„Fühle mich hier unsicher!“
Nach einer Prügelattacke fühlt sich eine gebürtige Serbin im Pongau nicht mehr sicher.
„Als ich vor 20 Jahren von Serbien nach Salzburg bzw. in den Pongau kam, fühlte ich mich hier sehr sicher. Nie hätte ich daran gedacht, meine Haustür doppelt abzuschließen. Aber jetzt ist mein subjektives Empfinden ein anderes“, die 41-jährige Serbin, deren Name zu ihrer Sicherheit nicht bekannt gegeben werden soll, wurde kürzlich Opfer der Aggressivität eines Bosniers, der ihres Wissens schon oft auf Frauen und Männer seiner Umgebung losgegangen sein soll.
Partynacht endet auf der Polizeiinspektion
„Ich kenne ‚meinen Angreifer‘ bereits seit zehn Jahren und viele Geschichten seiner aggressiven Handlungen sind mir bekannt, doch niemand traute sich bisher zur Polizei zu gehen. Alle haben Angst vor ihm.“ Die Wahlpongauerin war nachts in das Lokal, in dem der mutmaßliche Täter arbeitet, gegangen, um noch einen „Absacker“ zu nehmen. „Ich saß an der Bar und unterhielt mich mit einem Besucher, als der Barkeeper ohne ersichtlichen Grund hinter der Theke hervorsprang und mich vom Barhocker zu Boden riss. Er schlug mit seinen Fäusten in mein Gesicht und trat mit den Füßen nach mir“, berichtet das Opfer einige Tage nach der Tat, „ich spürte seine Tritte und Schläge am Rücken, dem Kopf, meinen Armen und Beinen. So prügelte er mich regelrecht aus dem Lokal hinaus, um mich im Gastgarten liegen zu lassen.“
Taxifahrer nimmt sich der verletzten Frau an
Das Opfer taumelte zur Straße, ihre Tasche mit Mobiltelefon und Geld war noch in der Lokalität, als sie ein Taxifahrer auflas und zur örtlichen Polizeiinspektion brachte. „Obwohl ich große Angst vor seiner Reaktion habe, wollte ich ihn anzeigen. Dieser Mann darf mit seinem Verhalten nicht länger davon kommen, nur weil jeder Angst vor ihm hat“, so die Pongauerin, die dem mutmaßlichen Täter eine hohe Stellung in Ausländerkreisen zuschreibt. Der mutmaßliche Angreifer sagte auf Bezirksblatt-Anfragen nichts zu den Anschuldigungen der Serbin, sein Anwalt hätte ihm zum Schweigen geraten.
„Der Täter darf damit nicht davonkommen“
Die 41-Jährige sieht die mutmaßliche Tat von der Warte einer Pongauerin mit Migrationshintergrund: „Mich macht traurig, dass es viele Ausländer im Pongau gibt, die sich bestens angepasst haben, die Sprache gelernt und sich einen inländischen Freundeskreis aufgebaut haben – wie ich auch. Wir Pongauer mit Migrationshintergrund werden aber wegen Menschen wie diesem Bosnier von außen immer kritisch beäugt und oft sogar als kriminell abgestempelt.“ Die 41-Jährige will nicht nur Opfer sein, sondern auch Vorbild für andere Männer und Frauen im Bezirk, sich nach Übergriffen nicht einschüchtern zu lassen, sondern Anzeige zu erstatten.
Bezirkspolizeikommandant Josef Nothdurfter ist der mutmaßliche Täter zwar namentlich ein Begriff, mit anderen Handgreiflichkeiten will er ihn aber nicht in Verbindung bringen. Er sieht diese „Angelegenheit“ als Ausnahmefall: „Das Nachtleben im Bezirk ist nicht unsicher. Es gab einen Hotspot in St. Johann, den wir aber mittlerweile durch regelmäßige Kontrollen in den Griff bekommen haben.“
„Dunkelziffer gewalttätiger Übergriffe ist hoch“
Davon, dass viele Opfer von angeblicher Ausländerkriminalität aus Angst nicht zur Polizei gehen würden und es deshalb eine hohe Dunkelziffer gewalttätiger Übergriffe gäbe, will der Polizeikommandant nichts wissen: „Der Pongau ist nicht unsicher, hier muss sich niemand fürchten.“ Das Unsicherheitsgefühl der Serbin ordnet er ihrem subjektiven Empfinden zu. Außer Streit stehen jedenfalls die Verletzungen und blauen Flecken des Opfers. „Ich werde mir einen Anwalt nehmen und trotz aller Drohungen nicht von meiner Anzeige ablassen.“
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