Hightech aus Braunau für Singapurs Luftwaffe
Oberösterreichische Wirtschaftsdelegation bereiste die südostasiatischen Staaten Malaysia, Indonesien und Singapur, um die Chancen für heimische Unternehmen und Hochschulen auszuloten.
SINGAPUR. Zehn Jahre Gefängnis für den illegalen Import von Kaugummi, der in der Öffentlichkeit nicht gekaut und schon gar nicht auf den Boden gespuckt werden darf, lautete die Warnung an die oberösterreichische Delegation unter Leitung von Wirtschafts-Landesrat Viktor Sigl nach der Einreise in Singapur.
So sauber wie Straßen deshalb sind, so sauber sollen auch die Geschäfte in dem Land ablaufen: „Gegen Korruption wird mit größter Härte vorgegangen“, erklärt der österreichische Wirtschaftsdelegierte vor Ort, Volker R. Ammann. Einer der Grundsteine für den heutigen Erfolg: Die Wirtschaft wuchs 2010 im Weltrekordtempo um 14,5 Prozent, 2011 immer noch um 4,9 Prozent. Das brachte genug Geld, um dem Meer durch Aufschüttungen ständig mehr Land abzutrotzen und darauf ein gewaltiges Bauwerk nach dem anderen zu stellen. Keines davon darf jedoch höher als 280 Meter sein – wegen des nahe am Stadtzentrum gelegenen Flughafens, auf dem jährlich 46 Millionen Passagiere abgefertigt werden.
Wehrhafter Inselstaat
Singapur ist mit seinen 5,18 Millionen Einwohnern Nummer 2 in der Rangliste der konkurrenzfähigsten Länder der Welt – hinter der Schweiz. Und ähnlich wie Österreichs westliches Nachbarland will Singapur mit allen Mitteln verteidigen, was sich das Land aufgebaut hat. Obwohl akute Platznot auf dem Stadt- und Inselstaat herrscht, der kleiner als der Bezirk Rohrbach ist, sind 20 Prozent der Landfläche für das Militär reserviert. Die Luftwaffe Singapurs ist eine der modernsten und größten der Welt. Sie kann aber über dem eigenen Luftraum gar nicht üben, weil der für die Düsenflieger viel zu klein ist. Auch deshalb leistet sie sich ein großzügiges medizinisches Zentrum, in dem eine Reihe Trainingsgeräten zur Verfügung stehen – der Großteil davon entwickelt und gebaut von der Ranshofener Firma AMST.
Ein Mininger in Singapur
Der 85 Mitarbeiter starke Betrieb mit einem zweiten Standort in Simbach entwickelt und baut Flugsimulatoren, Humanzentrifugen, Über- und Unterdruckkammern sowie sogar einen Schleudersitzsimulator. Jedes der Hightech-Trainingsgeräte, die teilweise auch von Formel 1-Piloten genutzt werden, kostet zwischen vier und zehn Millionen Euro. AMST hat in diesem Geschäft nur eine einzige US-amerikanische Firma als Konkurrent, berichtet Thomas Treiblmaier. Der 42-jährige Mininger (Bezirk Braunau) und Absolvent der Elektrotechnik-HTL in Braunau ist seit drei Jahren in Singapur – mit seiner Frau Sibylle und seinen drei Kindern. Er bildet vor Ort Techniker für die Nutzung und Wartung der Simulatoren und Zentrifugen aus. In denen müssen sich die Piloten regelmäßig auf ihre körperliche Tauglichkeit testen lassen, indem sie etwa in der Zentrifuge auf das Vierfache ihres Körpergewichts beschleunigt werden. „Möglich wäre das bis zu 15-Fache“, so Treiblmaier, der die Geräte auch selbst testet: „Unsere schlimmste Maschine ist Desdemona, eine Zentrifuge, deren Kapsel sich zusätzlich auch auf und ab bewegt und um die eigene Achse dreht. Die Piloten hassen sie.“ Gerade deswegen setzen immer mehr Armeen auf die AMST-Technik: So sind bereits in Deutschland, Russland, China, Indien, USA und Polen Geräte der Ranshofener in Betrieb, zuletzt konnten auch Thailand und Myanmar als Kunden gewonnen werden.
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