Jugendliche in Submilieus
Neue Studie zeigt mögliche Gründe für fehlende Integrationsbereitschaft

Integrations-Landesrat Hattmannsdorfer präsentiert mit Studienleiter Kenan Güngör und dem Leiter der Linzer Jugendkontaktbeamten Michael Maurer die Ergebnisse und Ableitungen aus der Studie zu Jugendmilieus im urbanen Raum. | Foto: Land OÖ
  • Integrations-Landesrat Hattmannsdorfer präsentiert mit Studienleiter Kenan Güngör und dem Leiter der Linzer Jugendkontaktbeamten Michael Maurer die Ergebnisse und Ableitungen aus der Studie zu Jugendmilieus im urbanen Raum.
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Die Halloween-Ausschreitungen in Linz letztes Jahr und der Trend zu immer jüngeren jugendlichen Straftätern, insbesondere in migrantischen Gruppen gaben den Anlass zu einer Studie im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) unter der Leitung des deutschen Soziologen Kenan Güngör. Die Ergebnisse daraus wurden kürzlich von Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) gemeinsam mit Güngör präsentiert. Entsprechende Maßnahmen sollen daraus abgeleitet werden.

LINZ. Im Rahmen der explorativen Studie wurden rund 130 Expertinnen und Experten aus Österreich befragt. Ziel war es, ein Lagebild der Jugendszenen und -Gruppen in urbanen Räumen zu gewinnen und ihre Dynamiken besser zu verstehen. „Wir dürfen nicht wegschauen, wenn sich im Jugendbereich problematische Milieus bilden, die zu Integrationsverweigerung und Gewalt neigen. Falsch verstandene Toleranz wird uns in der Integrationspolitik nicht weiterbringen", so Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) in einer Pressekonferenz diese Woche.

Manche Milieus sind anfällig für Integrationsverweigerung

Für Studienleiter Kenan Güngor eröffnete die Studie einen differenzierten Blick auf die unterschiedlichen Milieus, in denen sich Jugendliche bewegen: „Das Problem sind nicht Milieus und Bubbles – wir alle leben in solchen. Das Problem ist, dass manche Milieus anfällig sind für Integrationsverweigerung." Als besonders problematisch haben sich Mileus in sozial schlechter gestellten Schichten herausgestellt. Die Nationalität spiele dabei eine untergeordnete Rolle. "Die Gruppen werden heterogener, bewegen sich häufig in verschiedenen Szenen, jedoch immer in derselben sozialen Schicht. ", betont Güngor. Um Jugendliche vor Gewalt und Kriminalität zu schützen, müssen sie die Möglichkeit haben, sozial aufzusteigen. "Dieses Aufstiegsversprechen wollen wir mit unseren Programmen zu Deutsch und Arbeit ermöglichen", so Hattmansdorfer.

Jugendszenen wandern in den digitalen Raum

Ein zweiter zentraler Aspekt, der sich in der Studie abgezeichnet hat, sei die Verschiebung der Jugendkultur in den digitalen Raum und das "flashmobartige" Potenzial für Mobilisierung Die Organisation von Aktionen wird durch digitale Plattformen wie TikTok erleichtert, wie es bei den Halloween-Ausschreitungen deutlich wurde. Hattmannsdorfer fordert deshalb mehr rechtliche Möglichkeiten für die Exekutive, diese Online-Szene zu überwachen. Zudem sollen zukünftig auch Streetwork- und andere Präventionsangebote in den digitalen Raum wandern.

Nationalismus, Islamismus und Rechtsextremismus

Die Studie zeigt weiters, dass die Sympathien für den Jihadismus abnehmen, während Nationalismus, Islamismus und Rechtsextremismus in einigen migrantischen Gruppen zunehmen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, sind Werteschulungen und Orientierungskurse geplant. Die Studie empfiehlt auch die verstärkte Ausbildung von Peers aus der Community, um liberale demokratische Werte innerhalb der Gruppen zu vermitteln und Frauen anzusprechen, damit sie sich aus konservativen Familienstrukturen emanzipieren können. Diese Angebote gibt es laut Hattmannsdorfer bereits für türkischstämmige Gruppen, sie sollen jedoch weiter ausgebaut werden.

"Jugendliche brauchen Beschäftigung"

Bezirksinspektor Michael Maurer ist Jugendkontaktbeamter in Linz und kann die Erkenntnisse aus der Studie von der Praxisseite bestätigen. "Wir führen viele Aufklärungs- und Kontaktgespräche mit den Jugendlichen. Daher sind wir sehr nah an der Szene", so Maurer. Viele Probleme seine jedoch nicht von der Polizei zu lösen, da es sich um Erziehungsaufgaben handle. Ein Knackpunkt sei laut dem Polizeibeamten das Thema Arbeit. "Jugendliche brauchen Beschäftigung. Das bringt sie weg von der Straße."

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