Fink ist zurück auf Pongauer Boden
Mit lustigen Sequenzen in ihren Kriminalromanen schrieben sich der in Altenmarkt geborene Bernhard Siedau und Markus Pausch, in Radstadt aufgewachsene, in den Lachmuskeln der Krimileser fest. Nach ihrem Erstlingsroman "Todesbeichten" (erschienen bei Federfrei) kommt nun ihr zweiter "Regionlkrimi" in den Handel: "Todesspuren".
Das Bezirksblatt hat nachgefragt:
Finks erster Fall führte ihn in den Ennspongau. Findet auch der zweite Fall auf Pongauer Boden statt?
Siedau: Ja, auch der zweite Fall spielt teilweise im Pongau, nämlich in Obertauern. Die Todesspuren ziehen sich aber auch in die Stadt Salzburg und nach Lignano. Obertauern ist geographisch zwischen den beiden anderen Orten gelegen immer wieder Dreh- und Angelpunkt in der spannenden Geschichte. Gleich zu Beginn wird Inspektor Fink mit einem ganz grausigen Fund nach einer touristischen Schatzsuche auf einer Skipiste konfrontiert.
Obwohl natürlich fiktive Figuren im ersten Buch agieren und auch der Ortsname fiktiv ist, erscheint einem Pongauer Leser das Leben und Erleben schon sehr bekannt. Sind Lebenserfahrungen aus der ländlichen Heimat eingearbeitet?
Pausch: Ja, das ist zweifelsohne der Fall. Man kann ja immer nur glaubhaft über das schreiben, was man selbst erfahren oder kennengelernt hat, auch wenn man das dann bis ins Unkenntliche überzeichnet.
Siedau: Sämtliche Protagonisten sind aber unserer Phantasie entsprungen, gott sei dank. Aber gerade bei (Tat)Orten oder Beschreibungen des Umfelds hat man immer gewisse Bilder im Kopf. Bei den Fahrten des Inspektors "auf den Tauern" hinauf oder zum Beispiel bei der Spurensicherung in Lignano am Strand, sitzt man als Autor quasi immer auf der Schulter des Ermittlers. Und das sollte auch der Leser spüren und sich damit identifizieren.
Was ist Ihrer Meinung nach der besondere Reiz einen Krimi aus der eigenen Heimat zu lesen?
Pausch: Ich glaube, dass es in einer globalisierten Welt zunehmend ein Bedürfnis nach Regionalität gibt. Die CSI-Serien spielen irgendwo weit entfernt von uns. Regionalkrimis sind näher an unserer Realität, und wenn sie humorvoll sind, kann man sogar über die Eigenheiten der eigenen Region lachen.
Siedau: Genau das ist der Punkt. Unser Globus ist durch elektronische Medien ziemlich klein geworden, mit ein paar Mausklicks ist jeder Ort der Welt einsehbar, natürlich auch Miami, um bei CSI zu bleiben. Aber ist es nicht interessanter, etwas über die Nachbargemeinde zu erfahren? Unsere Geschichten sind zwar humorvoll überspitzt, könnten aber in der Realität ohne weiteres passiert sein, und das macht meines Erachtens den besonderen Reiz aus. Wir machen keine Science Fiction, sondern humorvolle und teils schräge Alltagsgeschichten von Orten, die jeder kennt. Wen interessiert schon Miami?
Bringt der neue Fall ähnlichen Unterhaltungswert (komische Sequenzen), wie der erste?
Pausch: Unbedingt. Das ist vielleicht das Wichtigste in unseren Krimis überhaupt, dass sie satirisch und komisch sind. Der Krimi bildet den Rahmen für witzige Dialoge, er eignet sich als Genre dafür besonders gut, weil es ja eigentlich um ganz schreckliche Abgründe geht. Das Grausen und das Lachen liegen sehr nahe aneinander und passen wunderbar zusammen.
Siedau: Wenn wir dem Leser ein Lachen entlocken können, haben wir schon gewonnen.
Warum schreiben Sie über Ihre Heimat?
Siedau: Weil ich mich selber mit meiner Umgebung am besten identifizieren kann. Wenn man eine Geschichte schreibt ist es wichtig, sich darin auch wohlzufühlen. Nur wenn wir als Autoren hinter unserem Krimi stehen und daran glauben, dass dies genau so passieren und auch vor dem geistigen Auge ablaufen hätte können, dann zieht es auch den Leser in seinen Bann. Das geistige Auge wird halt in dem Fall durch die Wirklichkeit der Heimat ergänzt.
Wären Sie selbst gerne Polizisten geworden? Sprich: Steckt auch in Ihnen beiden ein kleiner Fink?
Siedau: In mir nicht, aber mein Sohn, fünf Jahre alt, äußert bereits diesen Berufswunsch. Wenn er alt genug ist, um unsere Krimis zu lesen und dies getan hat, werde ich ihn nochmals ernsthaft danach fragen.
Pausch: Mein Vater ist Gendarm im Ruhestand und hat mir stets verboten, Polizist zu werden :-)
Die sogenannten „Alpenkrimis" erfahren schon seit längerer Zeit einen Boom. Springen Sie auf diesen Zug auf oder haben Ihre Bücher eine ganz spezielle Botschaft?
Pausch: Wir haben unseren ersten Krimi „Todesbeichten“ zu einer Zeit verfasst, wo es das Wort „Regional- oder Alpenkrimi“ noch gar nicht gab, nämlich 2003, und zwar als kriminalistisches Kabarettprogramm, das wir auch mehrere Male aufgeführt haben. 2006 haben wir mit der Kurzfassung des Krimis einen Preis gewonnen in der Tageszeitung „Die Presse“ und 2011 haben wir die Langfassung dann im Federfrei Verlag publiziert. Wir sind also nicht auf einen fahrenden Zug aufgesprungen, sondern haben die Lokomotive vor 10 Jahren selber angeheizt. In der Bewerbung muss man die Schiene aber bedienen und mitziehen, das stimmt. Eine besondere Botschaft habe ich nicht. Ich glaube, dass Botschaften in der Unterhaltungsliteratur auch ziemlich sinnlos wären und nichts bringen würden.
Siedau: Ich sehe das genauso wie Markus, in einer Zeit allgegenwärtiger Botschaften, seien sie oberflächlich oder tiefgründig, muss es auch mal erlaubt sein, einfach herzhaft zu lachen oder zu blödeln. Wir zumindest tun das, wenn wir unsere Bücher schreiben.
Ist es schwer in diesem Genre noch Innovativ zu sein, nach all den vielen Alpenkrimis und vor allem nach/neben Wolf Haas?
Siedau: Zugegeben habe ich bis heute weder einen Wolf Haas noch einen anderen Regionalkrimi gelesen. Wenn ich ehrlich bin, lese ich überhaupt keine Krimis. Das ist aber gerade das spannende für mich an der Sache. Ich bin da komplett unvoreingenommen und überhaupt nicht belastet, sondern gehe einfach mit unserem Schmäh, so wie wir das auch bei unseren Kabaretts gemacht haben, an die Sache heran. Ob Alpenkrimi, Regionalkrimi oder Satirekrimi, es muss Freude bereiten und eine Leichtigkeit hervorrufen, bei mir als auch beim Publikum, sonst ist es nicht echt.
Pausch: Ich glaub, man sollte sich nicht an dem orientieren, was die anderen machen oder schon gemacht haben, sondern daran, was man selber machen will und kann. Sich mit einem Wolf Haas vergleichen zu wollen, wäre sehr vermessen. Es ist sicher schwer, in diesem Genre innovativ zu sein, aber zu zweit fällt es leichter als allein.
Ihre Lieblingsstelle aus Todesspuren ist?
"Im Radio spielte man Gente di Mare von Umberto Tozzi. Dieses
Lied hatte Fink als junger Mann geliebt. Er hatte stets gedacht,
Gentedimare wäre das italienische Wort für Gendarmerie und
das Lied würde von einem jungen Gendarmen handeln."
"So betraten dann schließlich alle drei in CSI-Manier den eingegrenzten
Tatort. Fink ging zuerst die Absperrung im Uhrzeigersinn
ab, ja, er schlich förmlich wie ein indianischer Spurenleser,
und arbeitete sich in konzentrischen Kreisen in die Mitte des
Quadrates vor. Das Bein ähnelte jenem einer Schaufensterpuppe.
Durch die Kälte gefroren und mit einem offenbar ungewöhnlich
sauberen Schnitt vom Körper getrennt, sah es sehr
unwirklich aus. Eigentlich sogar sehr appetitlich. Fink erinnerte
der Oberschenkel an die Keulen, die Wickie und Co. in diversen
Zeichentrickfilmen zu einem Festmahl verspeisten."
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