Vorgeburtliche Herz-OPs: Linzer Uniklinikum international führend

Die Linzer Experten führten den ersten pränatalen Herzeingriff in China durch. | Foto: Kepler Uniklinikum
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Sie sind noch nicht einmal geboren und doch ist die Gefahr groß, dass sie nicht überleben: ungeborene Kinder, bei denen im Mutterleib eine schwere Herzerkrankung festgestellt wird. Seit dem Jahr 2000 haben diese Kinder jedoch die Chance, nicht nur zu überleben sondern sogar beinahe gesund auf die Welt zu kommen. Möglich macht das ein perfektes Zusammenspiel von Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen am Kepler Uniklinikum in Linz.

Erfolgreicher Versuch

Die 16-jährige Johanna ist ein gesundes, aufgewecktes Mädchen. Vor ihrer Geburt hätte das niemand zu hoffen gewagt, die Prognose war schlecht. Noch im Mutterleib diagnostizierten Mediziner einen schweren Herzfehler. Die bestmögliche Option war ein Eingriff, der weltweit zuvor noch nie erfolgreich durchgeführt wurde. Dabei wird eine Nadel in die verkümmerte Kammer des Herzens eingeführt. Diese ist nur ca. 1-2 cm groß. Damit muss die verschlossene Herzklappe getroffen werden, die ihrerseits nur 3-4 mm misst. Durch die innen hohle Nadel wird anschließend ein Herzkatheter durchgeführt und ein winziger Ballon dehnt die verschlossene Herzklappe auf. Durch die somit wieder geöffnete Klappe kann auch die Herzkammer wieder wachsen. Das Wachsen der Herzkammer während der Schwangerschaft ist nämlich besonders wichtig, denn eine Herzkammer ist nicht ersetzbar. Dieser Eingriff rettete nicht nur das Leben der kleinen Johanna sondern erreichte, dass das Mädchen mit zwei funktionierenden, annähernd gleich großen Herzkammern geboren wurde.

Zweitgrößtes Zentrum weltweit

Der Eingriff wurde damals im Jahr 2000 weltweit erstmals von Wolfgang Arzt, Vorstand des Instituts für Pränatalmedizin, und dem Kinderkardiologen Gerald Tulzer durchgeführt und legte den Grundstein für die Etablierung eines europaweit einzigartigen Zentrums für vorgeburtliche Herzeingriffe am Feten in Linz. Erst vor wenigen Monaten wurde von den Linzern der 100. derartige Eingriff am Herzen eines Ungeborenen durchgeführt. Nur an der Harvard University in Boston wurden seit dem Jahr 2000 noch mehr solche Eingriffe am fetalen Herzen durchgeführt.

Hohe Erfolgsrate

Mehr als die Hälfte der Schwangeren, deren ungeborene Kinder an einer kritisch verengten oder komplett verschlossene Aorten- und Pulmonalklappe leiden, kommen aus verschiedenen europäischen Ländern an das Institut für Pränatalmedizin bzw. an das Kinderherz-Zentrum nach Linz. Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung ist die korrekte Diagnose und rechtzeitige Zuweisung. Sind u.a. diese Voraussetzungen erfüllt, kann durch den Eingriff im Mutterleib der natürliche Verlauf eines angeborenen Herzfehlers, der zu einem Verlust einer Herzkammer bis zum Ende der Schwangerschaft führen würde, entscheidend beeinflusst und die betroffene Herzkammer gerettet werden. Die Erfolgsrate liegt am Kepler Uniklinikum bei über 90 Prozent. In vielen Fällen sind auch nach der Geburt noch Eingriffe am Kinderherzen nötig. Dabei muss oft die nicht normal entwickelte Herzklappe ersetzt werden, damit die Entwicklung der Herzkammer auch nach der Geburt ideal fortschreiten kann.

Europaweit können nur wenige so gut mit Herzoperationen im Neugeborenenalter umgehen wie Primar Rudolf Mair und sein Department für Kinderherzchirurgie am Kepler Uniklinikum. Auch hier sind die Fallzahlen wie auch die Erfolgsraten sehr hoch. Der Medizinische Geschäftsführer und Ärztliche Direktor des Kepler Uniklinikums Heinz Brock betont: „Wir möchten gerade die fächerübergreifende Zusammenarbeit über die Grenzen der Standorte hinweg fördern. Hier haben wir ein Beispiel, wo das Zusammenwirken von Pränatalmedizinern, Kardiologen und Herzchirurgen unserem Klinikum zu weltweiter medizinischer Reputation verholfen hat. Das bestätigt unseren Kurs, den wir konsequent einhalten werden um noch viele weitere Leuchttürme der Spitzenmedizin aufzustellen.“ Die Kaufmännische Geschäftsführerin Elgin Drda ergänzt: „Hinter diesen erstklassigen Ärzten stehen auch zahlreiche hochqualifizierte Mitarbeiter anderer Berufsgruppen wie beispielsweise der Pflege. Ohne deren Expertise und die gut funktionierende berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit wären derartige Erfolge nicht möglich. Daher gilt auch ihnen mein besonderer Dank.“

Erster Eingriff in China

Der Erfolg der Linzer schlägt mittlerweile bis nach Asien hohe Wellen, wo die Ärzte des Kepler Uniklinikums in der rund 100-Millionen-Einwohner-Provinz Guangdong kürzlich den ersten pränatalen Herzeingriff in China durchgeführt haben. Das Guangdong General Hospital wurde in China von höchster Stelle ausgewählt, um das Verfahren durchzuführen und hat sich auf den ersten Eingriff mit Wolfgang Arzt und Gerald Tulzer vorbildlich vorbereitet. Dazu Tulzer und Arzt: „Das Spital ist sehr gut ausgestattet und überaus engagiert bei der Umsetzung des Vorhabens. Die Größendimensionen sind mit unseren Verhältnissen nicht vergleichbar. Diese Klinik hat beispielsweise 20.000 ambulante Patienten am Tag. Wir waren zum zweiten Mal dort und auch die Chinesen haben uns zuvor in Linz besucht. So konnten wir gut vorbereitet mit dem chinesischen Team und dem dortigen OP-Setting die Operation erfolgreich durchführen. Die Kommunikation mit den Kolleginnen und Kollegen in China funktionierte auf Englisch hervorragend.“

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