken

„Es gibt kaum einen Tag, an dem man manchen Herren nicht Manieren beibringen müsste. Deswegen ist es mir wichtig, das Selbstbewusstein und Auftreten junger Mädchen zu stärken“, sagt Frauenstadträtin Eva Schobesberger. Mit ganzjährigen Aktionen will sie dieses Anliegen in Linz umsetzen. Schwerpunkt: Jedes Jahr findet am 25. November der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen statt. Dieser Gedenktag wird von der Veranstaltungsreihe „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ begleitet. Zentrale Themen sind sexueller Missbrauch, häusliche Gewalt, Zwangsheirat und weibliche Armut. Koordiniert wird die Veranstaltungsreihe vom Frauenbüro der Stadt Linz. Nähere Infos über die Aktion und ganzjährige Workshops und Vorträge auf www.linz.at/frauen

Hilfe für Frauen

Frauen, die zu Hause geschlagen oder missbraucht werden und einen Ausweg suchen, bekommen beim Frauenhaus Linz unter der Telefonnummer 0732/606700 rund um die Uhr kostenlos und anonym Hilfe. Weitere Informationen finden Betroffene auf:
www.frauenhaus-linz.at
www.linz.at/frauen/4993.asp
www.frauenzentrum.at/mp/
www.gewaltschutzzentrum.at

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