Regionalitätspreis 2022 Generationen
"Bitt schea drum" – Nachbarschaftshilfe
MIT VIDEO ::: "Bitt schea drum" ist Lungauerisch und heißt "Ich bitte schön darum". Für einen Verein aus dem Bezirk Tamsweg ist dieser Satz Programm. In der Kategorie "Generationen und Zusammenleben" hat die "ARGE Bitt schea drum" den Regionalitätspreis 2022 der RegionalMedien Salzburg verliehen bekommen.
LUNGAU. „Die Armutsschere in Österreich wächst immer weiter", sind sich Kristian Philipp aus St. Michael im Lungau und Alois Doppler aus Mariapfarr schon seit einiger Zeit gewiss. Der eine ist der Obmann, der andere der Obmann-Stellvertreter einer Initiative beziehungsweise einer Arbeitsgemeinschaft (Arge), bei der es um Nachbarschaftshilfe geht und die vor etwa fünf Jahren entstanden ist und sich stetig weiterentwickelt hat. "Arge Bitt schea drum", heißt diese Arbeitsgemeinschaft – ein Verein mit ehrenamtlich engagierten Menschen aus der Region Lungau beziehungsweise dem Bezirk Tamsweg.
Für Ältere mit kleiner Rente
Zielgruppe sind in erster Linie betagtere Menschen, die manchmal auch gar niemanden haben, der ihnen zum Beispiel eine kaputte Glühbirne tauscht, das Brennholz hackt oder den Rasen mäht. "Zu einem großen Teil betroffen von der wachsenden Armutsschere sind Pensionistinnen und Senioren", erklären die beiden Arge-Obleute, Philipp und Doppler. Ihr Verein beziehungsweise das „Arge Bitt schea drum“-Team stellt aus diesem Grund seine Dienstleistungen und Hilfstätigkeiten unentgeltlich zur Verfügung. Dadurch sollen kleinere Arbeiten im und rund um das eigene Heim für Menschen mit geringer Pension beziehungsweise Rente leistbarer werden.
Ein Anruf genügt
Der Verein beziehungsweise die "Arge Bitt schea drum" selbst agiert spontan, aber organisiert. Wer helfen will, telefoniert die Mitglieder im Arge-Team mit Koordinationsaufgaben und -talent an und teilt mit, welche Leistungen und Arbeiten er oder sie anbieten kann. Und auf der anderen Seite, wer Unterstützung braucht, ruft bei der Arbeitsgemeinschaft einfach an und diese organisiert dann eine Helferin oder einen Helfer, der in der Nähe verfügbar ist. Die Arbeiten und Dienstleistungen werden ehrenamtlich durchgeführt.
Hilfe im Heim oder im Garten
Die Freiwilligen von der "Arge Bitt schea drum" helfen dabei in vielen Bereichen: so etwa wenn es um anstehende Arbeiten in der Wohnung, im Haus oder im Garten, welche den älteren Mitmenschen ansonsten vielleicht schwer fallen würden, geht. Das Geld, das den Geholfenen dadurch übrig bleibt, das sie einsparen können, steht ihnen somit wieder zur Verfügung und kann beispielsweise für lebensnotwendige Dinge wie Lebensmittel oder Brennholz für den Winter ausgegeben werden.
Keine Konkurrenz-Absicht
Das Angebot dieser Nachbarschaftshilfe soll – so weisen die Obleute Kristian Philipp und Alois Doppler hin – auch nicht in Konkurrenz mit bestehenden Angeboten rund um Pflege, Kommunikation, Freizeitgestaltung oder Fahrten aller Art – etwa Einkauf, diverse Erledigungen, Ausflüge et cetera – stehen, sondern einfach als ergänzende Hilfeleistung angesehen werden.
Ist sinnvoll für beide Seiten
Durch die Zusammenarbeit können einerseits hilfsbedürftige Menschen länger in ihren eigenen vier Wänden leben; und andererseits können hilfsbereite Menschen ihre Fähigkeiten nützen und für eine gute Sache sinnvoll einsetzen und zur Verfügung stellen. Zudem wird eine generationenübergreifende Kommunikation geschaffen und ein Austausch über Gemeindegrenzen hinweg gefördert. Es entstehen soziale Kontakte, ältere Menschen erfahren ganz nebenbei auch Integration ins gesellschaftliche Leben, einer möglichen Vereinsamung im Alter wird vorgebeugt. Darüber hinaus kommt es zu einem besseren Verständnis für die Probleme anderer. Altersarmut kann so vorgebeugt werden.
Hilfe zirkuliert im Heimatort
Die Initiative beziehungsweise die Arge von "Bitt schea drum" hat aber auch die Umwelt im Blick, ein möglichst kleiner ökologischer Fußabdruck ist das Ziel bei allem Tun und Wirken. Die Organisation der Nachbarschaftshilfe durch die "Arge Bitt schea drum" will diesbezüglich einen geografisch koordinierten Einsatz ermöglichen. Durch kluge Koordination, Planung der Ressourcen und Abstimmung der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer soll der Bedarf an Unterstützung so gut wie möglich in der eigenen Heimatgemeinde beziehungsweise im Heimatdorf abgedeckt werden, wodurch beispielsweise lange Anfahrtswege vermieden werden; das vermeidet unnötige Autofahrten und schont somit die Umwelt.
Auch interessant:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.