AK verlieh Wissenschaftspreis
LINZ (jog) Vor 20 Jahren, am 1. Jänner 1995, trat Österreich der Europäischen Union bei. Der 31. Wissenschaftspreis, den die Arbeiterkammer (AK) in Kooperation mit der Johannes Kepler Universität Linz vergibt stand deshalb heuer unter dem Motto "EU – Chancen und Gefahren für Arbeitnehmer/-innen". Aus den eingereichten Arbeiten wurden drei ausgezeichnet. "Für viele Menschen ist die EU nicht spürbar und hat ein schlechtes Image. Andere wiederum machen die EU für mangelnde persönliche und berufliche Perspektiven verantwortlich. Die wachsende Ablehnung der EU ist nicht zu übersehen", so AK-Präsident Johann Kalliauer bei der Preisverleihung. "Die EU ist notwendig, sie braucht aber einen Richtungswechsel, damit sie von den Menschen wieder als positiv empfunden wird. Die EU muss sich von neoliberalen Strömungen abwenden, hin zu einer menschenfreundlichen Politik. Gute Arbeit und faire Verteilung müssen zu den obersten Zielen werden."
Die Preisträger:
Johannes Klenk beschäftigt sich in seiner Dissertation "Nationale Qualifikationsrahmen in dualen Berufsbildungssystemen. Akteure, Interessen und politischer Prozess in Dänemark, Österreich und Deutschland" mit der Umsetzung des Europäischen Qualifikationsrahmens auf nationaler Ebene. Er untersucht dabei bildungspolitischer Prozesse. Die drei genannten Länder haben das duale Berufsausbildungssystem und ähnlichen institutionellen Rahmenbedingungen gemeinsam. Klenke gewann durch die Arbeit wesentliche Erkenntnisse für bildungspoltitische Innvoationen.
Rafael Schögler untersucht in seiner Dissertation "Europäische Forschungsförderungsprogramme. Schwerpunktsetzung in den Sozial- und Geisteswissenschaften", wie sich Reichweite, Finanzierung und Förderinstrumente seit 1994 verändert haben. Dabei kommt er zum Ergebnis, dass die EU-Forschungspolitik immer wieder zwischen einer eher wissenschaftsorientierten und einer eher politikbestimmten Ausrichtung schwankt. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit ist die Analyse, inwieweit der Wunsch nach stärkerer Beteiligung der Zivilgesellschaften an den Konzepten der Programme verwirklicht ist. Schrögler weist nach, dass die öffentliche Teilnahme in der EU in der Forschungspolitik eher die Ausnahme ist und große Stakeholder die Schwerpunkte maßgeblich bestimmen.
Christina Traxler beschreibt in ihrer Diplomarbeit "Das Insolvenz-Entgeltsicherungsgesetz (IESG) im europarechtlichen Kontext." die Insolvenzentgeltrichtlinie, das IESG und die Betriebsübergangsrichtlinie in ihren inhaltlichen Kernpunkten. Die Arbeit untersucht an Hand der EuGH-Rechtsprechung, ob Österreich die Insolvenzentgeltrichtlinie ausreichend umgesetzt hat und die Ausnahme vom automatischen Betriebsübergang bei Übertragung in der Insolvenz EU-konform ist. Die Sicherung der Ansprüche der betroffenen Arbeitnehmer durch das IESG stimmt nach Ansicht der Autorin bis auf einen Punkt mit dem EU-Recht überein. Nur bei der Sicherung der Betriebspensionen klafft eine Lücke zwischen nationalen und europäischen Normen. Damit zeigt sie ein wichtiges Handlungsfeld für die Interessenvertretung der Arbeitnehmer auf.
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